Von allen Seiten Riemen- und Dollenbruch
AKEN/MZ. - Und so ist es nicht verwunderlich, dass sich am Samstag eine illustre Schar Gratulanten eingefunden hatte, als der Ruder-Club Aken e. V. im Woodward-Saal seinen 90. Geburtstag feierte. Gekommen waren u. a. der Vorstand des Ruderverbandes Sachsen-Anhalt Hans Ritter, der Anhalt-Bitterfelder Landrat Uwe Schulze, der Akener Bürgermeister Hansjochen Müller und zahlreiche Vertreter befreundeter Wassersport- und anderer Vereine.
Gemeinsam blickte man vor dem anschließenden großen Sportlerball zurück auf den Beginn und die Geschichte des Ruderns in der Elbestadt Aken. Die zwölf Gründer von 1919 waren nach den Worten des jetzigen 1. Vorsitzenden des Ruder-Clubs Aken, Peter Brüning, "gerade erst mit einigermaßen heiler Haut dem ersten Weltkrieg entkommen, und sie wollten jetzt alles anders und besser machen. Sie suchten eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, in der sie ihre Gedanken austauschen und gemeinschaftlich Sport treiben und einfach das Leben, mit dem sie eben noch davongekommen waren, genießen konnten." Dementsprechend hätten sie ihren Verein zunächst "Girosbund" genannt, denn es habe ja eine runde Sachen werden sollen - der Kreis wurde zum Vereinswappen. Er spielt auch noch heute im Vereinswappen eine tragende Rolle.
Das erste Bootshaus war eine Wellblechgarage, gesponsert vom Chef einer Speiseölfabrik. Und beim Sport wurde so gut wie alles getrieben, was es gab. Aber, so Brüning, "vor allem gerudert, gerudert, gerudert". Das fand dann auch im Vereinsnamen seinen Niederschlag, und 1922 startete die erste Akener Vierermannschaft in einem Rennen während der Regatta in Grimma.
Es kamen neue Leute, mit ihnen auch neue Boote, so dass bald ein neues Bootshaus nötig wurde. Und trotz aller finanzieller Opferbereitschaft der Mitglieder und Eigenleistungen wurde der Bau, der von Ernst Winkelmann jr. projektiert wurde, zu einer existentiellen Bedrohung. Aber: 1925 konnte er dennoch eingeweiht werden.
Während der Nazi-Zeit kamen auch etliche Akener Ruderer im Krieg um und der Sportbetrieb nach und nach zum Erliegen. "Und abgesehen von einigen ,wilden' Bootsnutzungen gab es in den Jahren von 1945 bis 1948 keine rudersportlichen Aktivitäten", sagte Peter Brüning während seiner Rede zur Geburtstagfeier.
Doch dann, 1948, regten sich wieder erste Bemühungen, und im Ruder-Club existierten noch fünf einsatzfähige Boote. Es fanden sich sieben Sportfreunde, innerhalb der Sparte Wassersport der TSG Aken wurde die Gruppe Rudern gegründet. 1949 folgte der erste Regattastart in Magdeburg, 1950 der erste Regattasieg. Es ging nun wieder stetig bergauf.
Weitere Eckdaten: 1957 erste Akener Ruderregatta, 1961 erster Meistertitel für eine Akener Mannschaft in Berlin Grünau, 1969 wird Aken zum Trainingszentrum Rudern, und 1974 - im besten Jahr der Akener Ruderer mit über 100 Siegen - wird die Sektion Rudern der BSG Stahl Aken erfolgreichste Rudersektion des Bezirkes Halle. Jugendliche werden zu Sportschulen delegiert. Einer von ihnen, Roland Schröder, wird 1988 Olympiasieger in Seoul.
Auch nach der Wende und der Vereinsneugründung am 26. Juli 1990 ist viel passiert, z. B. wurden das Bootshaus und das Magazingebäude renoviert. Aber der Nachwuchsbereich bereitet Sorgen. Wer Interesse hat, bei den Akener Ruderern mitzumachen, kann sich zu den festen Trainingszeiten am Bootshaus am Ratswerder einfinden. Das ist jeweils mittwochs ab 17 Uhr und sonntags ab 9.30 Uhr.