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Eine Berufung Wolfgang Czech ist seit 50 Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr Köthen

Von Stefanie Greiner 31.10.2017, 09:01
Wolfgang Czech (hier nach einem Elektrobrand) leitete viele Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Köthen.
Wolfgang Czech (hier nach einem Elektrobrand) leitete viele Einsätze der Freiwilligen Feuerwehr Köthen. Archiv/Heiko Rebsch

Köthen - Eines hatte Wolfgang Czech schon als Kind verinnerlicht: „Jeder Feuerwehrmann hat beim Ertönen der Sirene das Feuerwehrhaus aufzusuchen.“ Ging in Köthen der Alarm, war er da. Auch schon als Elfjähriger. Er beobachtete die erwachsenen Kameraden, schaute den ausrückenden Fahrzeugen hinterher.

Seit 50 Jahren ist er selbst als aktiver Kamerad dabei. 1.500 bis 2.000 Einsätze kommen da zusammen. Der Ortswehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Köthen erinnert sich noch genau daran, wie seine Laufbahn begonnen hatte: Eines Tages - wieder einmal ertönte die Sirene - stand er wie so oft am Gerätehaus.

Dieses Mal waren nicht genug Kameraden da. Er sollte mit ausrücken, überlegte gar nicht erst - und rückte mit aus. Als 14-Jähriger.

Junger Brandschutzhelfer bereits im Jahr 1964

Zur Feuerwehr gehörte er da schon ein paar Jahre. „Ich gehe hier seit 1964 ein und aus.“ Er hatte gehört, dass junge Brandschutzhelfer gesucht werden. „Zeigen Sie mir ein Kind, was sich nicht für die Feuerwehr interessiert“, merkt der 64-Jährige an. Er und seine Kumpels meldeten sich.

In einem Container auf dem Hof des Gerätehauses schulte ein Kamerad die Kinder und Jugendlichen. Sie hatten einmal pro Woche jeweils zwei Stunden lang Ausbildung. 1967 war Schluss. Da musste die Gruppe vorübergehend aufgelöst werden, denn der Ausbilder hatte aus beruflichen Gründen keine Zeit mehr.

Den Nachwuchs ziehen lassen? Das wollte der damalige Wehrleiter nicht. Mit Einverständnis der Eltern durften die jungen Kameraden bleiben, obwohl es keine Kinder- und Jugendgruppe mehr gab.

Wolfgang Czech war immer einsatzberiet, auch mit Funkgerät in der Schule

Von der Feuerwehr war Wolfgang Czech zu dieser Zeit längst gefesselt. Der Junge hatte ein Funkgerät in seiner Schultasche. Wurde er alarmiert, stürzte er los. 1968/69 machte er die Dienstanfängerlehrgänge mit. Er musste wählen: Einsatzkraft, technische Kraft oder Führungskraft. „Ich hatte mich entschieden, Einsatzkraft zu werden“, sagt er. Denn er wollte helfen, Menschenleben retten.

Bei Einsätzen dabei zu sein, war ihm immer wichtig. Auch später noch, als er längst Führungsaufgaben übernommen hatte. Für Einsätze ließ er alles stehen - selbst den Einkaufswagen im Supermarkt.

„Ein Feuerwehrmann hat immer Bereitschaft“, sagt er. Jeden Tag. Zu jeder Tages- und Nachtzeit. Seine Familie steht hinter ihm, wofür er sehr dankbar ist. Hätten Angehörige kein Verständnis, macht er deutlich, wäre das nicht möglich. Auch mit seinem Job konnte der gelernte Elektromaschinenbauer seine Berufung immer gut vereinbaren.

Wolfgang Czech gibt sein Wissen gern an den Nachwuchs weiter

Die Einsätze sind das eine. Hinzu kommen wöchentliche Ausbildungsdienste. Die eigene Ausbildung, die Ausbildung anderer. „Wir bilden unseren Nachwuchs selbst aus“, sagt er. Wolfgang Czech gibt sein Wissen gern weiter.

Die Nachwuchsarbeit liegt ihm am Herzen. „Ich komme selbst aus einer Kinder- und Jugendgruppe“, merkt er an. „Deshalb lege ich da auch sehr großen Wert drauf.“ Auch viele seiner Kameraden hätten als Kinder und Jugendliche in Köthen angefangen.

Wolfgang Czech machte zahlreiche Ausbildungen, wurde befördert. 1970 zum Feuerwehrmann, 1971 zum Oberfeuerwehrmann, 1975 zum Hauptfeuerwehrmann. Zwischendurch hatte er seinen Grundwehrdienst geleistet. 1977 machte er einen Gruppenführerlehrgang. In den 80er Jahren wurde er Zugführer, machte ein Fernstudium, um Leitungsaufgaben übernehmen zu können.

50 Jahre aktiver Dienst bedeuten auch 50 Jahre schwierige Einsätze

Er leitete den Abschnitt Köthen, war später stellvertretender Stadtwehrleiter und stellvertretender Ortswehrleiter, danach Stadtwehrleiter und Ortswehrleiter. Heute ist er Ortswehrleiter.

Der Feuerwehrmann hat zahlreiche Auszeichnungen bekommen. Zum Beispiel 1997 das silberne Brandschutzehrenzeichen am Bande vom Ministerpräsidenten.

50 Jahre aktiver Dienst bedeuten auch 50 Jahre schwierige Einsätze. Furchtbare Brände, schwere Verkehrsunfälle, entsetzliche Unglücke. Menschenleben zu retten, ist seine Berufung. Nicht immer aber konnten Wolfgang Czech und seine Kameraden retten. Einsätze, bei denen tote Kinder geborgen werden mussten, waren für den Feuerwehrmann besonders schlimm.

„Niemals einen Kameraden belächeln, der Probleme hat“ – miteinander Reden

Nach solchen Einsätzen gilt: Kein Kamerad soll seine Erlebnisse allein verarbeiten müssen. Die Einsatzkräfte setzen sich zusammen, reden miteinander und haben eine Devise: „Niemals einen Kameraden belächeln, der Probleme hat.“ Und bei Einsätzen immer akzeptieren, wenn jemand etwas nicht machen kann. Das war und ist Wolfgang Czech wichtig.

Er schätzt die Bereitschaft der Einsatzkräfte, anderen Menschen zu helfen. Bedingungslos. Ehrenamtlich. Freiwillig. Seine Kameraden sind wichtige Wegbegleiter geworden. Über Einsätze hinaus.

Der Feuerwehrmann kann viele Geschichten aus seiner Laufbahn als aktiver Kamerad und Führungskraft erzählen. Nächstes Jahr endet ein Kapitel: das des Ortswehrleiters. Im März sind Neuwahlen. Wolfgang Czech will nicht erneut kandidieren, um Platz für einen Jüngeren zu machen.

Leicht fällt ihm diese Entscheidung nicht. Das räumt der Mann ein, der einst der jüngste aktive Kamerad war und heute der älteste ist. (mz)

Seit seinem elften Lebensjahr gehört Wolfgang Czech zur Freiwilligen Feuerwehr Köthen. Mit 14 Jahren wurde er aktiver Kamerad.
Seit seinem elften Lebensjahr gehört Wolfgang Czech zur Freiwilligen Feuerwehr Köthen. Mit 14 Jahren wurde er aktiver Kamerad.
Heiko Rebsch