Startrompeter Ludwig Güttler und Organist Friedrich Kircheis Startrompeter Ludwig Güttler und Organist Friedrich Kircheis: Wahre Meister zu Gast in Köthen

Köthen - „Der Name ist ein Begriff für meisterhafte Trompeten- und Hornkonzerte. Als Solist auf Trompete und Corno da caccia zählt der Maestro zu den erfolgreichsten Virtuosen der Gegenwart.“ Bei Konzertankündigung dieser Art, darf man in der Regel skeptisch sein und eine gute Portion Überschwänglichkeit streichen. Bei Ludwig Güttler ist der Fall aber ein anderer. Er ist tatsächlich ein Meister am Blech. Die Besucher seines Konzerts für Trompete und Orgel am Sonntag in der Jakobskirche in Köthen erhielten davon einen eindrucksvollen Beweis.
Ludwig Güttler entführte seine Zuhörer in die Zeit, in der der Startrompeter am meisten zu Hause ist, zumindest musikalisch: in die Zeit von Barock bis Frühklassik, in die Zeit von Jean Baptiste Loeillet, Georg Friedrich Händel, natürlich Johann Sebastian Bach und noch einigen anderen. Vom ersten bis zum letzten Takt lieferte Güttler ein äußerst präzises Spiel auf höchstem nieau, das die Barockmusik mit all ihren Läufen und Verzierungen fordert. Güttlers Ansatz stimmt vom ersten bis zum letzten Ton. Kein Tröten beim Anblasen, sondern einen klaren, strahlenden Ton entlockt er seiner Trompete. Egal ob in tiefen mittleren oder auch ganz hohen Lagen. Und was natürlich auch nie fehlt ist das Gefühl. Gleich im zweiten Stück verleiht er der Sarabande in Loeillets Sonata c-Moll für Trompete und Orgel nicht nur den den leichten Schwung, den dieser höfische Tanz braucht, sondern gefühlvolle Melodik, von der man auch in einem Barock-Programm gerne mehr hört. Highlight ins Sachen schöner Klang war definitiv Bachs „Jesu bleibet meine Freude“.
Souveräner Begleiter
Beim Programm für Trompete und Orgel immer an Güttlers Seite ist Friedrich Kircheis, der an der Orgel den Gesamtklang zum Erlebnis macht. Kircheis zeigt sich stets als sicherer Begleiter, lässt die Sechzehntelläufe der Barockstücke souverän über die Orgeltasten laufen. Auch wenn er im zweiten Satz, dem Allegro im Orgel-Konzert F-Dur von Friedrich Händel ab und an die Phrasenenden hastig verschluckte, zeigte er gerade in den Solo-Werken, dass er nicht allein Begleiter, sondern ebenfalls ein herausragender Solist ist. Schon in Dietrich Buxtehudes Passacaglia d-Moll zog er nicht nur sprichwörtlich sämtliche Register der Köthener Ladegast-Orgel. Mit seiner Interpretation von Bachs Präludium und der Fuge in h-Moll (BWV 544) machte er der „Königin der Orgel“ in jeglicher Hinsicht alle Ehre.
Klangliche Abwechslung gab es als Güttler zum „Corno da caccia“ griff, ein historisches Horn, das aus dem Jagdhorn hervor ging. Vor allem im Barock und in der Frühklassik kam es zum Einsatz. Es besitzt die Weichheit eines modernen Horns, allerdings klingt es deutlich höher als ein Waldhorn, so dass Werke von damals mit den heutigen Instrumenten nicht mehr wirklich gespielt werden können. Ludwig Güttler löste dieses Problem pragmatisch. Er entwickelte gemeinsam mit dem Leipziger Instrumentenbauer Friedbert Syhre verschiedene „Corni da caccia“, die mit Ventilen sowie Trompetenmundstück ausgestattet sind und klanglich den alten Instrumenten trotzdem ähneln.
„Das Corno da caccia ist sozusagen das zweite Leib-und-Magen-Instrument Ludwig Güttlers geworden“, heißt es auf der Künstlerhomepage. Dementsprechend ausgezeichnet beherrscht der Trompeter auch dieses Horninstrument. Und so kamen die Zuhörer in den Genuss jener eher seltenen Momente, in denen Choralvorspiele für „Corno da caccia“ und Orgel von Johann Sebastian Bach und Georg Friedrich Kauffmann erklingen.
Vielleicht zu perfekt
Am Ende war das, was Ludwig Güttler, Thomas Irmen (der Mann an der zweiten Trompete) und Friedrich Kircheis ihren Zuhörern boten, perfekt - aber vielleicht auch ein wenig zu perfekt. Rund 110 Auftritte realisiert Güttler laut Programmheft pro Jahr. Das bedarf Professionalität - die so weit geht, dass die Künstler ihr Publikum via Programmheft darum bitten, sich ihren Beifall bis zum Ende aufzusparen. Verständlich für die Konzentration der Meister. In den so recht lang wirkenden Umbaupausen, fragt man sich dann aber doch nach dem Warum. Genau eineinhalb Stunden inklusive zwei Zugaben spielten die drei Herren, dann durfte das Köthener Publikum endlich Klatschen. Die stehenden Ovationen kamen sofort. Verdient waren diese. Gar keine Frage. Wobei die Neugier darauf, wer genau da eigentlich seit eineinhalb Stunden auf der Empore steht, bestimmt auch ein Grund für sie war. (mz)