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Abschlussprüfung trotz Pandemie Schüler in Köthen wollen bitte kein „Mogel-Abi“

In Köthen rechnet aktuell niemand damit, dass die Abschlussjahrgänge ohne Prüfungen die Schule verlassen könnten. Warum es dafür auch keinen Anlass gibt.

12.04.2021, 12:37

Köthen - „Ehrlich gesagt, hab ich mich davon überhaupt nicht beeindrucken lassen.“ Moritz Homann ist 18, besucht die 12 c am Köthener Ludwigsgymnasium - und hier will er in wenigen Wochen seinen Abschluss machen. Davon geht er weiterhin fest aus: „Ich denke, dass wir unser Abitur schreiben werden.“

Spätestens seit letztem Mittwoch sieht es auch ganz danach aus. Sachsen-Anhalts Bildungsminister Marco Tullner verkündet da seine Absicht, auf jeden Fall die Abschlussprüfungen schreiben zu lassen. Der Vorstoß der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft am Osterwochenende, diese notfalls ausfallen zu lassen - er scheint ohne Folgen zu bleiben. Ein Sturm im Wasserglas?

„Ich sehe da keine Beeinträchtigungen“, erklärt Bodo Kreutzmann

„Ich habe das gehört und gleich wieder vergessen“, äußert Bodo Kreutzmann, der Schulleiter des Ludwigsgymnasiums, gegenüber der MZ. Für ihn sei es „völlig überraschend gewesen, wie man auf solche Gedanken kommen kann“, kommentiert er die Äußerung der Gewerkschaft. Die Abschlussjahrgänge seien seiner Meinung nach „ordentlich auf die Prüfungen vorbereitet“, die Inhalte der Fachlehrpläne abgearbeitet. Außerdem befänden sich die Schüler der zwölften Klasse im Präsenzunterricht.

„Ich sehe da keine Beeinträchtigungen“, erklärt Bodo Kreutzmann. Hinzu käme, dass man alle Hygienevorschriften einhalte - während des Unterrichts, in den Pausen und genauso werde das in den Prüfungen gehandhabt.

In den Corona-Zeiten ist ohnehin alles recht unsicher

84 junge Leute stehen am Ludwigsgymnasium kurz vor den Abschlussprüfungen. 37 sind es an der Freien Schule Anhalt, wo die Schüler das Abitur nach 13. Klasse ablegen. Schulleiterin Heike Makk hat sich ähnlich wie ihr Kollege Bodo Kreutzmann von der Nachrichtenlage wenig beeindrucken lassen.

„Ich gehe nicht davon aus, dass das Abitur ausfällt“, erklärt sie und sieht sich durch die Äußerung des Bildungsministers bestätigt. Allerdings sei in Corona-Zeiten ohnehin alles recht unsicher. Von daher könne man nicht abschließend sagen, „was passiert, wenn die Zahlen durch die Decke schießen“.

Am 23. April ist der letzte Schultag für die Abschlussjahrgänge

Am 23. April ist der letzte Schultag für die Abschlussjahrgänge. Am 26. April beginnen die schriftlichen Abiturprüfungen. Sollte sich bis dahin etwas an der Gesamtlage ändern, sagen beide Schulleiter, müsse man sich selbstverständlich nach den Verordnungen des Landes beziehungsweise des Bundes richten. Ob all das letztlich Auswirkungen auf das Abitur hat, ob die Prüfungen wie im vergangenen Jahr möglicherweise verschoben werden - es sei zu früh, findet Heike Makk, sich jetzt darüber Gedanken zu machen.

Bodo Kreutzmann wundert sich zudem, dass die Gewerkschaft mit ihrer Äußerung offenbar nicht an die Folgen für die jungen Leute gedacht hat. Wie würden zum Beispiel die Universitäten reagieren? Was hätte das für Auswirkungen auf den weiteren Bildungsweg derer, die jetzt ihren Abschluss machen? „Unsere Schüler haben genauso das Anrecht, ihr Abitur zu machen, wie die Jahrgänge zuvor“, betont der Leiter des Ludwigsgymnasiums.

Die Schüler wollen kein „Mogel-Abi“

„Es würde“, ergänzt Heike Makk, „diesem Jahrgang immer anhängen, ein Corona-Abitur abgelegt zu haben.“ Und die betreffenden Schüler müssten sich dann mit diesem Makel um ihre berufliche Zukunft kümmern. Das hätten sie auf keinen Fall verdient.

Der Zwölftklässler Moritz Homann hätte keine Lust darauf, „dass ich mir ein Leben lang vorwerfen lassen muss, ein Mogel-Abi zu haben“. Er glaubt, dass sich die Aufregung unter den Schülern ohnehin in Grenzen hält. Zumal, wie er findet, seine Altersstufe unter den Corona-Bedingungen „gar nicht so stark gelitten“ habe.

Wie es für ihn persönlich weitergeht, kann er mit Gewissheit noch nicht sagen. Vielleicht studiert er Maschinenbau. In jedem Fall soll es in Richtung Ingenieurwesen gehen. Doch diese Entscheidung kommt nach den Prüfungen. (mz/Sylke Hermann)