Suchen und Finden, das sich lohnt
KÖTHEN/MZ. - Wer Fragen hat und Antworten sucht, wer vielleicht in einer verzweifelten Lebenssituation steckt oder auch nur ein Problem hat, für den könnte sich der Weg in die Köthener Goethestraße 34 möglicherweise lohnen. Für Gläubige ohnehin, denn dort ist am Mittwochabend die christliche Medienbibliothek der Köthener Sankt-Jakobs-Gemeinde eröffnet worden. Im Haus von Steffen und Simone Rogge. Und aus diesem Anlass hatten sich so viele Gäste eingefunden, dass der Raum, in der diese Sammlung untergebracht ist, aus den Nähten zu platzen drohte.
Die Geschichte der ganz gewiss nicht alltäglichen Einrichtung geht auf eine Idee der beiden Rogges zurück, die dafür auch gleich einen Teil ihres Hauses zur Verfügung stellt. Der Kunstmaler, der dem Gemeindekirchenrat von Sankt Jakob angehört, und seine Frau hatten bereits Jahre zuvor darüber nachgedacht, was man wohl mit Büchern anstellen könne, die man schon gelesen und nun nur noch im Regal zu stehen hat. "Wie kann man die zugänglich machen für andere?", so Steffen Rogge bei der Bibliothekseröffnung. "Das sind Bücher, die vom Glauben erzählen, Geschichten aus der Bibel, natürlich auch die Bibel selbst in diversen Ausführungen, Bücher, die Lebenserfahrungen beinhalten und auch Lebenshilfen sind."
Im Herbst vergangenen Jahres feierten die Rogges ihre silberne Hochzeit. Da hatten die beiden dann die entscheidende Idee: Sie wollten keine Geschenke, sondern Bücher für die Bibliothek, die sie nun am Mittwoch eröffnen konnten. "Unsere Gäste waren davon ganz begeistert", erinnert sich der Kunstmaler. "Da sind schon allein um die 300 Bücher zusammengekommen." Dazu kamen die der Rogges und ihrer Kindern und von Mitgliedern der Jakobs- und anderer Gemeinden. So dass die Rogges schließlich zur Eröffnung bereits 1 033 Bücher in den Regalen stehen hatten.
Die sind rubriziert u. a. unter den Begriffen "Die Bibel", "Bibelarbeitshilfen", "Erfahrungsberichte", "Lebenshilfen" und "Glaubensfragen". Darüber hinaus kann man DVDs, CDs, Hörbücher, Videos, Zeitschriften und Musik-Kassetten entleihen. Oder ein Buch, das interessiert, gleich hier an- oder ganz lesen. Denn dafür stehen ein Lesetisch und mehrere Stühle bereit. Und damit man beim Lesen die Zeit nicht ganz vergisst, tickt an der Wand eine Uhr mit der Aufschrift "Ich habe Zeit für Dich. Gott".
Möglich geworden ist das Projekt dank zweier Umstände. Platz im Haus der Rogges ist entstanden, weil ihre Tochter Nadine zu Studienzwecken für einige Jahre nach Magdeburg gezogen ist und damit ein Raum frei wurde. Und als Träger fungiert die Jakobsgemeinde, mit der Familie Rogge einen Kooperationsvertrag über die mietfreie Nutzung abgeschlossen hat. Horst Leischner, der Pfarrer der Jakobsgemeinde, bemerkte während der Eröffnung zu diesem Vertrag, dass der schon allein aus formalen Gründen sehr gut sei. "Zum Beispiel, wenn jemand etwas spenden will, dann können wir ihm als Gemeinde eine Spendenquittung ausstellen."
Weil es in einer Bibliothek um Suchen und Finden geht, passte es gut, dass Kirchenmusikdirektorin Martina Apitz ein Kyeboard dabei und außerdem das Lied "Suchen und Finden" gefunden hatte, dass alle Gäste der Eröffnung gemeinsam zur Musik von Frau Apitz sangen. Und gespannt verfolgten die Gäste auch, wie Rogge-Sohn Christopher zwei seiner Lieblingsbücher vorstellte: "Der Schlunz" und "Lolatte und Krawatte", woran unschwer zu bemerken war, dass in der neuen Bibliothek durchaus auch Kinder und Jugendliche fündig werden können.
Dies könnte zukünftig sogar noch besser gelingen, denn Lothar Scholz, der Pfarrer der Agnusgemeinde, hatte noch Bücher für das Rogge'sche Projekt im Gepäck, der evangelische Kindergarten steuerte welche bei, und Steffen Rogge sagte: "Wir haben schon wieder einige Kartons voller Bücher stehen, die wir aber erst noch sichten müssen." Der Bestand ist also unaufhörlich am Wachsen.
Auch der an Kochbüchern. Was darin Gesundes zu finden ist, führte Simone Rogge den Eröffnungsgästen nicht nur vor Augen - sie ließ verkosten: u. a. selbst gebackenes Brot aus Vollkorn und Kuchen mit Dinkelsprossenschrot. Und die Gäste konnten nach der Kostprobe nur bestätigen: Auch die Ausleihe der Kochbücher lohnt sich.