Sorgenvoller Blick Verein der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer ringt in Köthen um Mitglieder
Zuletzt sind die Mitgliedschaften des Vereins der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer Köthen und Umgebung signifikant zurückgegangen. Was das für Konsequenzen hat.

Köthen/MZ - Der Verein der Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer Köthen und Umgebung sieht sich mit erheblichen Schwierigkeiten konfrontiert, neue Mitglieder zu gewinnen. In den beiden vergangenen Jahren sank die Anzahl der in dem Verein organisierten Personen von 78 auf 70, was einem Rückgang von mehr als zehn Prozent entspricht.
Das teilte der stellvertretende Vorsitzende, Jürgen Nicht, bei der jüngsten Mitgliederversammlung des Vereins mit, die am Donnerstag im Hotel Stadt Köthen stattfand. Gründe für Austritte seien vor allem Alter, Krankheiten und Besitzübergänge gewesen. Bislang seien die Anstrengungen des Vereins, neue Mitglieder zu gewinnen, vergebens gewesen. Der Versammlung wohnten rund 15 Personen bei.
Der Versammlung des Köthener Ortsvereins am Donnerstag wohnte auch die Präsidentin des Landesverbands Haus und Grund Sachsen-Anhalt bei
Bei dem Verein handelt es sich um die Köthener Ortsgruppe des Zentralverbands der Deutschen Haus-, Wohnungs- und Grundeigentümer. Der Verband ist die zentrale Lobbyorganisation privater Immobilienbesitzer in Deutschland. Für ihre Mitglieder bieten die Ortsvereine gegen einen jährlichen Beitrag Beratungsleistungen zu Themen wie der Modernisierung von Immobilien, Mietvertragsrecht oder Betriebskosten an. Der Jahresbeitrag bemisst sich nach Art und Anzahl der Immobilien im Besitz des Vereinsmitglieds.
Der Versammlung des Köthener Ortsvereins am Donnerstag wohnte auch die Präsidentin des Landesverbands Haus und Grund Sachsen-Anhalt, Nadja Ertmer, bei. Diese konnte ihre Köthener Vereinskolleginnen und -kollegen zumindest in einer Hinsicht beruhigen: Der Mitgliederschwund, so Ertmer, sei nicht nur ein lokales Phänomen, sondern auch auf Landesebene zu beobachten. So habe der Landesverband zu Spitzenzeiten rund 7.000 Mitglieder gehabt, heute seien es dagegen nur noch etwa 4.000. „Wir können da nicht rumjammern, wir müssen uns dem stellen“, sagte die Präsidentin des Landesverbands. Während die Mitgliedschaft im Verband für private Immobilienbesitzer in Westdeutschland „zum guten Ton“ gehöre, sei dies in den östlichen Bundesländern weit weniger der Regelfall.
Die Probleme des Köthener Ortsvereins sind nicht allein personeller, sondern auch finanzieller Natur
Jedoch sind die Probleme des Köthener Ortsvereins nicht allein personeller, sondern auch finanzieller Natur. Habe man im Jahr 2019 noch einen Überschuss von etwa 1.000 Euro erwirtschaftet, weise die Bilanz für 2020 einen Verlust von rund 650 Euro aus, berichtete Jürgen Nicht. „Wir bewegen uns an der Grenze der Wirtschaftlichkeit“, sagte der stellvertretende Vorsitzende.
Zuletzt sorgte ein Fall von Untreue für zusätzlichen Ärger. So habe der langjährige Kassierer des Vereins insgesamt circa 2.500 Euro aus der Vereinskasse unterschlagen, teilte Nicht mit. Der untreue Kassierer habe einer Rückzahlung zugestimmt und überweise nun Raten von 100 Euro im Monat auf das Vereinskonto. Damit erziele man zumindest „eine bessere Rendite als auf der Kasse“, kommentierte die Präsidentin des Landesverbands Nadja Ertmer. Den ehemaligen Mitarbeiter habe man „fristlos entlassen“, komplettierte der stellvertretende Vereinsvorsitzende Jürgen Nicht seinen Bericht.
Die neue Grundsteuer soll ab 2025 gelten
Im weiteren Verlauf der Versammlung wurden auch neue Vorstandsmitglieder gewählt. Melanie Bloßfeld wurde zur neuen Kassiererin ernannt, während Gina Freitag künftig das Amt der Schriftführerin ausfüllt. Otto Kersten soll derweil als neuer Kassenprüfer fungieren.
Mit einem Vortrag der Landesverbandspräsidentin Nadja Ertmer über die Reform der Grundsteuer endete die Mitgliederversammlung. Die neue Grundsteuer soll ab 2025 gelten. Allerdings wird die Neubewertung von Grundstücken auf Basis der Reform erstmals bereits zum 1. Januar 2022 erfolgen. Grundstückseigentümer würden daher gegen Mitte nächsten Jahres Post von den Finanzämtern bekommen, sagte Ertmer. Darin würden Informationen abgefragt, die dann über die Steuersoftware Elster einzureichen seien.
„Das versteht kein Mensch“
Damit verbundene Unsicherheiten für Immobilienbesitzer seien „eine super Chance, neue Mitglieder zu werben“, sagte Ertmer. „Das versteht kein Mensch“, kommentierte sie die Reform. Hingegen heißt es aus dem Presse- und Informationsamt der Bundesregierung, die neuen Regelungen seien „fair, einfach und verfassungsfest“. Ob der Landesverband die Ortsgruppen bei der neuen Grundsteuer unterstützen werde, ließ Präsidentin Ertmer offen.
„Der Landesverband ist nicht für die Ortsverbände zuständig“, sagte sie. „Die werden nicht das Personal haben, nachzuvollziehen, ob ihre Angaben richtig sind“, fügte sie mit Blick auf die Finanzämter hinzu. Und weiter: „Wo kein Kläger, da kein Richter. Man kann auch sagen: Mut zur Lücke.“