Zucht im Tierpark Zucht im Tierpark : Syrischer Braunbär soll vor dem Aussterben bewahrt werden

Köthen - Winterschlaf? Michael Engelmann lächelt bei der Nachfrage. „Die Syrer halten keinen Winterschlaf“, sagt der Chef des Köthener Tierparks und blickt auf den Bären, der sich sein mächtiges Kreuz an den Steinen der Rückwand des Geheges schubbert und dort auf und ab marschiert.
Tatsächlich: „Balou“, so heißt der Recke im feinen Pelz, lässt nicht eine Sekunde erkennen, dass er eventuell müde wäre.
Syrischer Braunbär "Balou" ist neu im Tierpark Köthen
Was die Unruhe angeht: Nicht nur, dass „Balou“, ein syrischer Braunbär, genetisch bedingt im Winter ohne die sprichwörtliche Bärenruhe auskommt, er ist im Köthener Tierpark auch noch ein Neuling.
Einer allerdings, auf den Michael Engelmann große Hoffnungen setzt. Denn „Balou“ ist aus besonderem Grund von Stralsund nach Köthen umgezogen. „Balou“ soll hier mit „Ronja“ Nachkommen zeugen - gesunde junge syrische Braunbären.
Syrischer Braunbär ist vom Aussterben bedroht
Diese Unterart des Braunbären nämlich zählt zu den gefährdeten Arten, kommt wildlebend in ihrer angestammten Heimat, der Levante bis zum Kaukasus, kaum noch vor (nicht zuletzt kriegsbedingt) und wird auch nur in sehr wenigen europäischen Tiergärten gehalten, u.a. in Köthen.
Diese zoologischen Einrichtungen haben sich jüngst unter Federführung des Köthener Tierparks und des Heidelberger Zoos zur „Syriacus Group“ zusammengeschlossen, deren Anliegen es ist, die Unterart rasserein zu erhalten.
Tierpark Köthen: Syrische Braunbären sollen im Frühjahr zusammenkommen
Was dann eben auch die Verpaarung von Tieren mit sich bringt, die eigentlich in weit von einander entfernten Tiergärten leben. „Im Frühjahr“, beschreibt Michael Engelmann seine Wunschvorstellung, „sollen die beiden Bären zusammenkommen.“
Bis dahin ist es „ein wenig schwierig“. „Balou“ ist zwar ein Koloss, 400 Kilo schwer, kaum, dass man den betäubten Bären ins Auto nach Köthen bekommen hat. „Ronja“ ist gerade mal halb so gewichtig - aber (anfangs) bis jetzt hat die Bärendame ihren neuen Verehrer ziemlich heftig abblitzen lassen.
Auch bei Bären muss die Chemie untereinander stimmen
Vielleicht ist sie ja auch noch sauer, weil für den Neuankömmling ihre Schwester „Linda“ das Feld in Köthen räumen und an die Küste umziehen musste. Auch bei Bären gilt: Die Chemie muss stimmen, sonst wird das nichts.
Für „Ronja“, die neun Jahre alt ist (ihr neuer Partner ist mit 20 mehr als doppelt so alt), wäre es der erste Wurf. Für den Tierpark brächte dies neue Herausforderungen mit sich, denn der Nachwuchs bleibt in etwa zwei Jahre lang bei der Mutter und muss dann weitergegeben werden.
Syrischer Braunbär: Nur wenig Zuchtpaare in Europa
„Das heißt, wir müssen weitere fachlich versierte Halter akquirieren“, sagt Michael Engelmann, „die auch entsprechend ausgestattet sind.“
Die geringe Anzahl der möglichen Zuchtpaare in Europa bereitet der „Syriacus Group“ zwar nach wie vor Kopfzerbrechen, aber es gibt auch einen Silberstreif am Horizont. „Armenien ist die neue Bärenhoffnung“, scherzt Engelmann.
Syrische Braunbären werden in Armenien privat gehalten
Der Staat im Kaukasus werde wohl die private Bärenhaltung verbieten. „Und unter den Tieren, die da gehalten werden, sind auch Syrer - allerdings ungeklärten Zustands und Alters.“
Die Gruppe wolle jedoch darüber nachdenken, kurzfristig Unterbringungsmöglichkeiten für Syrische Braunbären aus Armenien zu schaffen. „Für die Zucht wäre das auf alle Fälle sehr interessant.“ (mz)