1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Warum zwei Köthener am Sonnabend 161 Kilometer durch Berlin laufen wollen

„4-Takter“ auf besonderer Strecke Warum zwei Köthener am Sonnabend 161 Kilometer durch Berlin laufen wollen

Von Robert Martin Aktualisiert: 12.08.2021, 09:54
Die Trikots sind bedruckt, die Vorfreude ist groß: Am kommenden Samstag wollen die „4-Takter“ um Sebastian Schwab (links) und Dirk Herrmann am Mauerweglauf in Berlin teilnehmen.
Die Trikots sind bedruckt, die Vorfreude ist groß: Am kommenden Samstag wollen die „4-Takter“ um Sebastian Schwab (links) und Dirk Herrmann am Mauerweglauf in Berlin teilnehmen. (Foto: Robert Martin)

Köthen/MZ - Es wird ein früher Start in einen langen und ereignisreichen Tag: Samstagmorgen um halb fünf werden sich Dirk Herrmann und Sebastian Schwab gemeinsam mit zwei weiteren Mitstreitern aus Köthen auf den Weg in die Bundeshauptstadt machen. Dort angekommen, werden sie abwechselnd in einer Viererstaffel insgesamt 100 Meilen durch Berlin laufen - umgerechnet 161 Kilometer. Wenn alles nach Plan läuft, sind sie noch am selben Abend im Ziel der neunten Ausgabe des Mauerweglaufs, einem Ultramarathon.

Köthener Läufer waren auf der Suche nach etwas Ausgefallenem

Warum sie das machen? Es ist die Suche nach „etwas Besonderem, etwas Ausgefallenem“, die sie antreibe, wie Dirk Herrmann erklärt. Dazu kommt eine Faszination für die Geschichte, denn es sind ganz besondere 161 Kilometer: Gelaufen wird entlang der früheren Grenze rund um das westliche Berlin. Wo früher eine Mauer stand, kommen Läufer aus aller Welt zusammen. Um sportliche Höchstleistungen zu erbringen und um dabei der Geschichte zu gedenken. „Es ist nicht nur Laufen, sondern auch die Historie“, fasst Herrmann zusammen. Dass Top-Athleten dabei sind, sei ein weiterer „toller Ansporn“, sagt der 43-Jährige.

Start und Ziel ist im Jahn-Sportpark im Gesundbrunnen, die Strecke führt in diesem Jahr im Uhrzeigersinn durch Mitte, Kreuzberg und Neukölln nach Potsdam und von dort nach Norden, bevor sie wieder am Ausgangspunkt endet. Die Viererstaffeln haben dafür ab halb acht 27 Stunden Zeit. Sonntagmorgen um halb elf müssen sie die Ziellinie überschritten haben.

Ob sie das schaffen? Davon sind die beiden fest überzeugt. „Wir haben eine grobe Orientierung, aber es steht und fällt immer mit Wetter und der Tagesform“, erklärt Dirk Herrmann: zu warm sollte es nicht sein. Ein Finish in 15 Stunden sei aber ein realistisches Ziel - bei zehn bis zwölf Kilometern in der Stunde.

Ein weiterer Grund für ihre Überzeugung: Es ist nicht ihre erste Teilnahme am geschichtsträchtigen Ultramarathon. 2018 liefen Sebastian Schwab und Dirk Herrmann den Mauerweglauf als Zweierstaffel in 19 Stunden, landeten auf dem zehnten Platz. 2019 nahmen sie erneut teil, 2020 fiel der Lauf pandemiebedingt aus.

Veranstaltet wird der Mauerweglauf seit 2011. Er findet immer am Wochenende rund um den 13. August, den Start des Mauerbaus, statt. Auch wenn er dieses Jahr wieder durchgeführt werden kann, macht Corona diesen Mauerweglauf anders. Das Hygienekonzept sieht neben der 3G-Regel (geimpft, genesen, getestet) und Maskenpflicht im Start und Ziel im Stadion auch vor, dass die große feierliche Siegerehrung ausfällt. Stattdessen holen die Teilnehmer ihre Medaillen später ab.

Mentale Stärke erforderlich - Männer rechnen mit schmerzhaftem Tag

Der kommende Samstag ist bereits klar vorgeplant. Sebastian Schwab wird die erste und längste Etappe laufen, die 59,2 Kilometer lang ist. Sie wird ihn durchs Brandenburger Tor und am Checkpoint Charlie vorbeiführen. „Es ist eine coole Strecke“, sagt der 37-Jährige. Danach laufen die beiden anderen Mitstreiter, die sie über den CFC Köthen kennengelernt haben, bevor Dirk Herrmann den 34 Kilometer langen letzten Teilabschnitt absolvieren wird.

Bei aller Vorfreude ist eines klar: Es ist eine körperliche Höchstleistung. Um diese Strecken erfolgreich laufen zu können, bedarf es einer überdurchschnittlichen Kondition. Sowohl Sebastian Schwab als auch Dirk Herrmann laufen mehrmals pro Woche, insgesamt 40 bis 50 Kilometer. Sie kennen sich auch mit den Strapazen aus. „Machen wir uns nichts vor, irgendwann schmerzt es einfach. Da trennt sich dann die Spreu vom Weizen“, erklärt Sebastian Schwab. Laufen habe auch viel mit mentaler Stärke und dem Willen zur Überwindung zu tun, ergänzt Dirk Herrmann: „Wenn der Kopf sagt, es geht nicht mehr, kann der Körper meist noch viel mehr.“