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"Ein Cocktail an Emissionen" Stadtrat stimmt für Kiestagebau Hinsdorf: "Ein Cocktail an Emissionen" wird befürchtet

06.03.2017, 11:11
Die neue Kiesgrube bei Hinsdorf ist beschlossen.
Die neue Kiesgrube bei Hinsdorf ist beschlossen. MZ

Hinsdorf - Richtig zufrieden war Rainer Homann mit dieser Entscheidung des Stadtrates des Südlichen Anhalts nicht. Was nicht wirklich wundert - immerhin hat der Rat damit mehrheitlich bekundet, dass er gegen das Vorhaben der Gilde GmbH Burg, bei Hinsdorf einen Kiessandtagebau zu erschließen planungsrechtlich keine Einwände hat. Faktisch kann Gilde damit loslegen - und Homann als Ortsbürgermeister von Hinsdorf sieht natürlich damit auf die Einwohner des Ortes einige Widrigkeiten zukommen.

Die er im Stadtrat auch noch einmal deutlich benannte und - erfolglos - Änderungen verlangte. Zum Beispiel diese, dass der Tagebau sein Tagwerk spätestens um 18 Uhr einstellen möge.

Dies sei nicht möglich, so Bernd Thormann von der Verwaltung des Südlichen Anhalt, weil gesetzlich der Betrieb bis 22 Uhr zulässig ist und die Lärmemissionen im zulässigen Bereich liegen werden - nämlich unter 55 Dezibel am Tage.

Ein „Cocktail an Emissionen“ für Hinsdorf

Dabei werde aber übersehen, konterte Homann, der das alles im Protokoll festgehalten wissen wollte, dass Hinsdorf demnächst gleich einem ganzen „Cocktail an Emissionen“ ausgesetzt werde. Nicht nur, dass man einen Kiestagebau vor die Nase gesetzt bekomme, auch die neue B6 im Lückenschluss zwischen Köthen und der A9 führe in Bälde am Ort vorbei und ein Windpark soll bei Hinsdorf ebenso entstehen.

Jedes Vorhaben produziert für sich allein genommen schon Lärm - allerdings werde auch jede Maßnahme einzeln gemessen und separat bewertet, erklärte Thormann die gesetzliche Grundlage. Mit anderen Worten: Egal, wie groß der Cocktail ist, jeder Schluck wird einzeln berechnet - selbst wenn man am Ende von allen Schlucken zusammen Kopfschmerzen hat. Sorgen macht sich die Region auch darüber, dass die Kies-Laster die jetzt schon desolate Straße zwischen Meilendorf und Hinsdorf weiter belasten könnten.

70 Hektar Bodenfläche werden für den Kiesabbau benötigt

Dass das Landesamt für Geologie und Bergwesen bis zum 3. März von der Stadt eine Stellungnahme zur Fortführung des Planfeststellungsverfahrens abgefordert hatte, lässt vermuten, dass das Vorhaben jetzt vorankommt. Was durchaus Sinn macht: Für den Bau der dreispurigen Straße an Hinsdorf vorbei wird schließlich Kies benötigt - und den muss nicht aus weiter Ferne herankarren, wenn er vor Ort zu finden ist. Eine MZ-Nachfrage bei der Firma Gilde blieb allerdings erfolglos: Der Geschäftsführer sei krank, hieß es.

Das der Firma Gilde gehörende Bewilligungsfeld ist übrigens etwas größer als 161 Hektar, der Eingriff in Natur und Landschaft findet auf etwa 70 Hektar Bodenfläche statt, während die tatsächliche Abbaufläche sich auf runde 65 Hektar beläuft - und von der man pro Jahr 250.000 Tonnen Kies „ernten“ will. (mz/mb)