Schon immer gern der Pausenclown
Köthen/MZ. - Fritz, der mit bürgerlichem Namen Thomas Winkler heißt, in der Ludwigstraße wohnt und in Thalheim bei einem Solarzellenhersteller in Schichten arbeitet, ist Spezialist für Witze. Seit mehreren Jahren schon tritt das Mitglied des Kukakö mit seiner eigenen Show im Karneval auf.
Doch im Unterschied zu den Auftritten auf heimischer Bühne überfällt den 29-Jährigen im Fernsehstudio das Lampenfieber. "Da kann ich gar nichts dagegen machen", zuckt er nur mit den Schultern. Allein 2 000 Leute werden im Aufnahmesaal sitzen, während er versuchen wird, sie zum Lachen zu bringen. Ein paar Millionen sitzen ja dann noch vor dem Fernseher. Mehr oder weniger viele Zuschauer werden im Laufe des Abends zum Telefon greifen, um über den besten der drei Witzeerzähler, die bei Elstner an diesem Abend scherzen, abzustimmen.
Winkler sagt, für ihn sei es schon ein großer Erfolg, überhaupt in der Sendung dabei zu sein. "Aber schlecht wäre es nicht, wenn du gewinnst", schaltet sich seine Freundin Janine ein. Immerhin geht es am Ende um 10 000 Euro. Als ersten wird Winkler am Sonnabend den Witz mit dem Mann erzählen, der Löcher in das Eis hackt.
Er hackt also immer wieder ein Loch ins Eis, um zu angeln. Jedes Mal spricht aber eine Stimme von oben zu ihm: "Du sollst hier kein Loch hacken". Schließlich wird es dem Mann zu bunt. "Bist du Gott oder was?" fragt er die Stimme. "Nein", antwortet die, "nicht Gott, aber der Sprecher vom Eishockeystadion." Entscheidend, weiß Winkler, sei nicht der Witz an sich, sondern, wie man ihn erzählt.
Nach dem Casting im Studio, als der Anruf kam, der ihm mitteilte: "Du bist dabei", sagte die Frau von der ARD: "Deine Witze sind zwar dröge, aber du kannst sie super erzählen." Winkler hat das ohne zu murren weggesteckt. Immer kann der Witzemann nicht landen. Bei einer Geburtstagsparty, auf der er ein paar Witze zum Besten geben sollte, habe er schon nach wenigen Minuten abgebrochen, weil alle Anwesenden mit Trauerfeiermienen zuhörten. "Das passiert", gibt der Köthener zu. Sein zweiter Witz, den er in der Show erzählen muss, steht noch nicht fest. "Die ARD zensiert natürlich", plaudert Winkler aus dem Nähkästchen. Witze, die er den Fernsehleuten zu mailt, lehnen die als unbrauchbar ab. Andersherum findet der "Traktorist" von der Ziethe die Gag-Vorschläge der Sendermacher einfach zum Heulen.
In Vorbereitung auf seinen großen Auftritt hat "Fritz" zwischen 200 und 300 Witze gelesen. Die meisten findet er im Internet. Derzeit wird er aber, unter anderem von seinen Arbeitskollegen, mit gut gemeinten Witz-Vorschlägen, bombardiert. Von all diesen Witzen, die er sich problemlos merken kann, sind viele für das Fernsehen nicht zu gebrauchen, verrät Winkler. Manche, der Gags unterhalb der Gürtellinie, merkt er sich aber gut für den kommenden Karneval. "Da kommen die gut an." Schon am 11. 11. um 11.11 Uhr wird "Fritz der Traktorist" wieder in Latzhose und Karohemd auf der Bühne stehen. In der ARD geht es hingegen seriöser zu. Gleichwohl ist es schwerer, die Leute aus der Reserve zu locken und zum Lachen zu bringen. Doch der junge Mann lässt sich nicht die Butter vom Brot nehmen: "Ich war schon in der Schule immer gern Pausenclown", blickt er, über sich selbst lachend, auf ein bereits langes Witzeerzähler-Leben zurück.