Zeitiger als sonst Zeitiger als sonst: Die Platanen in Köthen werfen große Teile ihrer Borke ab

Köthen - Von seinem Büro aus blickt Oliver Reinke auf zwei stattliche Platanen. Die Bäume sehen mitgenommen aus. Rings um ihren Stamm liegen große Platten. Der Leiter des städtischen Umweltamtes bleibt dennoch gelassen. „Dass Bäume Teile ihrer Borke abwerfen, kennen wir nicht nur von Platanen“, sagt er. Bei Platanen seien es aber besonders große Platten. „Sorgen braucht sich deshalb keiner machen.“
Auch andere Platanen in Köthen - im Schlosspark zum Beispiel - haben dieser Tage große Teile ihrer Borke abgeworfen. Dieses Phänomen sei normal, sagt Oliver Reinke. Mit einer Einschränkung: Die Bäume werfen ihre Borke eigentlich erst im Spätsommer ab.
Dass die Bäume das überhaupt machen, hängt mit ihrem Wachstum zusammen. Der Leiter des Umweltamtes bringt das sogenannte Kambium ins Spiel, die feine Gewebeschicht zwischen Holz und Rinde. „Das Kambium bildet nach innen Holz und nach außen Rinde“, erklärt er. „Dadurch wächst ein Baum in Breite und Höhe.“
Diese äußeren Platten, bei Platanen Schuppenborke genannt
Platanen bilden - wie andere Bäume auch - eine weitere Außenhaut, die Borke. „Diese äußeren Platten, bei Platanen Schuppenborke genannt, dienen unter anderem dem Schutz des Baumes“, sagt Oliver Reinke. Wächst der Baum, platzt die Borke ab. Sie wächst - anders als das Kambium - nämlich nicht mit.
Wegen der Hitze und Trockenheit passiert das dieses Jahr zeitiger und stärker als sonst. „Der Baum saugt am Tag verstärkt Wasser“, führt Oliver Reinke weiter aus. „Dadurch nimmt der Umfang des Stamms tagsüber ab.“ Er vergleicht diesen Prozess mit dem Ein- und Ausatmen. Nachts, wenn der Baum weniger Wasser saugt, dehnt sich der Stamm wieder aus. Die Borke platzt dadurch jetzt verstärkt ab.
Große Bäume zu gießen, bringt laut des Leiters des städtischen Umweltamtes in Köthen nichts
Die Bäume zu gießen, bringe nichts, macht Oliver Reinke deutlich. Zumindest nicht bei großen und alten Bäumen. Das Gießwasser würde nicht bei ihnen ankommen. Dafür sei das Wurzelwerk zu tief und zu verzweigt.
Jungbäume, Bäume in der Reifephase und Stauden dagegen werden gewässert. „Wir sind jeden Tag mit mehreren Fahrzeugen in Köthen unterwegs“, sagt der Leiter des städtischen Umweltamtes. „Die Großbäume aber müssen in der Lage sein, sich selbst zu versorgen. Es wäre blinder Aktionismus, alte und große Bäume zu gießen.“
Ob die lange Trockenheit den Bäumen bereits geschadet hat, kann Oliver Reinke nicht sagen. Das zeige sich erst in einigen Jahren. (mz)