Sprache als Schlüssel Warum die Köthener Kita „Spatzennest“ beim bundesweiten Sprachkita-Programm dabei ist

Köthen/MZ - Kinder sollten sich mitteilen können. Mit Worten. Verstanden werden und andere verstehen. Ihre Gefühle, Wünsche und Bedürfnisse zum Ausdruck bringen. Die Dinge um sich herum benennen können. „Kinder sollen merken, dass Sprache ein Instrument ist“, macht Christiane Lange, Fachberaterin für Sprachkitas, deutlich.
Seit zehn Jahren gibt es diese Sprachkitas nun schon. Die integrative Kindertagesstätte „Spatzennest“ in der Mühlenbreite in Köthen ist eine davon. Kürzlich hat Kita-Leiterin Martina Thomas erfahren, dass die Einrichtung aus dem Bundesprogramm „Sprach-Kitas: Weil Sprache der Schlüssel zur Welt ist“ eine zusätzliche Förderung bekommt. Die Stunden ihrer Fachkraft für sprachliche Bildung können damit aufgestockt werden.
„Wir sensibilisieren unser Team dafür, die Sprache als pädagogisches Instrument zu nutzen“, macht Nicole Koch deutlich. Sie arbeitet seit 2002 in der Kita, seit 2011 mit dem Fokus auf Sprache - zunächst auf einer halben Stelle, hinzu kam eine halbe Stelle als Erzieherin. Die Förderung macht daraus jetzt eine volle Stelle als Fachkraft für sprachliche Bildung.
„Die Kinder sollen die Pädagogen als sprachliche Vorbilder sehen“, sagt Nicole Koch. Das setzt voraus, dass auch ihnen die Bedeutung der Sprache als Instrument bewusst ist. In regelmäßigen Fortbildungen tauschen sich die Mitarbeiter darüber aus.
Sprachbildung passiert in der Kita in den alltäglichen Situationen
Sprachbildung passiert in der Kindertagesstätte in alltäglichen Situationen: beim Spielen, beim Händewaschen, beim Spazieren. Die Pädagogin erkennt Sprachanlässe und fördert diese. Der Vorteil gegenüber anderen Kitas: Die Fachkraft für sprachliche Bildung gehört als zusätzliche Mitarbeiterin zum Kita-Team.
„Sprache ist der Grundstein für alles weitere“, sagt Christiane Lange. „Sprache durchzieht das ganze Leben.“ Deshalb sei es wichtig, dass Kinder zeitig lernten, sich über Sprache auszudrücken. Während ihrer eigenen Ausbildung zur Erzieherin sei dieser Punkt im Kita-Alltag oft zu kurz gekommen. Bei ihrem Studium der angewandten Kindheitswissenschaften habe sie eine andere Perspektive auf Kindheit bekommen. „Kinder brauchen eine Lobby. Das hat mir in der Ausbildung gefehlt“, betont die Köthenerin. „Ich habe mich schon immer mehr als Vermittler oder Begleiter gesehen. Als Partner für die Kinder, die Jüngsten in unserer Gesellschaft.“
Als Fachberaterin für Sprachkitas betreut Christiane Lange mehrere Einrichtungen. „Die Kitas kommen im Verbund landkreis- und trägerübergreifend zusammen.“ So könnten die Fachkräfte voneinander lernen und Erfahrungen austauschen. Coronabedingt mussten die Netzwerktreffen eine Zeit lang ausfallen. Vor einigen Wochen kamen Sprachkita-Vertreter in Reppichau zusammen.
Eine weitere Säule der Sprachkitas neben der alltagsintegrierten sprachlichen Bildung ist die inklusive Pädagogik. Wobei damit nicht gemeint ist, ausschließlich Kinder aus Familien zu integrieren, die zu Hause eine andere Sprache sprechen. Es geht vielmehr darum, allen Kindern die gleichen Chancen zu geben, auf individuelle Bedürfnisse einzugehen. Denn nicht jedes Kind hat die gleichen Voraussetzungen, um Sprache zu lernen.
Zusammenarbeit mit den Elten der Kinder ist ein Schwerpunkt des Bundesprogramms
Die Zusammenarbeit mit den Familien der Kinder - und das ist der dritte Schwerpunkt des Bundesprogramms - ist dabei ganz entscheidend. Elternnachmittage werden organisiert, Gruppenangebote und Thementage durchgeführt, um ihnen zu zeigen, wie Sprachbildung auch zu Hause stattfinden kann.
„Ich möchte das nicht mehr missen“, macht Martina Thomas deutlich. Die Kita-Leiterin erklärt, dass sich durch das Programm bei allen pädagogischen Fachkräften der Blick auf Sprache verändert habe. Die Arbeit als Sprachkita sei sehr wertvoll und produktiv - für Kinder und Erwachsene. Sie hofft, dass das Programm nach 2022 - so lange läuft es bislang - verlängert wird.