Protestschreiben an Sparkasse Protestschreiben an Sparkasse: Filial-Aus - Osternienburg ist verärgert und enttäuscht

Osternienburg - Sie glauben nicht, dass ihr Schreiben etwas ändert. Die Schließung der Service-Stelle der Sparkasse in Osternienburg wollen die Gemeinderäte dennoch nicht unkommentiert lassen. Bürgermeister Stefan Hemmerling (CDU) wendet sich deshalb in einem Brief an Markus Klatte, den Vorstandsvorsitzenden der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld.
Anfang Februar hat die Sparkasse ihre Service-Stelle in Osternienburg geschlossen - und damit die letzte verbliebene in der Gemeinde. Andreas Czaja, stellvertretendes Vorstandsmitglied der Kreissparkasse, begründete diese Entscheidung gegenüber der MZ damit, dass das Angebot zuletzt immer weniger genutzt worden sei.
Kurzfristig und mündlich - Informationspolitik der Sparkasse wird kritisiert
Gemeinderat und Bürgermeister kritisieren vor allem die Art und Weise der Kommunikation. „Die Information hierüber wurde der Gemeindeverwaltung bzw. mir als Bürgermeister genau elf Tage zuvor unangemeldet und in lediglich mündlicher Form überbracht“, schreibt Stefan Hemmerling. Die Nutzer seien durch zwei schlichte Aushänge über Alternativstandorte und den mobilen Geldautomaten informiert worden. „Ohne den Wegfall der bisher nutzbaren Technik am Standort überhaupt zu erwähnen.“
Am 5. März hat der mobile Geldautomat der Kreissparkasse erstmals Station in Osternienburg gemacht. Das Fahrzeug hält einmal im Monat jeweils von 10.15 bis 11 Uhr unweit der einstigen Service-Stelle, das nächste Mal am 2. April. Am mobilen Geldautomaten können die Kunden der Sparkasse nicht nur Geld abheben, sondern auch Überweisungsträger in einen Briefkasten werfen. Kontoauszüge bekommen die Kunden nicht.
Die Service-Stelle kann durch dieses Angebot der Sparkasse nicht ersetzt werden, das machte die Diskussion der Gemeinderäte am Mittwochabend deutlich. Karl Baukuß, Vorsitzender des Gremiums, kritisierte, dass wieder einmal nur wirtschaftlich gedacht werde. „Den menschlichen Faktor gibt es nicht“, sagte er.
Sparkasse sieht Entscheidung als Folge eines Trends: Es werde immer mehr bardgeldlos bezahlt
Die Entscheidung der Kreissparkasse stellte Andreas Czaja gegenüber der MZ als Folge eines Trends dar: des Trends zum bargeldlosen Bezahlen. „Zwar ist Bargeld weiterhin das beliebteste Zahlungsmittel, jedoch nehmen die bargeldlosen Kartenzahlungen ständig zu“, informierte er. Der Bargeldumlauf und damit die Nutzung der Geldautomaten würden folglich sinken. Das gelte insbesondere für Osternienburg. „Der Rückgang an Transaktionen beim SB-Standort Osternienburg ist mit über 20 Prozent alleine in den letzten zwei Jahren überdurchschnittlich hoch.“
Der Standort in Osternienburg, argumentiert dagegen der Bürgermeister, sei aufgrund seiner günstigen Lage in unmittelbarer Nähe zu Einzelhandelseinrichtungen rege genutzt worden. Von Kunden aus Osternienburg und umliegenden Orten. „Durch die Schließung der SB-Filiale werden auch das direkte Umfeld und die Gemeinde insgesamt geschwächt“, macht er deutlich. Ein weiterer „Baustein des Dienstleistungsangebotes“ sei nur noch in umliegenden Städten zu finden. Damit beteilige sich die Kreissparkasse am Konzentrationsprozess zulasten der Dörfer und ländlichen Gebiete.
„Für ein öffentlich-rechtliches Kreditinstitut mit der so oft erwähnten regionalen Verwurzelung, dem gesetzlichen Auftrag der Versorgung breiter Bevölkerungsschichten und insbesondere in kommunaler Trägerschaft des Landkreises, ist dieser letzte Schritt mehr als enttäuschend“, bringt Stefan Hemmerling seinen Unmut über die Schließung zum Ausdruck. Der Bürgermeister merkt an, dass die Einwohner der Gemeinde umso mehr frühzeitig darüber hätten informiert werden müssen.
Mehrere Filialschließungen in den vergangenen Jahren
Vor einigen Jahren noch hatte die Kreissparkasse mehrere Filialen im Osternienburger Land. 2010 wurde die Stelle in Kleinpaschleben geschlossen, 2015 die Stelle in Wulfen. Auch über diese Schließungen wurde der Bürgermeister nach eigenen Angaben kurzfristig und lediglich mündlich informiert. In der Filiale in Osternienburg hatten die Kunden bis zum 31. Juli 2017 einen Ansprechpartner. Danach waren dort nur noch Automaten zu finden. Ihm sei versichert worden, schreibt Stefan Hemmerling, dass wenigstens die Technik bleibe.
Marcel Merklein, Ortsbürgermeister von Wulfen, schlug im Gemeinderat vor, den Vorstandsvorsitzenden zu diesem Thema einzuladen. In der Hoffnung, dass die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld ihre Entscheidung vielleicht doch noch einmal rückgängig macht. Das Schreiben sollte um diesen Punkt ergänzt werden.
››Der mobile Geldautomat der Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld hält einmal im Monat in Wulfen und Osternienburg. Die nächsten Termine sind: 2. April und 7. Mai, jeweils von 9 bis 10 Uhr, An der Kirche in Wulfen; 2. April und 7. Mai, jeweils von 10.15 bis 11 Uhr, auf dem Penny-Parkplatz in Osternienburg. (mz)