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Nocturne in Köthen Nocturne in Köthen: Im Banne von Mozart und Manfred

Von Matthias Bartl 18.11.2013, 20:14
„Foggie Brew“ mit Sophie Stahl - eingerahmt von Karl Just (l.) und Florian Lehmann.
„Foggie Brew“ mit Sophie Stahl - eingerahmt von Karl Just (l.) und Florian Lehmann. Heiko Rebsch Lizenz

Köthen/MZ - Wer den Kontrast suchte, der war am Samstagabend im Veranstaltungszentrum am Schloss beim Herbst-Nocturne der Kreismusikschule Köthen gut aufgehoben. Nicht nur, dass der Abend deutlich bipolar war - Klassik hier, Populärmusik da - nein, er bot auch im Pop-Bereich durchaus Titel und Stimmen an, die sich deutlich von einander unterschieden. Das aber macht den Reiz des Nocturnes auch aus - nicht alles und nicht jeder ist professionell, dafür aber immer mit Herz und Liebe und viel Anteilnahme dabei.

Das trifft schon auf den Bachchor zu, der Mozarts „Krönungsmesse“ zu Gehör brachte. Nun wurde zwar von glaubwürdiger Seite versichert, dass das Stück für den Musiker viel anspruchsvoller sei als für den Chorsänger. Das mag der Experte zwar wissen, der interessierte Laie durfte jedoch sehr beeindruckt davon sein, wie der Chor das selten gehörte Stück präsentierte - und wie vor allem die vier Chorsolisten Manuela und Andreas Schütte, Susanne Haferkorn sowie Jürgen Grünbaum ihren Part über die Rampe brachten, verdient zumindest eine öffentliche Nennung ihrer Namen, zumal diese im Saal kaum zu verstehen waren, als Nocturne-Mastermind und -moderator Manfred Apitz ins Mikro sprach.

Auf leichten Noten-Sohlen

Im zweiten Teil des Abends wurde die Musik deutlich leichter und heiterer, was sich schon zum Ende von Akt 1 angekündigt hatte, als Enrico Scheffler Stücke aus dem Musical „Mozart“ sang. Nun liefen selbst die eher gedankenschweren Texte von Gabriele Völzke auf leisen Noten-Sohlen (Dank an Manfred Apitz) ins Ohr.

Ganz zu schweigen von der irischen Beschwingtheit, die „Foggy Brew“ auf die Bühne brachten. Man habe, so Apitz, schon öfter ein Gastband beim Nocturne gehabt - „das ist für die nicht leicht, die müssen sich auf uns einlassen, das ist manchmal nicht einfach“. Vor allem, weil hinter dem Nocturne ein strenger Zuchtmeister steht: Aber „Foggy Brew“ mit Sophie Stahl, Florian Lehmann (Gitarre) und Karl Just (Violine) zeigte sich jederzeit auf der Höhe des Geschehens - und Sophie Stahl spielte nicht nur eine allerliebste Mandoline, sondern zeigte auch, dass sie die Kunst im Sitzen zu singen, gut beherrscht - sonst tut man das nur in bajuwarischen Beiseln nach der dritten Maß oder zusammengekrümmt hinter einer unplugged Sechs-Saiten-Western.

Mit irischer Beschwingtheit

Mithin hatte „Foggy Brew“ jeden Beifall verdient, den es anschließend auch in Kaskaden gab. Die Band möchte man öfter hören. Das trifft auf Manuela Michel erst recht zu. Ohne den anderen Sängerinnen und Sängern zu nahe treten zu wollen - aber die Frau mit der Alt-Stimme hat an diesem Abend alle anderen an die Wand gesungen. Es war begeisternd, wie Manuela Michel (im Zivilen als Teamleiterin bei der Bahn tätig) Tina Turners „We don’t need another Hero“ und „The Best“ interpretierte. Auch das Publikum erkannte dies und spendete den wohl stärksten Beifall, den das Veranstaltungszentrum seit längerer Zeit gehört und schadlos überstanden hat.