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Trin'scher Hof bald unterm Hammer

Von Wladimir Kleschtschow 04.08.2008, 18:57

Trinum/MZ. - Es ist der Gasthof "Trin'scher Hof", der am 6. September bei einer Immobilienversteigerung am Holzplatz in Halle unter den Hammer kommt. Bei 25 000 Euro ist das Mindestgebot angesetzt. Wird es mehrere Interessenten geben, könnten sie gegenseitig den Preis noch in die Höhe treiben.

"25 000 - was ist das schon?", sagt Helmut Weber. "Das ist nur ein Bruchteil dessen, was da drin steckt." Der Betreiber des "Trin'schen Hofs" ist alles andere als glücklich, dass sein Besitz auf diese Weise an den Mann gebracht werden soll. Mit ihren Herzen hängen er und seine Frau Anne-Grett am Gasthof. Am 1. Januar 1987 übernahmen sie das Objekt von seinem damaligen Besitzer, der damit keine glückliche Hand hatte.

"Ich war damals in der Gastronomie der Agraringenieurschule Biendorf tätig", erinnert sich Weber, der vom ursprünglichen Beruf eigentlich Schlosser ist. "Der damalige Bürgermeister Trinums hat mich abgeworben." Damals gehörte die Gaststätte dem Konsum und hieß noch nicht "Trin'scher Hof". "Den Namen haben wir uns ausgesucht - angelehnt an die Paschlewwer Mundart", erklärt Helmut Weber. Dann kam die Wende. Zuerst pachteten die Webers das Objekt, im Jahre 1993 haben sie es von der Gemeinde gekauft. "Baujahr ca. 1890 / 1988, teilsaniert 1993-95 für ca. 85 000 Euro", geht der Katalog in aller Knappheit auf diese Zeit ein.

"In all den Jahren hatten wir guten Zuspruch, wir hatten Stammgäste", sagt Weber und zeigt mit dieser Vergangenheitsform unbewusst, dass alles Geschichte ist. Die gute deutsche Küche, Hausmannskost, Bratkartoffel, die frisch gepellt wurden - kein Vergleich mit den modernen Großküchen. "Hochzeiten und Jubiläen wurde bei uns gefeiert", zählt der Noch-Gasthofbesitzer auf und zeigt Fotos, die all diese Feierlichkeiten festhalten.

Warum machen die Webers nicht weiter? "Wir geben nicht aus wirtschaftlichen Gründen auf, sondern aus gesundheitlichen", betont Helmut Weber. "Wir beide sind nicht mehr die jüngsten, die Gesundheit lässt eben zu wünschen übrig." Der einzige Sohn der Eheleute ist in Dresden selbstständig und kann das Gasthaus nicht übernehmen. Deshalb bemühten sie sich - allerdings nicht intensiv genug - um einen Nachfolger. Ein Ehepaar sei sehr interessiert gewesen, habe aber nach Banken-Finanzierungsabsagen von der Sache Abstand genommen. Andere Angebote waren unseriös. So blieb nichts anderes, als das Auktionsunternehmen einzuschalten.

Helmut Weber ist sehr betroffen, dass das Gasthaus nun fast schon als ein Ladenhüter versteigert wird. "Hier stecken über 20 Jahre unseres Lebens", sagt er. Anne-Grett Weber nimmt am Gespräch gar nicht teil, so sehr bedrückt sie das Thema.

Noch geht der gewohnte Betrieb im "Trin'schen Hof" weiter. An der Tafel draußen stehen Gerichte der deutschen Küche, unter anderem ist eine Gesellschaft demnächst zu einer Jubiläumsfeier angemeldet.

Findet sich in der Versteigerung am 6. September ein Käufer, werden die Webers in angemessener Zeit das Objekt aufgeben. "Ab Übergabe bezugsfrei", steht im Prospekt. Anne-Grett und Helmut Weber gehen dann nach Wohlsdorf bei Bernburg. Dort steht das Elternhaus von Helmut Weber, in dem er seine Kindheit und Jugend verbrachte.