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Schützenfest in Kühren Schützenfest in Kühren: Im fünften Anlauf endlich König

Von ute nicklisch 24.07.2015, 19:25
Schützenkönig Wilfried Kapuhs (vorn) und seine Königin Ingeborg mussten vor der Urteilsvollstreckung einen üblen Henkerstrunk zu sich nehmen.
Schützenkönig Wilfried Kapuhs (vorn) und seine Königin Ingeborg mussten vor der Urteilsvollstreckung einen üblen Henkerstrunk zu sich nehmen. nicklisch Lizenz

kühren - Fünf Jahre lang versuchte der Kührener schon den Titel des Schützenkönigs zu erhaschen. Jedes Mal jedoch schlitterte er knapp daran vorbei.

Beim diesjährigen Königsschießen der Schützengilde Aken/Elbe 1841 e.V. jedoch waren die Pläne von Wilfried Kapuhs ganz anders. Schützenkönig und die damit verbundenen Pflichten passten ihm wegen umfassender privater Projekte nicht wirklich ins Programm. „Ich dachte, mit einer ,16’ wird das sowieso nichts mit dem Schützenkönig“, erzählt der 61-jährige. „Doch meistens kommt es anders“, so der Kührener weiter. Was sonst unmöglich, wurde in diesem Jahr Wirklichkeit. Mit nur 16 von insgesamt 20 möglichen Punkten gewann Wilfried Kapuhs das Königsschießen 2015.

Während seiner inzwischen 20-jährigen Mitgliedschaft sei das noch nie da gewesen. Und obwohl es so gar nicht in sein Vorhaben passte, war die Freude des geselligen Schützen schließlich groß. Ohne lange zu überlegen wurde auch schon der Termin für den großen Moment der Proklamation und die damit verbundene Königsfeier geplant. Am vergangenen Sonntagmorgen sollte die Königsscheibe an seinem Hause angebracht werden, was sich als ziemlich nasse Angelegenheit bei strömendem Regen entwickelte. Die Schalmeienkapelle aus Cösitz jedoch ließ sich nur wenig beeindrucken und zog trotz Regens mit Pauken und Trompeten durch Kühren. Nach einem kräftigen Salutschießen wurde der Schützenkönig bei immer noch gießenden Regenfällen mit einem Stapler zur Baurüstung in luftiger hoch bugsiert. Dort ist sie sicher, dachte zumindest der Schützenkönig für kurze Zeit. Denn er machte die Rechnung ohne die Akener Feuerwehrleute. Diese nämlich rückten samt Drehleiter an und stibitzten das gute Stück. Nur gegen eine zünftige Schützenfeier sollte König Kapuhs seine Ehrenscheibe wieder bekommen.

Das ließ sich der feierfreudige Schütze nicht zweimal sagen und lud alle Gäste auf seinen Hof in Kühren ein. Darunter auch die Jägerschaft mit den Jagdhornbläsern, denen Kapuhs ebenfalls angehört. Und wie von Familie Kapuhs nicht anderes erwartet, artete das ganze Spektakel in eine Art Volksfest aus.

Zudem hielten seine Schützenkameraden einige „fiese“ Überraschungen bereit. Martina Hartling nämlich nahm den König und seine Königin als „Richterin von de Graukopf“ hart ins Gericht. „Jetzt bekommst Du Deine Retourkutsche“, feixte sich die Schützin ins Fäustchen. Denn auch sie musste als Schützenkönigin 2012 solche Spielchen über sich ergehen lassen. Eine Anklagetafel mit zahlreichen Fotos bestückt, zeigte die zurück liegenden „Straftaten“. „Das Königspaar erlitt durch zu schnelles Trinken von diversen Spirituosen Sprachschwierigkeiten,...“, warf ihm die strenge Rechtsverteidigerin vor, während sich die Gäste vor Lachen krümelten. Am Ende wurde Kapuhs verurteilt und sogar ein furchteinflößender Henker kam zur Vollstreckung. Jedoch ließ man Gnade walten und alle stießen gemeinsam auf den Schützenkönig an.

Anschließend durfte sich das Königspaar im Pfeil und Bogen schießen üben, um die an Luftballons befestigten Gutscheine einzulösen, wie etwa „Gutschein für einen Wellnesstag im Lödderitzer Forst“.

Da der Schützenkönig die Bedingungen zur Rückgabe der Ehrenscheibe zur vollsten Zufriedenheit aller erfüllte, bekam Wilfried Kapuhs am Ende das gute Stück zurück und es wurde bis in die Abendstunden gefeiert. (mz)