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Alter Plan braucht frische Energie Wo klemmt es beim Radverkehrsentwicklungskonzept der Stadt Köthen?

Von Matthias Bartl 11.09.2020, 13:11
Entlang der Straße von Wülknitz nach Dohndorf hätte die Stadt Köthen gern einen begleitenden Radweg, um die Ortsteile Löbnitz und Dohndorf besser anzubinden und den Rad- vom Autoverkehr zu trennen. Der Haken: Bei der derzeitigen Überarbeitung des Landesradverkehrsnetzes scheint dieser Abschnitt keine Rolle zu spielen - müsste er aber, denn Bauherr an der Landesstraße wäre nicht die Stadt, sondern das Land.
Entlang der Straße von Wülknitz nach Dohndorf hätte die Stadt Köthen gern einen begleitenden Radweg, um die Ortsteile Löbnitz und Dohndorf besser anzubinden und den Rad- vom Autoverkehr zu trennen. Der Haken: Bei der derzeitigen Überarbeitung des Landesradverkehrsnetzes scheint dieser Abschnitt keine Rolle zu spielen - müsste er aber, denn Bauherr an der Landesstraße wäre nicht die Stadt, sondern das Land. Ute Nicklisch

Köthen - Georg Heeg war nach dem Vortrag und einem schnellen Studium der Unterlagen erst einmal leicht angesäuert. „Der Radweg R1“, bemängelte der CDU-Stadtrat nach der Kontrolle der den Unterlagen beigefügten Karte, „ist in Köthen nicht einmal eingezeichnet.“

Auch andere Dinge zum Thema Radweg seien in entweder nicht vorhanden oder überholt. „Die Pläne haben“, so Heegs Verdikt in der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaft, Verkehr und digitale Infrastruktur, „mit der Realität in Köthen wenig zu tun.“

Die Abgesandten der Verwaltung im Ausschuss nahmen die Kritik gelassen zur Kenntnis. Hatten diese möglicherweise schon erwartet. „Der Plan ist in die Jahre gekommen“, bestätigte Baudezernentin Ina Rauer.

Durch Corona-Pandemie habe „sich das Fahrrad als Verkehrsmittel der Stunde entwickelt“

Insofern war es durchaus notwendig, dass die Linke per Antrag die Verwaltung aufgefordert hatte, den Stand des Radwegekonzepts im Fachausschuss vor- und Weiterentwicklungsoptionen darzustellen. Die Corona-Pandemie habe mit sich gebracht, dass „sich das Fahrrad als Verkehrsmittel der Stunde entwickelt“ habe, hieß es: Die Linke wusste sogar, warum die Köthener radeln: der Umwelt zuliebe, wegen der sportlichen Betätigung „und nun auch aus Angst vor Corona-Ansteckung“.

Mag es darüber hinaus auch noch andere alltäglichere Motivationen zur Nutzung des Rades geben, zum Beispiel um ohne viel Aufwand in einer kleinen Stadt von A nach B zu kommen, so steht die Stadt vor der Aufgabe, ganz gleich aus welchem Grund, die Möglichkeiten für das sichere und gesicherte Radfahren auszubauen.

Bereits 2013 wurde ein Radwegeverkehrskonzept entwickelt

Mit dieser Begründung hatte man bereits 2013 ein Radwegeverkehrskonzept entwickelt und es bisher in kleinen Schritten abzuarbeiten begonnen. Sechs der im Konzept aufgeführten Maßnahmen sind bereits umgesetzt, zum Beispiel der Neubau des Radwegs zwischen Hohenköthener und Lelitzer Straße und die Sanierung der Gehwege in der Langen Straße

Die meisten der 47 Vorhaben innerhalb des Konzepts stehen freilich noch unter der Überschrift „nicht umgesetzte Maßnahme“. Darunter finden sich ein paar richtig große Brocken, sowohl von der Seite her, gegen welche Zahl an Kraftfahrzeugen pro Stunde die Radfahrer geschützt werden müssen, als auch von der anzunehmenden finanziellen Seite her.

Da geht es exemplarisch um beidseitige Radwege zwischen Kastanienstraße und Elsdorfer Straße oder um Radwege in der Lohmannstraße. Auch ein Radweg auf der Bernburger Straße zwischen Maxdorfer und Langer Straße wäre ebenso not- wie aufwendig.

Mehr Förderprogramme für die Umsetzung von radverkehrsfördernden Maßnahmen

Ob es in absehbarer Zeit dazu kommen wird, wenigstens einzelne der ambitionierteren Vorhaben umzusetzen, wird im wesentlichen von der Bereitstellung der Mittel abhängen. Da konnte Jan Dornbusch, oberster Stadtentwickler in Köthen, zumindest auf ein leichtes Leuchten am Horizont aufmerksam machen.

Seit kurzem stünden für die Umsetzung von radverkehrsfördernden Maßnahmen mehr Förderprogramme zur Verfügung, darunter „Klimaschutz durch Radverkehr“ und das aus dem politisch verfügten Abschied von der Kohle resultierende Strukturstärkungsgesetz. Beide Programme werben mit bis zu 100-prozentiger Förderung, ob aber Köthen überhaupt eine Chance hat, aus diesen Töpfen Mittel zu erhalten, blieb völlig offen.

Ein von der Stadt gewünschter Radweg findet sich in der Maßnahmenliste des Konzepts nicht

Ein von der Stadt gewünschter Radweg findet sich in der Maßnahmenliste des Konzepts nicht. Aus gutem Grund: Der Radweg von Wülknitz bis Dohndorf/Löbnitz wäre zwar für die Stadt wichtig, um die Ortsteile besser ins Radwegenetz einzubinden, der Bau aber eine Angelegenheit des Landes, da der Radweg eine Landesstraße begleiten würde.

Da stimmt es weniger froh, dass bei der Überarbeitung des Landesradverkehrsnetzes ausgerechnet diese Anbindung (wie auch der Radweg Arensdorf-Baasdorf) überhaupt keine Rolle spielt, weil seitens des Landes nur bestimmte Hauptachsen betrachtet wurden. Die Stadt jedenfalls will versuchen, beide Strecken als wesentliche Anbindung an den überörtlichen Radweg R1 in das Landesnetz nachträglich aufnehmen zu lassen. (mz)

Einst vielgenutzt, sind die Fahrradboxen am Köthener Schloss längst nicht mehr im Dienst. Im Interesse der Radtouristen sollten neue Boxen installiert werden.
Einst vielgenutzt, sind die Fahrradboxen am Köthener Schloss längst nicht mehr im Dienst. Im Interesse der Radtouristen sollten neue Boxen installiert werden.
Ute Nicklisch