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Schuhe nach Maß Schuhe nach Maß: Besuch bei Schuhmachermeister Lutz Hädicke in Aken

Von Stefanie Greiner 08.12.2019, 08:00
In seiner Werkstatt fertigen Lutz Hädicke und seine Kollegen neben orthopädischen Einlagen auch orthopädische Schuhe.
In seiner Werkstatt fertigen Lutz Hädicke und seine Kollegen neben orthopädischen Einlagen auch orthopädische Schuhe. Ute Nicklisch

Aken - Lutz Hädicke gehört das Schuhhaus Hädicke in Aken. Ein Traditionshaus in der Elbestadt. Der Orthopädie-Schuhmachermeister führt es in der fünften Generation. Spezialisiert ist der Betrieb auf orthopädische Einlagen und orthopädische Schuhe.

An die Verkaufsfläche des Geschäfts in der Lazarettstraße 56/57 grenzt eine Werkstatt. Hier entstehen Schuhe nach Maß. Neben dem Chef kümmern sich darum eine Orthopädie-Schuhmachermeisterin und ein Schuhmacher.

Zu Schuhmachermeister  Hädicke kommen vor allem Kunden, die vom Arzt geschickt wurden

Lutz Hädicke sitzt an der Werkbank. Er hält einen schwarzen Schuh in der linken Hand. Eine Maßanfertigung. Mit einem speziellen Hammer bearbeitet er den Schuh, gibt ihm den letzten Schliff. Im Regal liegen Leisten - Formstücke aus Holz oder Kunststoff. Sie entsprechen der Fußform derer, die orthopädische Schuhe bekommen.

Zu Hädicke kommen vor allem Kunden, die vom Arzt geschickt wurden. Kunden mit Fuß- oder Beinfehlstellungen, Lähmungen oder Durchblutungsstörungen. Fast jeder zweite kommt mit einem Fersensporn, einem dornenartigen Knochenauswuchs am Fersenbein. Neben entzündungshemmenden Medikamenten helfen spezielle Einlagen. Und da kommen Lutz Hädicke und seine Mitarbeiter ins Spiel.

Der Schuhmachermeister oder seine Kollegin machen einen Abdruck und messen. Sie untersuchen die Füße der Patienten sehr genau. Manchmal kommt Lutz Hädicke sich vor wie ein Arzt. Auch die Schuhe seiner Kunden sieht er sich an. Denn die sind gerade bei Fußfehlstellungen häufig der Grund dafür, dass die Leute überhaupt erst bei ihm sind.

Dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, war für Lutz Hädicke schnell klar

Orthopädische Einlagen helfen. Sie werden in seinem Betrieb nicht einfach nur angefertigt und über die Ladentheke gereicht. „Wir lassen die Patienten noch mal antreten“, sagt der Chef. Die Einlagen werden in die Schuhe eingepasst. Das versteht Lutz Hädicke unter gewissenhafter Arbeit. Seinen Kunden gegenüber und den Krankenkassen, bei denen er seine Arbeit abrechnet.

Dass er in die Fußstapfen seines Vaters treten würde, war für Lutz Hädicke schnell klar. „Ich habe schon als Junge mitgemacht“, sagt er. Seine Ausbildung zum Orthopädieschuhmacher begann er in der väterlichen Werkstatt, wechselte dann aber in eine Werkstatt im sächsischen Wermsdorf, um außerhalb des Betriebes, den er kannte, Erfahrungen zu sammeln. Er arbeitete dort eine Zeit lang als Geselle und ging dann nach Leipzig. In der dortigen orthopädischen Klinik machte er seinen Meister. Im Haus des Vaters machte Lutz Hädicke sich selbstständig. Vater und Sohn arbeiteten Tür an Tür. Später wurden die beiden Betriebe zusammengelegt.

Den Orthopädieschuhmacher als Lehrberuf gibt es erst seit den 1970er Jahren

Den Orthopädieschuhmacher als Lehrberuf gibt es erst seit den 1970er Jahren. Orthopädische Hilfsmittel für Füße gab es aber lange vorher schon. Früher, erzählt Lutz Hädicke, seien Kriegsverletzungen ein großes Gebiet in diesem Bereich der Orthopädie gewesen. Jetzt seien es Unfälle und Krankheiten wie Diabetes mit ihren Folgeerscheinungen.

Die Geschichte des Betriebes in Aken reicht zurück in das Jahr 1880. Wo genau es losging, hat Lutz Hädicke schon versucht herauszufinden. Sein letzter Stand: Der Betrieb muss in der Meisterstraße gegründet worden sein. Um 1900 kaufte sein Ururgroßvater dann ein Grundstück in der Lazarettstraße. Die Nummer 56. Er baute dort ein Haus. Später kaufte er das Nachbarhaus dazu. Heute hat das Schuhhaus Hädicke die Anschrift Lazarettstraße 56/57.

Eine Zweigstelle gibt es seit 1998 in Köthen an der Marktstraße, davor in der Dr.-Krause-Straße. Nächstes Jahr will sich Lutz Hädicke mit seiner Zweigstelle vergrößern und dazu in die Magdeburger Straße umziehen. Dort stehen dem Betrieb nicht 40 Quadratmeter wie jetzt, sondern 95 Quadratmeter zur Verfügung.

Wie sollte ein guter Schuh beschaffen sein?

Bei Hädicke in Aken und Köthen gibt es neben orthopädischen Schuhen und Einlagen auch herkömmliche Schuhe. Schuhe, die den Füßen gut tun. Ein guter Schuh? Der sollte, sagt Lutz Hädicke, vor allem eines sein: nicht zu schmal und nicht zu hoch. „Bequemschuh bedeutet Absatz bis vier Zentimeter“, macht er deutlich. Höher nicht.

Dass Kunden häufig zu schmale Schuhe tragen, stellt der Schuhmachermeister immer wieder fest. „Der Kunde empfindet das nicht mal als störend“, sagt er. „Aber auf Dauer ist das nicht gesund für den Fuß.“ Er werde gequetscht oder nehme sich den Platz, den er brauche, indem der Schuh nach außen getreten werde. „Dann kaufe ich eben eine Nummer größer“, würden sich viele sagen. Aber auch das, weiß Lutz Hädicke, sei keine gute Entscheidung, da der Schuh dann nicht mehr gut am Fuß anliege.

Der Schuhmachermeister empfiehlt, nicht an den Schuhen zu sparen

„Die Qualität der Schuhe wird immer schlechter“, ärgert er sich. Viele Hersteller würden nur noch auf die Optik setzen und am Komfort sparen. Vor allem bei der Sohle. „Diese Schuhe verdienen nicht mal den Namen Schuhe“, merkt er an. Kunden könnten einen einfachen Test machen: Lasse sich ein Schuh wringen wie ein Lappen, sei der Schuh nicht gut. „Dann hat der Fuß keine Führung, keinen Halt.“ Gerade an der Ferse müsse der Schuh stabil sein. „Eine Fersenführung ist wichtig“, sagt er. „Gerade bei Kinderschuhen.“

Der Schuhmachermeister empfiehlt, nicht an den Schuhen zu sparen. Denn schlechte Schuhe seien der Auslöser zahlreicher Beschwerden. Angefangen bei Fußfehlstellungen bis hin zu Rückenschmerzen. (mz)

Die Leisten (rechts im Bild) entsprechen der Fußform des Patienten. Sie sind die Grundlage, um orthopädische Schuhe zu fertigen.
Die Leisten (rechts im Bild) entsprechen der Fußform des Patienten. Sie sind die Grundlage, um orthopädische Schuhe zu fertigen.
Ute Nicklisch