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Wieder Ordnung in der Buchhaltung

Von HELMUT DAWAL 23.01.2009, 17:13

KÖTHEN/MZ. - Gerhard Rutsche, der ebenfalls für das Präsidentenamt kandidierte, erhielt 26 Stimmen. Die Entscheidung fiel allerdings erst in einem zweiten Wahlgang. Der erste war ungültig, weil sich aus unerklärlichen Gründen in der Wahlurne drei Stimmzettel mehr befanden als Wahlberechtigte im Saal waren. Die Prozedur musste daher wiederholt werden, mit den Stimmzetteln aus der ersten Runde wurde der Aktenvernichter gefüttert.

Sportliche Erfolge des VfL spielten zur Versammlung keine Rolle. Vielmehr ging es um die wirtschaftliche und finanzielle Basis des Vereins, um die es bis Ende des Jahres 2007 offensichtlich nicht sonderlich gut bestellt war. Im November 2007 soll der Verein sogar kurz vor der Zahlungsunfähigkeit gestanden haben. Jetzt ist Stabilität eingezogen. Das war dem Bericht von Monika Wengler zu entnehmen. Sie ist seit elf Monaten die kaufmännische Angestellte beim VfL und hat in dieser Zeit viele Dinge geordnet, die vom damaligen Geschäftsführer, von dem sich der VfL inzwischen getrennt hat, wohl recht locker gehandhabt worden waren.

"Ich habe eine ungeordnete und oft recht merkwürdige Buchhaltung vorgefunden", beschrieb sie die Situation. Allein in der Buchhaltung des Jahres 2007 habe es rund 150 Mängel gegeben, die es zu beheben galt. Monika Wengler hat nach eigenen Worten unter anderem die Buchhaltung völlig neu aufgebaut, eine exakte Kontierung eingeführt und die Mitgliederkartei neu aufgestellt. Dass die Mitglieder wieder mehr Vertrauen zur Geschäftsführung haben, machte sie auch daran fest, dass die Zahl der Lastschriftverfahren für die Mitgliedsbeiträge wieder gestiegen ist.

Klaus Hinze, in den vergangenen zwei Jahren Schatzmeister, dankte Monika Wengler ausdrücklich für deren Arbeit, die sie für die Hälfte dessen, was der ehemalige Geschäftsführer erhalten hat, geleistet habe. Lobende Worte zollte ebenso Steuerprüfer Jörg-Rüdiger Fischbeck, der einschätzte, dass die Qualität der Buchhaltung deutlich zugenommen habe. Nach Fischbecks Ausführungen wirken die Jahre, in denen beim VfL Fußball gespielt wurde, noch immer nach, allerdings im negativen Sinne. So habe das Finanzamt die Abrechnungen der Jahre 1998, 1999 und 2000 geprüft und erhebliche Mängel festgestellt. Eine Steuerfestsetzung für diese Jahre sei noch nicht erfolgt, sie werde aber kommen, kündigte er an. Die Frage eines Vereinsmitgliedes, in welcher Höhe sich die Nachzahlungen bewegen werden, blieb offen.

Während der Jahresabschluss für 2007 noch nicht komplett vorliegt, konnte für 2008 eine vollständige Übersicht zur Finanzlage gegeben werden. Den Einnahmen aus Mitgliedsbeiträgen, städtischem Zuschuss und Sponsorengeldern von insgesamt rund 194 000 Euro stehen Ausgaben von rund 187 000 Euro gegenüber. Ein Teil des Geldes wurde auch verwendet, um die Bedingungen für den Sportbetrieb zu verbessern. Angeschafft wurden u.a. ein fahrbarer Großregner, neue Sicherheitsnetze, die demnächst aufgehängt werden sollen, sowie neue Gerätschaften für die Tischtennisspieler und die Kraftsportler. Auch die Hoch- und Weitsprunganlage wurde ausgebaut. Investitionen in solchem Umfang habe es beim VfL bislang nicht gegeben, äußerte Monika Wengler.

Gleich drei Kraftsportler bewarben sich um Funktionen im Präsidium, was Herwig Karius von der Abteilung Schach nicht gefiel. "Sollten sie gewählt werden, hat der Kraftsport die Dominanz", befürchtete er. Was aber nicht alle so sahen. Jede Abteilung habe die Chance gehabt, Kandidaten aus ihren Reihen zu stellen.

Tatsächlich sind nun drei Kraftsportler im VfL-Präsidium. Steffen Reisbach versicherte in einem MZ-Gespräch jedoch, nicht einzelne Abteilungen, sondern den gesamten Verein nach vorn bringen zu wollen. "Wir machen einen kompletten Neuanfang. Das sollte mit dem Generationswechsel, der sich jetzt im Präsidium vollzogen hat, möglich sein", so der Präsident.