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„Wir bleiben dran“ Thomas Schneider: Wie blickt der Bürgermeister vom Südlichen Anhalt auf das Corona-Jahr 2021?

Corona beherrscht 2021 auch das Leben in der Stadt Südliches Anhalt. Für 2022 kündigt Bürgermeister Thomas Schneider einige wichtige Beschlüsse an.

08.01.2022, 12:00
Eine Stadt und reichlich Ortschaften: Thomas  Schneider, Bürgermeister im Südlichen Anhalt,    muss mit  den vorhandenen Mitteln gut haushalten.
Eine Stadt und reichlich Ortschaften: Thomas Schneider, Bürgermeister im Südlichen Anhalt, muss mit den vorhandenen Mitteln gut haushalten. (Foto: Ute Nicklisch)

Weißandt-Gölzau/MZ - Haushalt, Straßenumbenennungen, Solarparks, Straßenbau, Feuerwehr - an Projekten mangelt es im Südlichen Anhalt keineswegs. Was steht 2022 auf der Agenda und wie fällt die Rückschau auf 2021 aus, das wollte MZ-Mitarbeiterin Sylke Hermann im Gespräch mit Bürgermeister Thomas Schneider wissen.

2021 war - natürlich - von Corona bestimmt. Mit welchen Folgen für Ihre Stadt?

Thomas Schneider: Das Thema war immer im Hinterkopf. Was wir allerdings nicht eingeplant hatten, war, dass es zu immensen Lieferengpässen unter anderem im Baugewerbe kommt, dass die Preise derart ansteigen. Wir haben uns oft fragen müssen, ob das, womit wir heute rechnen, morgen noch Realität ist. Wir haben keine Gelddruckmaschine im Keller.

Apropos Geld. Wie steht es um die Finanzen?

Auf dem Papier zählen wir nicht zu den defizitärsten Kommunen. Trotzdem müssen wir jedes Jahr schauen, dass wir den Haushaltsausgleich schaffen. Wir werden auch 2022 keine großen Sprünge machen können. Der Haushalt ist im Entwurf fertig und wird im Januar in der Arbeitsgruppe besprochen. Die Situation könnte natürlich besser sein. Der Investitionsstau ist erheblich.

Wir haben Dorfgemeinschaftshäuser, Kindergärten, Schulen, Spielplätze, auch Wohnungen - und davon eine Menge. Bei 51 Ortsteilen und 24 Ortschaften kommt einiges zusammen. Es ist etwas anderes, als wenn ich einer Kernstadt mit vergleichbarer Einwohnerzahl zum Beispiel eine Feuerwehr unterhalten müsste; wir haben 22.

Im Südlichen Anhalt leben rund 13.200 Menschen. Eine Zeit lang sah es so aus, als wäre der Rückgang gestoppt.

Es ist nicht so, dass wir 2021 keinen Einwohnerrückgang hatten, aber er ist aus meiner Sicht überschaubar. Ich hoffe, dass wir irgendwann mal den Scheitelpunkt erreicht haben und es schaffen, Einwohner hinzuzugewinnen. Die Ausgangslage ist so schlecht nicht.

Was spricht für Ihre Stadt?

Corona hat gezeigt, dass es sich im ländlichen Raum etwas entspannter leben lässt. Ich denke nur mal an die Zeit, als die Spielplätze gesperrt gewesen sind. Da war es für junge Familien in der Stadt sicher schwieriger, das zu kompensieren. Bei uns gibt es allein durch die Wohnsituation - viele haben ihr eigenes Grundstück mit Garten - da sicher mehr Freiraum. Außerdem ist das Leben im ländlichen Raum nach wie vor günstiger. Und der Übergang zu mehr Homeoffice hat gezeigt, dass man auf dem Dorf wohnen und arbeiten kann.

Das setzt eine entsprechende Breitbandversorgung voraus. Wie sieht es hier aus?

Aus Sicht der Telekom ist der Breitbandausbau abgeschlossen, aus unserer Sicht ist er das nicht. In sechs Ortsteilen kommt die Bandbreite nicht in der entsprechenden Form an. Da sind wir momentan im Gespräch mit dem Land. Ich habe immer gesagt, dass alle Ortsteile an das Breitbandnetz angeschlossen werden müssen. Dass wir das Thema 2022 abschließend klären werden, glaube ich nicht, aber wir bleiben dran.

Lassen Sie uns noch einmal kurz über Corona sprechen. Stichwort: Impfen.

Es war von Anfang an klar, dass das der Landkreis alleine nicht stemmen kann. Die dezentralen Impfangebote waren ein wichtiger Schritt. Es war für alle Neuland, und auch wir haben da einen großen Aufwand bei der Organisation betrieben, aber es auch gern für unsere Bürger gemacht, gerade für die älteren, die wir anfangs extra angeschrieben haben. Meine Mitarbeiter sind hier mit viel Herzblut dabei, wofür ich mich besonders bedanken möchte. Im Dezember haben wir 900 Impfdosen verabreichen können, und auch für Januar und Februar sind bereits sieben Termine mit dem Landkreis vereinbart.

Ein Thema hat viele Menschen in Ihrer Stadt 2021 bewegt: die Umbenennung von Straßen.

Grundsätzlich ist das Thema nicht neu. Die Dorfstraße zählte früher zu den beliebtesten Straßennamen in den eigenständigen Ortschaften. Jetzt gibt es die Stadt Südliches Anhalt und die Dorfstraße zu oft. Die Thematik müssen wir in diesem Jahr weiter verfolgen - vor allem dort, wo es Schwierigkeiten, zum Beispiel bei der Postzustellung oder der Belieferung von Firmen, gibt. Wie die Lösung aussieht, kann ich nicht sagen. Die Entscheidung liegt letztlich beim Stadtrat.

Es könnte also sein, dass es perspektivisch in Ihrer Stadt keine Dorfstraße mehr gibt?

Na doch, wenigstens eine.

Erneuerbare Energien sind in aller Munde. Wie ist der Stand beim Solarpark Zehbitz?

Das Thema kam Anfang des Jahres plötzlich auf uns zu. In dem Fall waren nicht die Windräder der Streitpunkt im Stadtrat, sondern Solarflächen. Was für uns als Stadt neu war, war die Größe des geplanten Solarparks - und das hat auch für einen Aufschrei und viel Aufmerksamkeit gesorgt.

Bei uns ist der Stand, dass eine Potenzialanalyse erstellt ist, welche Flächen - alternativ zu landwirtschaftlichen - genutzt werden können. Die Eigentümer werden dazu befragt. Momentan ruht das Thema Solarpark Zehbitz. Wir müssen schauen, ist das gewollt oder nicht gewollt. Unser Ziel ist es, 2022 eine Regelung zu finden.

Die Pläne für den Solarpark bei Zehbitz stießen auf Protest.
Die Pläne für den Solarpark bei Zehbitz stießen auf Protest.
(Foto: Ute Nicklisch)

Die Risikoanalyse und der Brandschutzbedarfsplan werden Sie in diesem Jahr beschäftigen. In welcher Form?

Wir müssen definitiv zu einer Beschlussfassung der Fortschreibung kommen. Das haben wir 2021 leider nicht geschafft. Die Zahlen werden jetzt überarbeitet. Wir müssen das Thema dann mit den Ortschaften beraten. Ich würde es gern im ersten Halbjahr abschließen. Investitionen in unsere Feuerwehren stehen natürlich immer an: 2021 waren das rund 540.000 Euro. Und dieses Jahr wird es noch mehr sein.

Was ist Ihnen im Rückblick auf 2021 wichtig und für 2022?

Eines der größeren Projekte war die Rettungswache Radegast. Einiges ist in der Kita und Grundschule Quellendorf passiert und wir haben die Spielplätze in Gnetsch, Weißandt-Gölzau und Zehmitz herrichten können. Dann ein wesentlicher Punkt: die Fertigstellung des Radweges zwischen Edderitz und Gröbzig. Ich bin für 2022 zuversichtlich, dass es neue Gewerbeansiedlungen geben wird - die Zeichen stehen hier ganz gut.

Und wir werden uns intensiv mit dem zunehmenden Straßenverkehr in den Ortschaften beschäftigen müssen, der zu Lasten der Anwohner geht. Ich denke da an Piethen, Gnetsch, Wieskau und Glauzig, aber auch Meilendorf, Ziebigk, Großbadegast und Reupzig sind betroffen - vor allem im Zusammenhang mit der B6n. In der Gewissheit, dass die Straße in vier Jahren oder später fertig wird, kann das so nicht weitergehen. Ich sehe allerdings die Gefahr, dass weiträumige Umfahrungen wieder andere belasten. Vermutlich bleibt es bei einer Verlagerung des Problems oder man schafft überhaupt keine Entlastung - wenn es nicht noch Alternativen gibt, die natürlich Geld kosten. Ich hoffe, dass wir gemeinsam Lösungen finden.