Tabakladen in Köthen Tabakladen in Köthen: Christa Knauf ist immer für ihre Kunden da

Ihr Laden quillt sprichwörtlich über. Überall stehen Präsente. Einige für den kleinen Geldbeutel, aber auch die für den etwas größeren. Ein guter Cognac. Ein edler Wein. Zigarren, Tabak, Pfeifen. Christa Knauf hat ihr Sortiment in all den Jahren immer mehr erweitert. Und heute führe sie „fast alles“, wie sie mit einem Lächeln versichert.
Am 1. September 1969 übernimmt sie den Laden in der Halleschen Straße in Köthen von ihrer Tante. Die führte ihn bereits 40 Jahre und hielt nun nach jemandem Ausschau, der ihre Nachfolge antreten könnte.
„Mein Onkel kam damals auf mich zu und fragte mich, ob ich das machen würde“, erzählt Christa Knauf. „Ich war jung und unerfahren.“ Also greift sie zu – und wird Geschäftsinhaberin.
Der Laden in der Halleschen Straße als Start in die Selbstständigkeit
Auch beeinflusst von ihren Eltern, trifft sie diese Entscheidung. Sie drängen die Tochter, den Schritt in die Selbstständigkeit zu gehen. „Da bist du für dich, kannst schalten und walten, wie du willst.“ An diese Worte erinnert sich die heute 71-Jährige noch gut. Doch erst braucht es einen offiziellen Antrag – und die Genehmigung –, ehe die gelernte Verkäuferin durchstarten kann.
„Früher“, erzählt sie, „gab es hier vor allem Bier und Brause, Zigaretten und Tabak – und ein kleines Sortiment Schnaps.“ Sie fährt schon früh um 6 mit dem Rad nach Klepzig zum Großhandel, um für Nachschub zu sorgen. Immerhin habe sie jeden Tag einen Lkw Bier verkauft, erinnert sie sich.
Ihre Kunden kommen aus Dessau, Halle, Bitterfeld; das Köthener Spezial ist begehrt. Die Arbeit sei körperlich anstrengend gewesen. Nicht nur das Stehen im Laden, vor allem das Kästen schleppen, „aber mein Mann hat mich unterstützt“.
Christa Knauf pflegt einen engen Kundenkontakt
Ihr Laden hat eine Menge Stammkunden. „Ich wusste bei vielen, was zu Hause los ist, wenn es jemandem nicht so gut ging.“ Christa Knauf nimmt sich die Zeit und hört zu. Sie berät und weiß dabei, was sie tut.
Denn auch als Nichtraucherin habe sie den Tabak natürlich probiert, und die Spirituosen verkostet, auch wenn sie nicht unbedingt ein Fan des Hochprozentigen ist. Sie trinke gern mal ein Gläschen Wein oder Sekt.
Die geschäftstüchtige junge Frau steht von früh bis spät im Laden, sie schläft in der Stube dahinter, die Wochenenden verbringt sie in Körnitz bei ihren Eltern. Sie ist für ihre Kunden da, pflegt den Kontakt. „Bei mir ist der Kunde noch König.“
„Die Wende“ war ein erneuter Sprung ins kalte Wasser
„Die Wende“, schildert sie, „war sehr schwer für mich.“ Sie vergleicht die Zeit mit einem Sprung ins kalte Wasser. Eine Zeit, in der es ein Leichtes gewesen wäre, „die Ossis hinters Licht zu führen“, wie sie sagt. Sie beginnt, in ihrem Laden zwei Kassen aufzustellen, für D-Mark und Ostgeld.
„Was wir da alles verkauft haben …“, wundert sie sich noch heute; „der Wahnsinn.“ Sie könnte die Aufzählung unendlich fortführen: Vom Brot über Dosen-Ananas bis zum Spielzeug, und die Schokolade aus dem Westen, die hätten sie ihr aus der Hand gerissen, wird sie nicht vergessen.
Nach der Wende folgte die Konkurrenz durch die Kaufhallen
Immer dienstags bekommt der Laden von Christa Knauf die Waren aus dem Westen geliefert. Ihre Kunden merken das und stehen Schlange, schon bevor der Lkw entladen ist. Allerdings dauert dieser Zustand keine Ewigkeit an, bald werden die Waren in jeder Kaufhalle angeboten, und die Selbstständige bekommt Schwierigkeiten mit der Preispolitik: „Da kann ich nicht mithalten“, sieht sie ein. „Das war eine harte Zeit“, beschreibt sie. Eine Zeit mit vielen schlaflosen Nächten.
1990 kauft sie das Haus zurück, das früher der Tante gehörte, und fängt an umzubauen. Heizung, Fenster, Türen, Mobiliar. Alles ist alt und muss dringend erneuert werden, gewissermaßen dem Geschmack der Nach-Wende-Zeit angepasst. Dass sie für den Umbau den Laden schließt, kommt nicht in Frage.
Wenig freie Zeit zum Entspannen – vor allem in der Weihnachtszeit
„Ich hätte gern mehr Freizeit gehabt“, schätzt sie rückblickend ein und schaut dabei auf ein altes Foto, das an der Pinwand hängt, hinten in der Stube, ihrem alten Zimmer. „Aber ich habe das alles gern auf mich genommen und nicht bereut.“ Für ein Hobby hat sie nie Zeit gehabt. Und nach Feierabend oder an den Wochenenden ist sie oftmals so erledigt, dass es ihr schwer fällt, die freie Zeit ausgiebig zu genießen.
Nun ist bald Weihnachten, und wieder ist Christa Knauf im Stress. Wieder einmal fehlt ihr die Zeit, sich zurückzulehnen, auszuruhen, zu genießen. Selbst mit 71 gelingt ihr das nicht. Sie müsse schließlich die Wünsche ihrer Kunden erfüllen und die Präsente verpacken. Die für den kleinen und für den größeren Geldbeutel. Wie jedes Jahr. (mz)
Auf den Tisch kommen an Heiligabend Weißwürste mit Sauerkraut und Kartoffeln.
Weihnachten bedeutet für mich „Ruhe, Zufriedenheit, Besinnlichkeit“.
Nicht verzichten möchte ich in der Adventszeit darauf, „dass man gemütlich beisammen sitzt, Weihnachtslieder hört und auf den Weihnachtsmarkt geht, um einen Glühwein zu trinken“ - am liebsten mit einem Schuss Calvados.
Natürlich gibt es bei Christa Knauf und ihrem Mann zum Kaffee auch ein Stück Stollen und Plätzchen; besonders gern mag sie Vanillekipferl.
Die größte Katastrophe wäre früher gewesen, „wenn der Weihnachtsbaum in Flammen gestanden hätte“. (mz/her)