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Tag des Apfels Tag des Apfels: Was den Weg zum Arzt erspart

Von luisa peine 13.01.2014, 20:33
Dieses historische Bild zeigt das Obstbogenspalier vom Jahr 1902.
Dieses historische Bild zeigt das Obstbogenspalier vom Jahr 1902. rebsch Lizenz

köthen/MZ - „One apple a day keeps the doctor away.“ Dieses englische Sprichwort - ein Apfel am Tag erspart den Weg zum Doktor - ist das Motto des Pomologen Manfred Ruppert. „Jeder weiß, dass Äpfel für eine gesunde und bewusste Ernährung wichtig sind“, erzählt der Köthener Pomologe, der stellvertretender Vorsitzender des Pomologen-Vereins der Landesgruppe Sachsen-Anhalt ist. Eine Lieblingssorte hat Ruppert nicht – die Vielfalt sei ihm das Wichtigste. „Ein immer wechselndes Geschmackserlebnis, das ist der Reiz“, erzählt der Köthener. Und seine Leidenschaft für den Apfel wuchs schon seit seiner Kindheit heran. „Ich bin aufgewachsen, hatte immer viele Streuwiesen um mich. Alles drehte sich um das Obst.“ Und so ist es nicht verwunderlich, dass der Tag des deutschen Apfels, ein Aktionstag, der im Jahr 2010 eingeführt wurde, für ihn etwas ganz Besonderes ist. Im Obstmustergarten in der Fasanerieallee trifft sich der 73-Jährige mit seinen Pomologenfreunden, um über diese besondere Frucht zu sinnieren und die Organisation für das Apfeljahr 2014 zu planen.

Anliegen des Vereins ist der eigene Obstanbau

Doch warum findet der Aktionstag ausgerechnet Anfang des Jahres im Januar statt - jenseits der Erntezeit im Sommer und Herbst und noch weit entfernt von der Pflanzung neuer Bäume? Dafür hat Ruppert zweierlei Erklärungen parat: „Das Jahr beginnt, und womit beginnt es meistens? Mit guten Vorsätzen.“ Dazu gehöre für viele auch, auf eine gesunde und bewusste Ernährung zu achten. „Ich denke, der Aktionstag soll daran erinnern, dass Äpfel dafür ganz wichtig sind“, meint der Köthener, „täglich frisches Obst und Gemüse zu essen, gerade auch in der Winterzeit.“ Der zweite Grund dafür liegt nach Ruppert womöglich auch darin, dass die Apfelfreunde daran erinnert werden sollen, schon im Winter an die Planungen für das laufende Jahr zu denken. „Dass man eigene Bäume setzt und eigenes Obst anbaut“, so Ruppert, „das ist auch ein Anliegen unseres Vereins.“

Die Ernährung der Menschen dahin zu führen, gesundes und überhaupt nicht belastetes Obst selbst zu züchten, etwas weg vom Kauf in den Supermärkten – dafür stehe er und der Verein. Und es gebe in der Umgebung mehr Apfelfreunde, als man auf Anhieb denken würde. „Wir bekommen sehr viele Anrufe von Menschen, die sich über bestimmte Apfelsorten informieren wollen und Fragen haben“, berichtet der Köthener. Ein Mann aus Glauzig, schilderte er, sei bekennender Liebhaber einer bestimmten Apfelsorte. „Er wusste aber lange nicht, wie sie heißt.“ Schließlich konnte ermittelt werden: Der rote Rosmarien war das Objekt der Begierde.

Er, so Ruppert, freue sich immer, wenn er auf so großes Interesse für seine Leidenschaft stoße. Das bestätige ihn auch immer wieder in seiner Arbeit. Deshalb sei die Wirkungsstätte des Obstmustergartens so wichtig. „Wir haben in den sieben Jahren hier so viel hergerichtet und geschafft, darüber sind wir sehr froh“, meint der 73-Jährige. Das Interesse von Schul- und Kindergartengruppen ist seit jeher ungebrochen. Da sei es ein großer Gewinn gewesen, als das Gewächshaus im Jahr 2012 aus den Händen der Stadt Köthen in die des Vereins überging. Es sei das Schlüsselobjekt und ermögliche seither die Durchführung vieler Veranstaltungen, die ohne das Objekt nicht möglich seien. Beschwerlich war die Zeit, als noch kein Strom und kein fließend Wasser zur Verfügung standen. „Aber derzeit sind wir dabei, die Stromversorgung sicherzustellen“, freut sich Ruppert.

"Ein Drittel der Sorten ist durch die Zeit verloren gegangen"

Viel hat sich in 2013 im Obstmustergarten getan. So haben zwei Ein-Euro-Jobber, die regelmäßig im Garten arbeiteten, einiges auf die Beine gestellt. So entstand auch eine völlig neue Anlage. „Die Stadt Köthen hat entschieden, uns noch 400 Quadratmeter zusätzliches Terrain zu geben“, informierte Ruppert. Im Dezember entstand dort durch das große Engagement von Vereinsmitglied Volker Tesche das Hooffsche fürstliche Bogenspalier, das – in Anlehnung an den Köthener Garteninspekteur August Hooff nachgebaut – Ende Mai offiziell eingeweiht werden soll. „Vor allem Kinder sollen hier ein Gartenerlebnis haben und an die Natur herangeführt werden und lernen, wie man mit ihr umgeht“, so Ruppert. Weiter sind im April auch wieder die Anhaltische Obstreiserbörse und Gehölzetausch-Veranstaltung sowie die große anhaltische Obstausstellung im Gewächshaus im Herbst geplant. „Dort sollen dann historische Apfelsorten zur Verkostung angeboten werden. Und wir wollen ein Erntedankfest machen, das sich vor allem an das jüngere Publikum richten soll“, kündigte Ruppert an. Ein weiteres Ziel, das jedoch eher langfristig in den Blick gefasst wurde, sei auch die Herstellung alter anhaltischer Sorten der historischen Köthener Liste. „Alle der 100 Sorten werden wir nicht anbauen können, denn gut ein Drittel davon ist durch die Zeit verloren gegangen.“ Aber die anderen 70, so ist sich der Pomologe sicher, sollen wieder ihre Heimat im Obstmustergarten finden.