Gesundheitsrisiko Asbest-Alarm in Magdeburg: 7900 Wohnhäuser sind gefährdet
In Magdeburg sind rund 7.900 Wohnhäuser mit asbestbelastetem Baumaterial gebaut worden, was ein ernsthaftes Gesundheitsrisiko darstellt. Die IG Bau warnt vor den Gefahren bei Sanierungen und fordert Maßnahmen zum Schutz der Bürger.
Magdeburg/vs - Um die Klimaneutralität der EU bis zum Jahr 2050 zu erreichen, müssen in ganz Europa die Altbauten saniert und modernisiert werden. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt Bau (IG Bau) Altmark-Börde-Harz warnt in einer Pressemitteilung vor einer unsichtbaren Gefahr für alle: Knapp 44 Millionen Tonnen von Baumaterial sind mit Asbest belastet.
Asbest verbaut: Die Gefahr kann überall lauern
"In den vier Asbest-Jahrzehnten von 1950 bis 1^990 wurden in Magdeburg rund 7.900 Wohnhäuser mit 62.900 Wohnungen neu gebaut. Das sind 23 Prozent aller Wohngebäude der Stadt. Dazu kommen Gewerbegebäude, Garagen, Ställe und Scheunen in der Landwirtschaft", lässt sich Michél Eggert von der IG Bau auf Basis einer Studie des Pestel-Instituts zitieren. In diesen 7.900 Gebäuden lauere der Gefahrenstoff fast überall.
Lesen Sie auch: Asbest-Gefahr lauert in Sachsen-Anhalt überall
Asbest kann im Putz und sogar in Spachtelmassen und Fliesenklebern sein. Vor allem aber im Asbest-Zement. Daraus wurden vorwiegend Rohre, Fassadenverkleidungen und Dacheindeckungen gemacht.
Gefahren von Asbest in der Bauindustrie
Ein großes Problem ist der schwächer gebundene Spritz-Asbest, bei dem sich die Asbestfasern leichter freisetzen. Er wurde vor allem in Aufzugsschächten sowie Schächte mit Versorgungs- und Entsorgungsleitungen verbaut. "Alles fängt mit Baustaub und dem Einatmen von Asbestfasern an. Bauarbeiter und Heimwerker haben kaum eine Chance, diese Gefahr zu erkennen", weiß Eggert.
Die IG BAU will der drohenden „Asbest-Welle“ auf dem Bau jetzt mit einem Maßnahmenpaket entgegentreten. Mit der „Asbest-Charta“ legt sie einen Maßnahmen-Katalog vor, um vor den Gefahren zu warnen. Vor allem geht es aber um den Arbeitsschutz.
IG Bau will bundesweite "Asbest-Charta"
Die IG Bau fordert einen Schadstoff-Gebäudepass mit unterschiedlichen Gefahrenstufen für die jeweilige Asbest-Belastung eines Gebäudes. So sollen Heimwerker, Bauarbeiter und Bewohner gewarnt werden.
Des Weiteren soll der Bund ein KfW-Förderprogramm "Asbest- Sanierung" schaffen, um die Gebäudesabierungskosten, die bei asbestbelasteten Wohnhäusern zusätzlich entstehen, abzufedern. Dies würde auch eine ordnungsgemäße Entsorgung von alten Asbest-Baustoffen sicherstellen, statt illegaler Asbest-Entsorgung.
IG Bau fordert Schutzmaßnahmen
Die Gewerkschaft will außerdem eine intensive Asbest-Aufklärung: „Bauarbeiter und Heimwerker müssen wissen, wie der optimale Schutz vor Asbest aussieht." Die IG Bau fordert deshalb eine Informationskampagne des Bundes und der Länder.
Auch interessant: Woran erkennt man Asbest und welche Bestimmungen gelten bei der Sanierung?
Warum ist Asbest so gefährlich?
Asbestfasern sind krebserregend. Wer in einem asbestbelasteten Haus wohnt, muss sich eigentlich keine Sorgen machen. Erst bei Sanierungsarbeiten wird es kritisch. Wenn die Asbestfasern sich lösen und über Bausstaub eingeatmet werden, können Asbestose – mit Lungen-, Bauchfell- oder Kehlkopfkrebs entstehen. Der Zeitraum, bis die Krankheit ausbricht, kann dabei bis zu 30 Jahren andauern.