1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Umwelt: Umwelt: Tödlicher Gurkeneimer

Umwelt Umwelt: Tödlicher Gurkeneimer

Von claus blumstengel 22.04.2013, 18:26

löbnitz an der linde/MZ - Wut habe sie gehabt, einfach nur eine große Wut, schildert Ivonne Kürbitz aus Löbnitz an der Linde ihr böses Erlebnis vom vergangenen Montag. „Ich bin wie immer mit meinem Hund spazieren gegangen. Wir sind hinter der Kirche am Friedhof und an der Festwiese entlang gelaufen, als ich dort etwas Großes in den Büschen hängen sah“, berichtet sie. Als sie näher kam, stockte ihr der Atem. Ein großer Vogel hing dort etwa 1,70 Meter hoch leblos zwischen den Ästen. Wie es aussah, war er in eine Astgabel gehängt worden. Ein gelber Plastik-Eimer hing dem Tier um den Hals. „Irgendwie sah das aus wie eine Tierfalle“, vermutet Ivonne Kürbitz, die den toten Vogel fotografiert hat. „Ich habe selbst einige Tiere und kann nicht nachvollziehen, wie man so etwas machen kann. Also ich dürfte den nicht erwischen, der das getan hat“, meinte sie noch immer außer sich.

Ihrer Empörung machte Ivonne Kürbitz auch in der Köthener Runde bei Facebook Luft. Die Reaktionen waren einhellig: „Wie kann man sowas tun?“ und „Wie kann ein Mensch nur so tief sinken“, fragten Mitglieder. „Das solche Verbrecher nicht öfter gefasst werden“, bedauerte ein Köthener. Hat das ,böse Tier‘ etwa einem Petri-Jünger einen Fisch geklaut?“, äußerte ein anderer einen Verdacht. Ob es sich um einen Reiher oder einen Kranich handelt, darüber gingen die Meinungen auseinander. In einem war man sich jedoch einig: „Der diesen Vogel getötet hat, muss ein kranker Mensch sein.“ Ein anderes Mitglied dieser Facebook-Gruppe war da schon vorsichtiger: Niemand wisse, wie das passiert ist. „Also sind Anschuldigungen vorerst fehl am Platze“, so der Mann.

„Alles Unsinn“, meinte ein Einwohner von Löbnitz zu der Behauptung, der Graureiher sei getötet worden. Er hatte sich zuvor den toten Vogel und den Ort des Geschehens genau angeschaut. Es sei ein Graureiher, war sich der Mann sicher. Und wie der Reiher zu Tode kam, darüber hat der Löbnitzer seine eigene Theorie: Irgendwo habe wohl dieser Gurkeneimer in der Gegend herumgestanden, mit hochgeklapptem Tragbügel. Höchstwahrscheinlich seien Lebensmittel-Abfälle darin gewesen, die den Reiher anlockten. Der Vogel habe dann einfach seinen Kopf durch den Bügel in den Eimer gesteckt, sei in Panik geraten, als er den starren Draht an seinem Hals spürte, und mit dem Eimer bis in den Busch geflogen, wo er sich quasi aufspießte und verendete.

Diese These vertritt auch Petra Adam vom Max-Planck-Institut für Ornithologie Radolfzell. „Der Graureiher hat in diesem Eimer etwas zu fressen gefunden, sich aber irgendwie verheddert und die Panik gekriegt“, schreibt sie angesichts des Fotos.

Inzwischen hat auch Diplom-Biologe Stefan Fischer von der Staatlichen Vogelschutzwarte Steckby, dem die MZ das Foto übermittelt hat, den Kadaver eindeutig als Graureiher identifiziert.