Mit Freunden, ohne viele Reden Mit Freunden, ohne viele Reden: Akener Ruderclub feiert seinen 100. Geburtstag

Aken - Wenn der Akener Ruderclub seinen 100. Geburtstag feiert, darf Helmut Merseburg nicht fehlen. Er gehört mit seinen 86 Jahren zu den Urgesteinen des Vereins.
Gemeinsam Spaß haben und sich an der frischen Luft bewegen - das sei damals die Idee gewesen, den Verein zu gründen. Und obwohl Rudern, wie der Akener weiß, „schon immer ein teurer Sport gewesen ist“, habe man sich nicht davon abbringen lassen, ihn bald schon wettkampfmäßig zu betreiben. Nicht zuletzt durch das Engagement Helmut Merseburgs.
Helmut Merseburg ist Pfingstmontag 1948 im Akener Bootshaus eingezogen
Pfingstmontag 1948 sei er hier im Akener Bootshaus mit seinem Paddelboot „eingezogen“, erzählt er. Um „auch mal die großen Dinger auszuprobieren“. Er beschreibt sich selbst als „eingefleischten Wassermann“ - im Sternzeichen ist er Wassermann und verrückt nach Wasser sowieso. Schon mit einem Jahr sitzt er in großen Elbkähnen. Seine Eltern verdienen damals als Schiffer den Lebensunterhalt für die Familie.
Der Rudersport fasziniert Helmut Merseburg von Anfang an viel mehr als das Paddeln. Peter Brüning, der Vorsitzende der Akener Ruderer, kann das gut nachvollziehen. „Rudern ist eine technische Sportart und ein Ausdauersport; man braucht einen langen Atem, wenn man leistungsmäßig etwas bekleistern will.“
Roland Schröder holte 1988 Olympiagold in Seoul
Und die Akener Ruderer haben in ihrer langen Geschichte durchaus etwas bekleistert. Der größte Erfolg: Roland Schröder holt in Seoul 1988 Olympiagold im Vierer ohne. Insgesamt schlagen rund 1 200 Siege zu Buche - von großen Wettbewerben bis hin zu den Spartakiaden. Der Verein erringt drei DDR-Meistertitel.
Dass die Vereinsmitglieder rund 1 248 000 Kilometer auf dem Wasser absolviert haben, bedeutet, dass sie es 32 Mal um den Erdball schaffen würden. Mit Siegfried Mehl und Martin Uhler gehören zudem zwei Männer zum Verein, die in ihrer Karriere alleine jeweils mindestens 40 000 Kilometer gerudert sind.
1949 haben die Akener Ruderer ihre erste Regatta nach dem Krieg bestritten
Helmut Merseburg ist stolz auf diese Bilanz. Und auf die Geschichte des Vereins, an der er selbst intensiv mitgeschrieben hat. Vor allem nach dem II. Weltkrieg zählt er zu jenen sieben Sportsfreunden, die den Rudersport in Aken wieder in geordnete Bahnen lenken. 1949 bestreiten die Akener nach dem Krieg ihre erste Regatta, 1950 fahren sie den ersten Sieg ein. 1954 zählt die Sektion Rudern der BSG Stahl Aken über 50 Mitglieder. Außerdem widmet man sich in dieser Zeit verstärkt dem Wettkampfrudern. Federführend hier: Helmut Merseburg.
Von Beruf ist er Chemieingenieur, doch auch hier eng mit dem Wasser verbunden. 35 Jahre arbeitet Merseburg im Hydrierwerk Rodleben. Seine Freizeit gehört fast ausschließlich dem Rudersport.
Als sich abzeichnet, dass man dringend einen Übungsleiter braucht, stellt sich der heute 86-Jährige gern zur Verfügung, absolviert die Lehrgänge und trainiert fortan die Jugend. Die Leistungsträger im Verein vermitteln ihm immer wieder den Eindruck, dass er Wissen gut vermitteln könne.
Ruderkollegen schätzen Merseburg als "harten Knochen"
Auch Peter Brüning kann dem nur beipflichten. Er, Merseburg, sei zwar „ein harter Knochen, aber immer kameradschaftlich“. Als Sportler, betont der Vereinsvorsitzender, der mit 14 Jahren zum Rudern kommt, braucht man die Ansagen, jemanden, der einem sagt, wie man es noch besser machen könnte. Helmut Merseburg ist das für die Akener Ruderer.
Da er mit lediglich 1,60 Meter Körpergröße als Ruderer eher untermaßig ist, ist er der ideale Steuermann für den Achter. „Die Älteren fingen an zu rudern und suchten jemanden, der sagt, wo es lang geht.“ Bis heute gibt Helmut Merseburg im Akener Achter lautstark den Ton an. „Rudern“, erzählt er, „hat mir von Anfang an unheimlich viel Spaß gemacht.“
1955 findet die erste Regatta in Aken statt. 1961 schließen sich die Motorwassersportler der Sektion Rudern an. Sieben Jahre später bekommen sie einen Vereinsraum im Magazingebäude der Werft und eine Steganlage an der Elbe. 1974 wird die Sektion Rudern der BSG Stahl Aken die erfolgreichste Rudersektion des Bezirkes Halle. Alles Erfolge, die mit Helmut Merseburg zusammenhängen. „Das soll uns erst mal einer nachmachen“, freut er sich rückblickend über das Geleistete.
Bootshaus in Aken wird 1973 erweitert
Das Bootshaus wird 1973 erweitert, bekommt Sanitäranlagen. „Wir leben hier in friedlicher Koexistenz mit den Kanuten“, betont Peter Brüning, dessen Verein heute 125 Mitglieder zählt. Am 26. Juli 1990 wird der Verein als Ruderclub Aken neu gegründet. Und nun wird am Samstag ausgiebig gefeiert - unter Freunden, mit vielen guten Bekannten, ohne lange Reden. (mz)