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Obdachlosen geschlagen und beraubt Obdachlosen in Köthen geschlagen und beraubt: Rätselraten um Zeugen im Ritter-Prozess

24.05.2019, 12:47
Ein Kamerateam filmt am 2. Mai 2019 vor Prozessbeginn gegen zwei Ritter-Brüder und deren Nichte im Gerichtssaal in Köthen.
Ein Kamerateam filmt am 2. Mai 2019 vor Prozessbeginn gegen zwei Ritter-Brüder und deren Nichte im Gerichtssaal in Köthen. Tröster

Köthen - Haben drei Mitglieder der Familie Ritter im Oktober und im November einen Obdachlosen in Köthen bedroht, geschlagen und ausgeraubt? Dieser Frage ging das Köthener Amtsgericht am Freitagmorgen am bereits zweiten Verhandlungstag nach.

Im Zeugenstand saßen drei Polizisten, die entweder an den mutmaßlichen Tatorten waren oder den Obdachlosen vernommen hatten. Der Staatsanwalt wirft zwei Brüdern aus der Familie vor, den Obdachlosen im Oktober bedroht zu haben, und ihm als er geflohen war, Tabak und Lebensmittel weggenommen zu haben.

Beim zweiten Angriff vor den Treppen des ehemaligen Gymnasiums in der Rüsternbreite sollen ihm zwei Ritter-Brüder mehrmals ins Gesicht geschlagen haben. Beide waren zu dieser Zeit betrunken. Die Nichte soll das mutmaßliche Opfer vier Mal getreten haben. Alle drei Angeklagten wollten sich zu den Vorwürfen nicht äußern.

Polizisten bestätigen: Der Geschädigte ist kein einfacher Zeuge

Die Beamten bestätigten am Freitag den Eindruck, den der Obdachlose im Gerichtssaal während der letzten Sitzung in der vorvergangenen Woche hinterlassen hatte: Er ist kein einfacher Zeuge. Im Gerichtssaal hatte er gesagt, dass er sich an nichts erinnern könne. Bei seinen Aussagen auf dem Polizeirevier allerdings hatte er zum Teil Familienmitglieder der Ritters erkannt. Im Gerichtssaal war ihm das, wie er selbst sagte, nicht mehr möglich.

Der Beamte, der ihn schon lange kennt, sagte über ihn: „Ich schätze ihn so ein, dass er es nicht vergisst, aber keine Lust hat, darüber zu reden.“ Der 43-jährige Obdachlose selbst sei ihm „nie aggressiv“ oder stark betrunken aufgefallen, sagte der Polizist im Zeugenstand. „Er möchte am Rand der Gesellschaft leben ohne Menschen zu beeinflussen.“

Wenn ihm etwas passiere, „dann nimmt er das so hin und lebt sein Leben weiter“. Eine intensivere medizinische Behandlung habe der Obdachlose trotz seiner Verletzungen abgelehnt. „Er hat sich selbst entlassen.“

Schüler bestätigen, dass Mitglieder der Familie Ritter in der Nähe des Tatortes waren

Ein anderer Beamter, der ihn auf dem Revier vernommen hatte, bestätigte: „Es war unglaublich schwer, etwas aus ihm rauszubekommen.“

Man habe ihn auf dem Revier freundlich behandelt, man habe ihm sogar angeboten, ihn in das Obdachlosenheim in der Adolf-Kolping-Straße 19 zu fahren. Aber da wollte er nicht hin. Vielleicht, weil in dem inzwischen dicht gemachten Interimsheim auch die Ritters lebten? Das wurde nicht aufgelöst.

Auch Schüler, die als Zeugen bei den Vorfällen in der Nähe waren, konnten bestätigen, dass einige der angeklagten Familienmitglieder in der Nähe waren.

Am 11. Juni geht der Prozess weiter. Dann sollen weitere Beamte aussagen. (mz)