Nach acht Jahren Pause Nach acht Jahren Pause: Lufthansa hat wieder ein Flugzeug mit Namen "Köthen/Anhalt"

Köthen - Die Flugwissenschaftliche Arbeitsgruppe Cöthen. Das Luftnachrichten-Lehr- und Versuchsregiment. Das 73. sowjetische Garde-Jagdfliegerregiment. Der Flugsportverein Köthen. Segelflugzeuge. Heinkel-111. MiG-29. Stuka-Motorbau bei Junkers in Köthen.
Die flugsportliche Geschichte Köthens ist vielfältig, sowohl von zivilem Charakter als auch militärisch gesehen. Und sie hat sich zumeist auch direkt vor den Toren der Stadt abgespielt - leise wie auch lautstark.
Dennoch wäre der Blick auf diesen Teil der Köthener Historie nicht vollständig, ohne das Augenmerk auf Orte jenseits der Stadtgrenze zu richten. Zum Beispiel nach München. Dort ist seit kurzem der Heimatflughafen der D-AIUA, im Piloten-Alphabet Delta Alfa India Unifom Alfa genannt. Hinter prosaischem Kürzel und fachlichem Kauderwelsch verbirgt sich ein Airbus A320-200, der seit dem 12. Juli den Namen „Köthen“ trägt. Eine Namensgebung, die ohne viel Brimborium vollzogen wurde.
Unterschied zur Taufe der ersten Lufthansa-Maschine namens „Köthen/Anhalt“
Im Unterschied zur Taufe der ersten Lufthansa-Maschine namens „Köthen/Anhalt“. Einen solchen „fliegenden Botschafter“ der Stadt gab es nämlich schon einmal. Genauer gesagt: Von 1993 bis 2012. Im Mai 2012 war die Maschine, seinerzeit war es eine Boeing 737-300, durch Cornelia Schindler, Frau des damals amtierenden Landrats Ulf Schindler, feierlich getauft worden - als 24.
Passagierflugzeug der Lufthansa, das den Namen einer ostdeutschen Stadt erhielt. Am selben Tag wurde in Frankfurt/Main übrigens auch die „Merseburg“ getauft, MZ-Fotograf Peter Wölk sorgte dafür, dass der weihevolle Moment per Lichtbild der Nachwelt erhalten blieb.
Insgesamt hat sie in ihrer 20 Jahre währenden Dienstzeit 41.369 Hin- und Rückflüge durchgeführt
Fotos von dem nicht ganz so erhebenden Tag, als die „Köthen/Anhalt“ außer Dienst gestellt wurde - „ausgeflottet“ wie es in der Lufthansa-Sprache heißt -, gibt es hingegen nicht; zumindest sind sie nicht öffentlich geworden. Am 14. Mai 2012 absolvierte die „Köthen/Anhalt“ ihren letzten Linienflug.
Insgesamt hat sie in ihrer 20 Jahre währenden Dienstzeit 41.369 Hin- und Rückflüge durchgeführt, hat den Namen Köthens und das auf dem Rumpf zu sehende Köthener Stadtwappen zu faktisch allen großen Flughäfen des Kontinents getragen. Und satte 42.077 Flugstunden auf ihre Tragflächen versammelt.
Anschließend wurde die Boeing aber nicht auf einem „Flugzeugfriedhof“ zur Ruhe gebettet, sondern im US-amerikanischen Tulsa sauber auseinandergenommen, denn immerhin waren noch etliche Teile des Fliegers in anderen Flugzeugen verwendbar. Es ist nicht ausgeschlossen, dass dieser oder jener Bausatz der alten „Köthen“ gerade eben noch irgendwo in der Luft ist.
ufthansa war im Jahr 1997 eines der Gründungsmitglieder der „Star Alliance“
In der neuen „Köthen“ freilich nicht - was nicht ganz zuletzt an den unterschiedlichen Typen liegt.
Ganz neu ist neue „Köthen“ übrigens nicht. Der Airbus wurde bereits im Januar 2014 an die Lufthansa ausgeliefert, war aber bislang namenlos unterwegs. Gleichzeitig trägt das Flugzeug wie einige andere Maschinen in der Flotte nicht die reguläre Lufthansa-Lackierung, sondern den großen Schriftzug und das Logo der weltweiten Luftfahrt-Allianz „Star Alliance“.
Die Lufthansa war im Jahr 1997 eines der Gründungsmitglieder der „Star Alliance“ gewesen. Der Taufname steht daher nicht wie üblich vorne unten, sondern hinten oben am Heck.
Ein erstes Foto der Maschine im „neuen Kleid“ ist im übrigen umgehend nach der Namensgebung im Netz veröffentlicht worden - die „Planespotter“, wie die „Flugzeugjäger“ mit der Kamera genannt werden, haben ganze Arbeit geleistet.
Werftaufenthalt zur Neulackierung im ersten Quartal 2020 in Irland
Ein kleiner Blick in die Geschichte des Fliegers: Der in Hamburg-Finkenwerder endmontierte Airbus A320-200 D-AIUA war seit seiner Auslieferung auf dem Flughafen Frankfurt/Main stationiert und hat von dort aus Ziele im Inland und in ganz Europa sowie auch in Nordafrika und im Nahen Osten angesteuert.
Ein Werftaufenthalt zur Neulackierung im ersten Quartal 2020 bei Lufthansa Technik in Shannon (Irland) war bereits vor der Coronakrise vorgesehen. Am 18. März wurde das Flugzeug dorthin überführt, wo es aber zunächst nur geparkt wurde - zusammen mit einigen Schwestermaschinen. Der Werftaufenthalt mit Umlackierung erfolgte schließlich im Laufe der folgenden Monate, anschließend blieb die D-AIUA mangels Bedarf (auch hier hatte wieder Corona die Hände im Spiel) weiter in Shannon abgestellt.
Am 12. Juli ging die „Köthen (Anhalt)“ erstmals in den Liniendienst
Erst am 9. Juli kehrte die D-AIUA nach Deutschland zurück, allerdings nicht zur früheren Basis Frankfurt am Main, sondern zu ihrem neuen Heimatflughafen München. Am Sonntag, dem 12. Juli, ging die „Köthen (Anhalt)“ erstmals in den Liniendienst. Mit der Flugnummer LH1868 ging es von München nach Rom.
Kleine Anmerkung am Rande: Während der erste Lufthansa-Flieger noch unter „Köthen (Anhalt)“ firmierte, geht der Airbus mit der Kennung „Köthen/Anhalt“ in die Luft. Was die Lufthansa dazu bewogen hat, die Klammer durch den Querstrich zu ersetzen, war nicht zu ermitteln. (mz)
Wer sich dafür interessiert, kann im Internet selbst nachsehen, wann die „Köthen“ wohin fliegt: Dazu muss man auf die Seite https://www.flightradar24.com/data/aircraft/daiua gehen. Am Mittwoch, 22. Juli, hatte die „Köthen“ die Strecke München-Neapel zu befliegen.

