"Solange es möglich ist" "Solange es möglich ist": Baumärkte öffnen in Köthen mit regem Andrang

Köthen - Die Baumärkte sind wieder offen - endlich. Viele Köthener haben die Chance genutzt, um direkt am Montagvormittag zuzuschlagen und sich vor Ort mit Baumaterialien, Pflanzen und Geschenken einzudecken. An allen drei Baumärkten in Köthen bildeten sich am ersten Tag der Lockerung Schlangen vor dem Eingang. Wie ist die Stimmung am ersten Tag? Die MZ hat sich umgehört.
Vor dem Eingang der Köthener Filiale der Raiffeisen Warengenossenschaft Köthen-Bernburg hat sich eine Schlange gebildet. Auch Monika Röder steht geduldig an und wartet auf Einlass. Was sie kaufen will, weiß sie schon genau: „Samen, für Gurken und Porree“ - denn Frühling ist Gartenzeit.
Sie gehe vor allem deswegen in den Raiffeisen-Markt, weil dort „regionale Samen aus Sachsen-Anhalt“ verkauft würden. Dass sie wieder in persona einkaufen kann, freue sie sehr, wie sie bestätigt.
Im Markt selbst ist der Andrang erwartungsgemäß groß
Auch wenn sie nicht verstehe, warum Baumärkte öffnen dürfen und nicht die kleine Boutique, in der sie gerne einkauft: Oder andere Einzelhändler. „Ich sehe da einen Widerspruch“, sagt die Köthenerin, bevor sie sich in den Markt verabschiedet.
Auch im Markt selbst ist der Andrang erwartungsgemäß groß. „Ich brauche ein Geschenk“, antwortet Elfi Grothe auf die Frage, wonach sie schaue.
Während ihr Mann auf der Suche nach Baumaterialien sei, steht die Köthenerin vor dem Vasenregal in der Gardinenabteilung und lässt sich von der Auswahl inspirieren. „Ich wusste, dass die sowas führen und bin direkt hierher gekommen“, erklärt sie. Auch sie freue sich sehr, wieder vor Ort einzukaufen, online habe sie das kaum genutzt. Dass sie in einen großen Baumarkt gehen dürfe, aber nicht in einen kleinen Laden, ist auch für sie ein Paradox. „Ich hätte es richtig gefunden, wenn der Einzelhandel mit geöffnet hätte“, sagt sie und ergänzt: „Die Hygienekonzepte sind doch inzwischen bekannt, die Leute sind vernünftig, das Verständnis ist da.“
„Solange es möglich ist, gehe ich vor Ort einkaufen“
Sehr zielstrebig im Markt unterwegs ist Klaus Zieglgänsberger, auf der Suche nach speziellen Aluminiumblechen. Damit wolle er verschiedene Baustellen im und ums Haus reparieren. „Solange es möglich ist, gehe ich vor Ort einkaufen“, sagt er und spricht damit seinen Grund an, direkt am ersten Tag den Baumarkt zu besuchen. „Bei steigenden Inzidenzahlen machen die wieder auf - wer weiß, wie lange noch. Deswegen bin ich heute hier“, stellt er nüchtern fest, bevor er seine Suche fortsetzt.
Nachdem die Mitarbeiter innerhalb weniger Tage aus der Kurzarbeit zurückgeholt und damit beauftragt wurden, den Markt in Windeseile auf die Wiederöffnung vorzubereiten, sei die Situation am ersten Tag in Anbetracht des Nieselwetters ganz in Ordnung, sagt Vorstand Marcel Berndt. Mit einem wachsamen Auge blicke er jedoch auf den Mittwoch und die Bund-Länder-Konferenz. „Ich wünsche mir, dass wir den Markt offen halten können“, sagt Berndt und erklärt: „März bis Juni ist für uns die mit Abstand wichtigste Zeit des Jahres, da machen wir den meisten Umsatz.“
Eine Sicherheitsfirma achtet zusätzlich darauf, dass alle die Bestimmungen einhalten
Auch Sabine Schröder aus Kleinpaschleben ist am Montagvormittag in die Bachstadt gekommen. Vor dem Hagebau-Markt wartet sie gemeinsam mit anderen Kunden in einer nach dem Vorbild Flughafen konstruierten Warteschlange - damit sich keine Menschenmassen bilden. Eine Sicherheitsfirma achtet zusätzlich darauf, dass alle die Bestimmungen einhalten.
„Das finde ich richtig, dass man sich nicht so nah kommt“, sagt Schröder. Sie würde sich wünschen, dass das auch anderswo so gehandhabt würde. „Im Supermarkt ist es manchmal so voll, Kasse an Kasse, da hält sich niemand an die Abstandsregeln“, ärgert sie sich. Warum sie - gemeinsam mit ihrem Mann - am Tag eins zum Baumarkt gefahren sei? „Am Haus muss nach dem Winter viel gemacht werden“, erklärt die Kleinpaschlebenerin. Ein Online-Einkauf sei für sie jedoch nicht in Frage gekommen. „Ich möchte anfassen können, was ich kaufe.“
Auch vor und im Toom-Baumarkt in Köthen sind am Tag eins nach dem Neustart viele Kunden unterwegs. Allerdings verweigerte die Konzernleitung in Köln am Montagvormittag leider ihre Zustimmung für eine Berichterstattung im und vor dem Köthener Markt. Auf MZ-Anfrage war der Konzern zu Redaktionsschluss nicht zu erreichen. (mz)