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Menschen aus Aken Menschen aus Aken: Akener läuft beim New York-Marathon

Von Sylke Hermann 10.11.2014, 14:48
René Zein hatte eine Fahne seiner Heimatstadt Aken im Gepäck und präsentierte diese in der Weltstadt New York auch gebührend.
René Zein hatte eine Fahne seiner Heimatstadt Aken im Gepäck und präsentierte diese in der Weltstadt New York auch gebührend. Privat Lizenz

Aken/New York - „Es war windig, es war kalt. Aber das war mir alles egal - ich wäre auch ins Ziel gekrochen.“ Musste er gar nicht. René Zein, Architekt aus Aken, lief nach 42,195 Kilometern und fünf Stunden 19 Sekunden ins Ziel des New York-Marathons. Das war Platz 36 677 unter 50 564 Läufern, die das Ziel erreichten. „Wenn man das schaffen will, schafft man das“, ist Zein überzeugt.

20 Kilo weniger

Jahrelang spielte er Hockey, war immer schon ein sportlicher Typ. Irgendwann saß er immer länger am Schreibtisch, bewegte sich viel zu wenig, weiß er. Die Bilder von damals, auf denen der Akener noch 20 Kilo mehr auf die Waage brachte, würden das schonungslos dokumentieren. Zein wollte abspecken und schnürte die Laufschuhe. „Am Anfang“, gesteht er, „war ich nach fünf Kilometern schon außer Atem.“ Das stachelte ihn nur noch mehr an. Er hatte einen Traum: Der Familienvater wollte einmal im Leben einen Marathon laufen. Das bedeutete, er musste sechs Mal die Woche laufen und sich ernährungstechnisch komplett umstellen - Eiweiß statt Kohlenhydrate, hieß es fortan im Hause Zein.

Im Februar, ein Jahr vor seinem 40. Geburtstag - fing er an, für den New York-Marathon zu trainieren. Alle warnten den Neuling, New York sei zu schwierig, die Strecke zu hügelig, zu anspruchsvoll. Zein ließ sich nicht abbringen, absolvierte zwischen Februar und November dieses Jahres über 1 200 Trainingskilometer. Alles für New York. Doch plötzlich drohte der Traum zu platzen: „Es war gar nicht so einfach, eine Startnummer zu bekommen“, erinnert er sich. In Kombination mit einer klassischen Marathon-Reise wäre das kein Problem gewesen. Aber Zein hat Verwandtschaft in der Nähe von New York, brauchte also keine Übernachtung. Er wollte einfach nur laufen. In der Lotterie, über die Startnummern verlost werden, scheiterte er auch - kein Glück. Am Ende bekam er sie doch, seine Startnummer: die 53868.

Am ersten Sonntag im November war schließlich der große Tag für Nummer 53868 aus Germany. René Zein lief seinen ersten Marathon. „Es war der Wahnsinn.“ Über 55 000 Starter wurden registriert; nicht alle kamen ins Ziel.

Der Akener Abgeordnete - so sagt er selbst, weil er eine Fahne seiner Heimatstadt im Gepäck hatte und diese in der Weltstadt auch gebührend präsentierte - war an diesem Tag einer unter vielen Verrückten, schmunzelt er. Rund zwei Millionen Menschen feuerten die Starter aus aller Herren Länder abseits der Strecke lautstark an; „wie die Irren“, zieht der Marathon-Läufer den Hut vor dieser Welle der Begeisterung. Auch vor seiner Familie, die ihn mit selbst gemalten Plakaten motivierte: „Go, Papa, go!“

Ein ganz normales Tief

All das half ihm allerdings nicht über das eine oder andere Tief hinweg. „Vollkommen normal“, redete er sich ein. Ihm ging es das erste Mal nach rund 20 Kilometern schlecht - und auf den letzten acht Kilometern der Marathon-Distanz. Nur noch acht Kilometer? „Das ist nicht mehr als deine tägliche Trainingsrunde von Obselau über Lödderitz und auf dem neuen Deich zurück nach Aken“ - so motivierte er sich - und verwirklichte sich seinen großen Traum. Zwar mit „höllischen Schmerzen“ („mir tat alles weh, ich bin noch Tage danach die Treppenstufen rückwärts runter gelaufen“), aber überglücklich. Und das, obwohl er sein ganz persönliches Ziel verfehlt hat: Er wollte unter 4 Stunden und 30 Minuten bleiben. Am Ende waren es fünf Stunden und 19 Sekunden. „Egal“, lacht er. Übrigens brauchte er 11,27 Minuten für die Meile - also für rund 1,6 Kilometer.

Und nun? Wie weiter? „Ich höre nicht auf zu laufen“, sagt er. Im Gegenteil: Die Suche nach dem nächsten Marathon hat längst begonnen. (mz)