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Mit Farbe und Witz Melanie und Ronny Claus haben in Köthen Telekom-Schaltkästen neu gestaltet

Von Matthias Bartl 14.09.2020, 08:04
Wie man ein künstlerisches Aquarium füllt - Melanie Claus malt und Jörn Betke beobachtet.
Wie man ein künstlerisches Aquarium füllt - Melanie Claus malt und Jörn Betke beobachtet. Ute Nicklisch

Köthen - Der Fisch sieht etwas ungewöhnlich aus. Wie ein Goldfisch, aber nicht wirklich. Wie ein Schleierschwanz, aber nur halb. Wie ein Koi, doch nicht vollständig. Melanie Claus legt den Kopf schief, blickt quasi über den Pinsel in ihrer Hand auf das Tier und bestimmt es eineindeutig: „Das ist ein Shubunki.“

Die gibt es - laut Wikipedia - tatsächlich. Eigentlich mehr in Japan, aber seit Freitag aus auf einem Schaltkasten der Telekom, der in der Köthener Philipp-Semmelweiß-Straße/Ecke Straße Am Wasserturm steht.

Das genormte Grau des Kastens hat sich an diesem sonnigen Morgen in ein Aquarium verwandelt: zwei Mangrovenwurzeln hat die Malerin Claus schon hineingestaltet, auch zwei Shubunkis schwimmen schon im leicht grünlichen Wasser. Man darf davon ausgehen, dass der Schaltkasten auf diese Weise nicht nur die Aufmerksamkeit von Aquarianern, Ichthyologen und Kunstkennern erregt, sondern allgemein Passanten und Spaziergängern gefallen sollte.

Schüler des Ludwigsgymnasium hatten verschiedene Motive entworfen

Dass sei, bestätigt Jörn Betke, Baubegleiter von der Deutschen Telekom, auch der Sinn der Aktion. Zumindest partiell. Eigentlich ging es bei der von der Stadt geforderten künstlerischen Gestaltung von elf neu errichteten Schaltkästen der Telekom vordergründig darum, die Kästen an genau den Plätzen, wo ihr nüchtern-industrielles Aussehen ein Denkmal optisch beeinträchtigen würde, mit Unterstützung von Künstlern dem Gesamtbild vor Ort anzupassen.

Dazu hatten Schüler des Ludwigsgymnasium verschiedene Motive entworfen, die Ronny und Melanie Claus aus Greppin seit einigen Wochen nach und nach und gelegentlich leicht angepasst mit Acrylfarbe und Graffitispray umsetzten. Für Melanie Claus war das eine besonders schöne Abwechslung vom Arbeitsalltag: Die 39-Jährige arbeitet normalerweise vier Tage die Woche als Physiotherapeutin und schlüpft nur am Freitag in die Rolle der Malerin - was man den Bildern aber kein bisschen ansieht.

„Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen Bonuskasten geben“

Der finale Kasten Nr. 11 bildet eine Ausnahme: Er hat keinerlei visuellen Bezug zu einem Denkmal - wollte man den Wasserturm sehen (das Aquarium stellt an sich die korrekte Assoziation her) müsste man erst einmal ein paar Häuser abbrechen. Es sei der Wunsch der Stadt gewesen, hieß es, diesen Kasten gestalten zu lassen. Der letzte Kasten soll übrigens doch nicht ganz der letzte Sein.

„Es wird aller Wahrscheinlichkeit nach noch einen Bonuskasten geben“, sagt Jörn Betke. Der steht an der Bernburger Straße gegenüber vom Grünen Gebäude der Hochschule und soll auch ein Motiv erhalten, das zur Hochschule passt. Welches genau, steht noch nicht fest - aber ein paar Ideen haben Melanie Claus und Jörn Betke im Geiste schon mal durchgespielt. (mz)