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Romantischer Orgelklang Romantischer Orgelklang: Die Orgel der Akener Nikolai-Kirche ist restauriert worden

Von Sylke Hermann 26.05.2018, 12:00
Pfarrer Ulf Rödiger und Ingrid Mosebach, Mitarbeiterin im Pfarrbüro, freuen sich über die Sanierung des Instrumentes.
Pfarrer Ulf Rödiger und Ingrid Mosebach, Mitarbeiterin im Pfarrbüro, freuen sich über die Sanierung des Instrumentes. Heiko Rebsch

Aken - Ulf Rödiger will es wissen. In Windeseile entfernt er die Verkleidung aus Holz und zwängt sich in einen sehr, sehr schmalen, dunklen Gang. Der Pfarrer befindet sich nun mittendrin, mitten im Herz der Röver-Orgel von Akens Nikolaikirche.

Nach monatelanger Sanierung erklingt das gute Stück zur Konfirmation am Pfingstsonntag das erste Mal wieder - und zwar so, wie der berühmte Orgelbauer es sich gedacht hat. „Romantisch - mit vielen lieblichen Tönen.“

Das Instrument ist im Jahr 1900 von der Orgelbauwerkstatt Röver in Hausneindorf gebaut worden. Ursprünglich für die Marienkirche in Aken. 1984 zog sie schließlich in die Nikolaikirche um, weil die Kirche am Marktplatz seinerzeit immer weiter verfiel. Und St. Nikolais alte Rühlmann-Orgel wiederum war nicht mehr zu reparieren.

Die Empore in St. Nikolai ist für die Orgel eigentlich ein bisschen zu klein

Dass die Empore in St. Nikolai für die Röver-Orgel eigentlich ein bisschen zu klein war, ignorierte man. „Man hat die Windladen so weit nach hinten an die Wand geschoben, wie es ging“, berichtet der Pfarrer. Dass man gerade so noch einen Stimmgang übrig behielt - in den sich nun der Pfarrer presst.

Etwas erleichtert, dass mit der Sanierung noch einmal fünf Zentimeter für den nach wie vor extrem schmalen Stimmgang gewonnen werden konnten. Mehr, glaubt er, gehe wirklich nicht; schließlich bräuchten die Organisten am Spieltisch auch noch etwas Bewegungsfreiheit.

Das gesamte Pfeifenwerk ist in den vergangenen Monaten gereinigt und sehr gründlich aufgearbeitet worden; die Zungenregister wurden besonders aufwendig wieder hergestellt. Das Ergebnis, so steht es im Abnahmebericht, überzeugt. Für den Pfarrer ein Zeichen, dass der aus Salzwedel kommende Orgelbaumeister Jörg Dutschke hervorragend gearbeitet habe.

Die mit 24 Registern bestückte Orgel ist seit September wieder in ihren Urzustand versetzt worden

Allein das Stimmen der Register, erinnert sich Ingrid Mosebach aus dem Kirchenbüro, habe Tage gedauert, wohl eher Nächte. „Dafür braucht man absolute Ruhe“, weiß Ulf Rödiger; man hätte nicht arbeiten können, „wenn die Kinderchen draußen auf dem Spielplatz toben“.

Die mit 24 Registern bestückte Orgel aus dem Hause Röver ist seit September wieder in ihren Urzustand versetzt worden. Ob der Gottesdienstbesucher den veränderten Klang wahrnehmen wird, vermag der Pfarrer nicht zu sagen. Obwohl: „Man hört es. Die Stimmung“, betont er, „haut jetzt zu 100 Prozent hin.“

Sie klinge nicht mehr barockisiert, wie er sagt. Damals wollte man die großen Bachwerke darauf spielen, erklärt er - was man im Übrigen aber auch mit dieser romantischen Orgel könne.

„Das Spiel auf dem Instrument bereitet in seiner Farbenvielfalt viel Freude und ist inspirierend“, beurteilt der Orgelsachverständige Werner Jankowski. Ein Lob für Jörg Dutschke. (mz)

Eine Orgel zu restaurieren, dauert nicht nur lange, es kostet auch eine Menge Geld. Für die Röver-Orgel in der Akener Nikolaikirche wurden rund 42.000 Euro ausgegeben. Die Kirchengemeinde steuerte mit circa 16.000 Euro den Löwenanteil bei.

Außerdem beteiligten sich der Kirchenkreis Egeln, der Orgelfonds der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, die Stiftung Orgelklang und die Bürgerstiftung der Kreissparkasse Köthen.

Auch der Spieltisch wurde restauriert und glänzt wie neu.
Auch der Spieltisch wurde restauriert und glänzt wie neu.
Heiko Rebsch