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Zukunft made in Anhalt Zum Tag der Forschung: Hochschule Anhalt zeichnet in Köthen Wissenschaftler aus

Von Jakob Milzner 27.11.2021, 12:00
Wolfgang Weingart (2. v. li.), Träger des Sonderpreises für Lebensleistung, mit Sabine Tischew, Lothar Koppers und Jörg Bagdahn (v. li.)
Wolfgang Weingart (2. v. li.), Träger des Sonderpreises für Lebensleistung, mit Sabine Tischew, Lothar Koppers und Jörg Bagdahn (v. li.) (Foto: Jakob Milzner)

Köthen/MZ - Preise wie Konfetti regnete es am Mittwochabend im Grünen Gebäude der Hochschule Anhalt. Von der Landwirtschaft über Design bis hin zum Straßenbau reichten die Gebiete, in denen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler tätig sind, die zum Tag der Forschung Ehrungen erhielten.

Trotz der Corona-Lage habe man sich entschieden, die Veranstaltung vor Ort durchzuführen, sagte Hochschulpräsident Jörg Bagdahn zu Beginn. Zusätzlich zur 2G-Regelung wurde ein aktuelles negatives Testergebnis vorausgesetzt. Außerdem wurde der Tag der Forschung als Livestream auf Youtube übertragen.

Ulrike Köhl vom Fraunhofer-Zentrum sprach über moderne Medizin

Zumindest bereitete die Pandemie einen passenden Hintergrund für den Eröffnungsvortrag. Darin thematisierte Ulrike Köhl, Leiterin des Fraunhofer-Instituts für Zelltherapie und Immunologie, Fortschritte in der Zell- und Gentherapie.

Während die heutige Medizin zumeist der Linderung von Symptomen diene, nehme die „Medizin von morgen“ zunehmend echte Heilung in den Fokus, sagte Köhl. Dies werde durch neuartige Zell- und Gentherapien ermöglicht. Diese allerdings seien mit „drastisch steigenden Kosten“ verbunden.

Zudem kämen die neuen Methoden bislang vor allem einzelnen Patienten zu Gute und stellten noch kein Mittel gegen die großen Volkskrankheiten dar. Dennoch habe Covid-19 „gezeigt, dass eine schnelle Umsetzung moderner Medizin möglich ist“, betonte Köhl.

„Die Hochschule gehört zu Köthen wie das Rathaus.“

Bernd Hauschild, Oberbürgermeister von Köthen

Im Anschluss begann die Vergabe der Preise. Den Anfang machten die Promotionspreise, die an Karina Engts, Kensho Miyoshi und Klemens Konstantin Ilse gingen. Die Laudatio hielt Ulrike Herbert, Koordinatorin der Graduiertenakademie an der Hochschule Anhalt. Sie würdigte die Dissertation als wesentlichen „Meilenstein in der akademischen Laufbahn“. Während Ilse die Ehrung persönlich entgegennahm, bedankten sich Engts und Miyoshi per Videobotschaft.

Von der Forschung ging es anschließend in die Praxis: Christian Schöne, Leiter des Found it! Gründerzentrums, vergab den Gründungspreis der Hochschule an das 2017 gegründete Unternehmen Omazing, das im Bereich Online-Marketing tätig ist.

Bei der Verleihung des Preises habe man die Innovationskraft, die Unternehmenskultur und die Leistungen für die Hochschule berücksichtigt, sagte Schöne. Grundsätzlich unterstütze die Hochschule Gründungen und sei bestrebt, diese in der Region zu halten. Das ausgezeichnete Start-up habe Arbeits- und Ausbildungsplätze geschaffen und mit der Veranstaltungsreihe „Pitch & Pizza“ zudem eine regionale Diskussionsplattform für junge Gründerinnen und Gründer ins Leben gerufen.

Ingo Schellenberg wurde mit dem Transferpreis der Hochschule ausgezeichnet

Danach waren die Altmeister dran. Zunächst verlieh Hans-Joachim Krokoszinski, Leiter des Forschungs-, Transfer- und Gründerzentrums, den Transferpreis der Hochschule an Ingo Schellenberg. Mit ihm ehre man einen Wissenschaftler, „dessen Erfolge auch den Weg in die Praxis gefunden haben“, erläuterte Krokoszinski.

Einer von Ingo Schellenbergs wichtigsten Innovationsstoffen: Rhabarber. Aus seiner Forschung an der eher für Süßspeisen bekannten Pflanze sind unter anderem ein Rhabarberleder und Kosmetikprodukte hervorgegangen, die durch das Unternehmen Rhubarb Technology vermarktet werden.

Der mit 10.000 Euro dotierte Forschungspreis ging an Eduard Siemens. Mit über 100 Publikationen und rund 80 Patentanmeldungen sei dieser „einer der umtriebigsten Forscher an der Hochschule“, sagte Sabine Tischew, Vizepräsidentin für Forschung, Transfer und Nachhaltigkeit an der Hochschule Anhalt. Siemens ist seit 2010 als Professor für Kommunikationstechnik an der Hochschule tätig und arbeitete unter anderem federführend an einem intelligenten System zur Straßenbeleuchtung mit.

Zuletzt wurde der 80-jährige Wolfgang Weingart für sein Lebenswerk ausgezeichnet. Weingart machte sich vor allem durch Forschung im Bereich des Straßenbaus verdient. In seiner Dankesrede sagte er, zum Schutz des Klimas reiche es nicht aus, den Verkehrsbereich auf E-Mobilität umzustellen. „Wir müssen auch einen CO₂-neutralen Straßenbau einführen“, forderte Weingart.

Auch der Köthener Oberbürgermeister Bernd Hauschild wohnte dem Tag der Forschung bei. „Die Hochschule gehört zu Köthen wie das Rathaus“, sagte er am Rande der Veranstaltung über die Bedeutung der Forschungseinrichtung für die Bachstadt.