Nach Großbrand in Wörbzig Nach Großbrand in Wörbzig: Familie Fischer will nach fünf Monaten zurück nach Hause

Wörbzig - Auch fünf Monate später hängt der Geruch noch in den Wänden. Man muss das Haus von Familie Fischer in Wörbzig gar nicht betreten, um zu merken: Hier riecht es nach Qualm. „Wir merken das schon gar nicht mehr“, sagt René Fischer.
Er führt durch die Reste dessen, was vom Heim seiner Familie noch übrig ist: Die verbrannte Küche ist inzwischen verschwunden, ebenso die verkohlte Decke im Erdgeschoss. Draußen liegen alte Rohre und Heizkörper. Im Obergeschoss, wo die Kinderzimmer waren, ist die verrußte Tapete inzwischen ab, doch in den Deckenbalken hängt der schwarze Staub noch immer.
Anfang Dezember 2017 war das Haus in der Nähe des Wörbziger Gutes abgebrannt. René Fischer, seine Frau Peggy und ihre drei Töchter waren zu dieser Zeit gerade in Magdeburg auf dem Weihnachtsmarkt. Peggy Fischers Yogastudio brannte komplett aus, das Wohnhaus - erst kurz zuvor bezogen - wurde schwer beschädigt. Die Polizei ging zunächst einem Verdacht auf Brandstiftung nach. Wie der aktuelle Stand der Ermittlungen ist, war bis Redaktionsschluss nicht zu erfahren.
„Das war mit das erste, was wir gemacht haben. Ein neuer Spielplatz“
Mittlerweile hat das Ehepaar damit begonnen, Schutt abzutransportieren. Ein Teil des verkohlten Daches ist entfernt. Im Garten steht ein neues Klettergerüst für die Mädchen. Der Kontrast zu den kaputten Heizöltanks und anderen Überresten daneben könnte kaum größer sein. „Das war mit das erste, was wir gemacht haben. Ein neuer Spielplatz - der Anblick ist für die Seele gut“, meint Peggy Fischer.
Die Familie hat einen ehrgeizigen Plan: Im Juli will sie wieder einziehen. Bis dahin will René Fischer das Haus so gut es geht und mit der Hilfe von Bekannten wieder in Schuss bringen. Eine neue Heizungsanlage hatte er wenige Tage nach dem Brand wieder installiert, damit der Frost nicht noch mehr zerstört.
Doch leicht wird der Neueinzug nicht. Nicht nur, weil die Schäden enorm sind. Auch finanziell steht die Familie vor einem großen Problem. Zwar habe die Hausratversicherung einen großen Teil des Gewünschten übernommen, berichtet René Fischer. Doch die Gebäudeversicherung zahle nach momentanem Stand wohl gar nicht.
Versicherungsvertreter hatte vergessen die Papiere rechtzeitig fertig zu machen
Warum? „Wir haben einfach unwahrscheinliches Pech gehabt“, fasst der Familienvater zusammen. Schon Mitte 2017 habe er sich an seinen Versicherungsvertreter gewandt, um bei der Allianz eine Gebäudeversicherung abzuschließen. Man sei sich auch über die Modalitäten einig geworden. Dann passierte nichts mehr. Der Versicherungsvertreter habe schlicht vergessen, die Papiere fertig zu machen und Fischers unterschreiben zu lassen.
„Das fiel uns erstmal gar nicht auf, weil wir viele Versicherungen bei der Allianz haben“, so René Fischer. Ende 2017 sei das Versäumnis dann doch bemerkt worden. „Wir haben uns vertrösten lassen und uns mit dem Vertreter darauf geeinigt, die Unterschriften in ein paar Tagen nachzuholen.“ Doch in diesen paar Tagen brannte das Haus ab.
Der Versicherungsvertreter, dessen Namen Fischer nicht nennen will, um ihn zu schützen, habe sein Vergessen zugegeben. Doch es nützt nichts: Die Allianz beruft sich in einem Schreiben darauf, dass nie ein Vertrag existierte und will nicht zahlen. „Wir haben dann angeboten, dass sie wenigstens die Hälfte der Summe übernehmen sollen - doch vergebens“, so René Fischer.
Familie Fischer hat nur noch wenig Hoffnung, noch Geld von der Versicherung zu bekommen
Er hat sich inzwischen an einen Ombudsmann gewandt. Doch die Familie hat trotzdem nur noch wenig Hoffnung, noch Geld zu bekommen. „Ich sage ganz ehrlich: Wir können keinen Rechtsstreit eingehen. Dafür haben wir kein Geld und das halten wir auch nicht durch.“ Die Familie schätzt den Gesamtschaden auf über 300.000 Euro.
Die MZ Köthen bat die Pressestelle der Allianz um ein Statement zu dem Wörbziger Fall. „Uns ist die schwierige Situation der Familie Fischer bewusst und haben daher den Vorgang auch sehr sorgfältig geprüft“, antwortete Pressesprecherin Sabine Schaffrath. „Wie auch Familie Fischer im Vorfeld bekannt war, bestand zum Zeitpunkt des Brandes kein Versicherungsvertrag für das Gebäude.“ Daher bitte man um Verständnis, dass keine Schadenzahlung geleistet werden könne.
Familie Fischer will im Juli wieder in ihn neues, altes Heim ziehen
Dennoch hält die Familie an ihrem Plan fest, im Juli wieder in ihr neues, altes Heim zu ziehen. Einstweilen lebt sie nicht weit entfernt in dem Haus, in dem sie schon zuvor wohnten. Und das eigentlich schon an jemand anderen vermietet war. Dieser habe jedoch ein Einsehen gehabt und gedulde sich mit dem Umzug, bis das alte Haus frei ist.
Doch die momentane Unterkunft ist eher spartanisch eingerichtet für die fünfköpfige Familie, schließlich ist ein Großteil der Möbel verbrannt. Er habe sich sehr über die vielen Spenden gefreut, sagt René Fischer. Mit dabei war zum Beispiel ein Hochbett für eines der Mädchen. Auch etwa 2.500 Euro an Bargeld kamen zusammen. Die Hilfe sei von Verwandten und Bekannten, teilweise aber auch von Fremden gekommen, so Fischer. Bedanken möchte er sich bei ihnen allen. (mz)

