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Nicht nur ein Standbein aus Beton

Von UTE HARTLING-LIEBLANG 06.10.2009, 15:36

KÖTHEN/MZ. - Noch sind sie nicht ganz vom Firmengelände verschwunden, die Brunnenringe für Abwasserschächte aller Art, die nach 1990 einen ungeheuren Boom zu verzeichnen hatten und daher auch im Köthener Betonwerk Hans Abel in großen Stückzahlen produziert wurden. Heute sind sie für das Köthener Familien-Unternehmen ein Auslaufmodell. Nur noch vereinzelt gehen dafür Bestellungen ein.

Das traditionelle Köthener Unternehmen - in den 50er Jahren von Hans Abel am jetzigen Standort gegründet und 1972 verstaatlicht - hat sich in den zwanzig Jahren nach der Wende als Lieferant von Sonderbauteilen am Markt behauptet und ist stets mit der Zeit gegangen. Derzeit sind die Betonwerker gerade an einem Großauftrag für das VW-Werk in Wolfsburg beteiligt, bei dem es um eine Kraftwerkserweiterung geht.

"Seit etwa zwei Jahren produzieren wir Fertigteilelemente für Biogasanlagen und sind im Güllebehälterbau tätig", nennt der stellvertretende Geschäftsführer Robert Hohmann die jüngsten Produkte aus dem Hause Abel. Hohmann ist der Schwiegersohn von Renate und Wolfgang Abel, die zusammen mit Tochter Sabine Inhaber der Hans Abel KG Betonwerk Köthen sind.

Bis acht Meter hoch sind die riesigen Betonplatten, die nach der Montage vor Ort Behälter mit einem Durchmesser von zehn bis 40 Metern ergeben und ein Fassungsvermögen von durchschnittlich 3 000 Kubikmeter haben. "Das ist Standard", sagt Hohmann. "Die größten fassen sogar 6 800 Kubikmeter."

Die Köthener Betonwerker sind in diesem Bereich Zulieferer für die A-Consult GmbH, die ihren Hauptsitz in Dänemark hat. Geliefert werden die Biogasbehälter unter anderem in den Berliner Raum, an den Bodensee oder in die Schweiz. Von den rund zehn verschiedenen Produktgruppen, die in Köthen hergestellt werden - darunter auch Schachtbauwerke und Rahmendurchlässe für die verschiedensten Versorgungsträger oder Sonderfundamente für Umspannwerke -, machen die Segmente für Gas- und Güllebehälter etwa 15 Prozent des Produktionsvolumens aus.

Höchste Sicherheitsanforderungen

Wer als Autofahrer viel unterwegs ist, kann die Spur der schwergewichtigen Betonschutzwände die bei der Abel KG an der Prosigker Kreisstraße gefertigt werden, im gesamten Bundesgebiet nachvollziehen. Man findet sie vor allem in riesigen Brückenkonstruktionen wie der Hasseltalbrücke bei Suhl oder als passive Schutzeinrichtungen an Autobahnen und Bundesstraßen. Abel ist in diesem Segment, das etwa 35 Prozent des Produktionsvolumens ausmacht, Lizenznehmer für die Wiener Firma Delta Bloc.

Beton, der in solchen Schutzsystemen eingesetzt werden soll, muss höchsten Sicherheitsanforderungen genügen, erzählen Wolfgang Abel und Robert Hohmann. Dass sie mit ihren Produkten seit vielen Jahren diesen Anforderungen genügen, macht sie mit Recht stolz. Jede neue Produktvariante im Delta Bloc Segment hat vor Einführung in die Praxis harte Anfahrtstest zu überstehen. Es ist immer ein Höhepunkt für die Betonwerker, wenn ein solcher Delta Bloc hergestellt und dann auf dem Tüv-Testgelände München die Crash-Tests durch Pkw, Lkw und Bus bestehen muss. Erst wenn diese erfolgreich abgeschlossen und von der Bundesanstalt für Straßenwesen (BASt) bestätigt ist, kann der Einsatz auf Straßen, Autobahnen und Brücken erfolgen.

Auch für die Bundesstraße 6 n bei Güsten liefern die Köthener Betonwerker Verkehrsleit-Elemente. Dass diese Straße in naher Zukunft auch das Werk an der Prosigker Kreisstraße infrastrukturell besser an die Autobahn anbinden soll, wünscht sich Firmeninhaber Wolfgang Abel, der nach der Wende die wieder privatisierte Firma von seinem Vater Hans Abel übernahm, schon seit Jahren. Immerhin werden in seinem Unternehmen pro Jahr 35 000 Tonnen Beton verarbeitet, die in Gestalt riesiger Fertigteile, die bis zu 40 Tonnen wiegen können, über die Straße transportiert werden müssen. Das sind rund 1 460 Lkw-Ladungen im Jahr. Hinzu kommen die Zuliefermengen an Stahl, Zement und anderen Rohstoffen für die Produktion.

Somit ist Abel nicht nur Brotgeber für 33 gewerbliche Arbeitnehmer und zwölf Angestellte - hinzu kommen noch sechs Auszubildende -, sondern sichert über seine Aufträge auch Arbeitsplätze in mittelständischen Betrieben der Region. Angefangen von der Wörbziger Kiesgruppe über das Zementwerk Bernburg, den Bitterfelder Handelshof bis hin zur Köthener Metallbaufirma Röder und örtliche Speditionen.

Start in 2009 war zufriedenstellend

"Wir setzen bei unserem kompletten Einkauf auf kleinere Handwerksbetriebe", sagt Robert Hohmann und nennt als Vorteile hohe Verfügbarkeit und Flexibilität sowie engagierte Zulieferer.

Rund sechs Millionen Euro Umsatz macht die Betonwerke Abel KG derzeit im Jahr. Die Geschäftsführer hoffen, dass dem auch die Krise nichts anhaben kann. Das erste halbe Jahr 2009 sei zufriedenstellend verlaufen, sagt Wolfgang Abel. Das hänge auch mit der langen Vorlaufzeit in dieser Branche zusammen. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass Aufträge storniert wurden, was es vorher so nicht gegeben habe.

Mit technischem Know-how, hohem persönlichem Einsatz, Flexibilität und gezielter Nachwuchsförderung will sich das Familienunternehmen auch künftig am Markt behaupten. "Wir haben erst kürzlich unsere Computeranlage umgestellt, um für die gestiegenen Anforderungen bei der Datenbewältigung gewappnet zu sein", sagt Hohmann. "Der Kunde erwartet heute komplette Problemlösungen." Darauf müsse man vorbereitet sein.