Mehr als nur schrauben Mehr als nur schrauben: Kfz-Innung hat am Freitag in Köthen 17 Gesellen freigesprochen

Köthen/Bernburg - Kathleen Leuchte ist zufrieden, so viel ist ihr anzusehen. Ein Glas Sekt in der Hand, ein Lächeln auf den Lippen, im Kreise vertrauter Gesichter sitzt die junge Frau in einer Gaststätte. Allerdings nicht bei einer gewöhnlichen Feier - sondern weil sie gerade ihren Gesellenbrief erhalten hat.
Am Freitag bekamen 17 Gesellen nach erfolgreicher Lehre als Kfz-Mechatroniker feierlich ihre Gesellenbriefe und Prüfungszeugnisse von der Kfz-Innung Köthen-Bernburg überreicht. Als Gast war, neben den Innungsvertretern, auch Köthens Oberbürgermeister Bernd Hauschild (SPD) anwesend.
Die Freisprechung fand im Restaurant „Olympia“ in Köthen statt. Nach dem Gruppenfoto auf der Minigolfanlage wurden selbstverständlich Reden gehalten. „Anstrengung, Stress, Prüfungsangst liegen hinter euch. Ihr habt jetzt so viele Möglichkeiten“, sagte Frank Kürbitz, der als Berufsschullehrer und Vorsitzender des Prüfungsausschusses mitverantwortlich für die Ausbildung ist.
Fast alle Gesellen wollen in der Region bleiben
„Ob Meisterprüfung, Studium, Selbstständigkeit, Zusatzqualifikation, euch stehen alle Türen offen.“ Auch Oberbürgermeister Bernd Hauschild schließt sich in seiner Rede den Glückwünschen an und fügt hinzu: „Alle wollen nur studieren. Ich freue mich, dass ihr bei uns in der Gegend bleibt.“
Und tatsächlich bleiben fast alle von ihnen in der Region, wie der Innungsbeauftragte Herbert Richter berichten kann. „Natürlich greifen BMW und Porsche einige Junggesellen ab, aber die meisten aus diesem Jahrgang sind bei ihren Ausbildungsbetrieben geblieben.“
Der Gesamtnotendurchschnitt dieses Abschlussjahrgangs beträgt 3,2. „Das ist ein Durchschnittsjahrgang. Wir hatten schon schlechtere, aber auch schon bedeutend bessere“, informiert Herbert Ritter. Diesmal sei wenigstens keiner durchgefallen.
Klassenbester ist Tim Naumann aus Köthen mit einem Durchschnitt von 1,9
Klassenbester ist Tim Naumann aus Köthen mit einem Durchschnitt von 1,9. Damit liegt er nicht nur deutlich über dem Gesamtdurchschnitt, er konnte zudem seine Ausbildung im Oktober, ein halbes Jahr vor seinen Azubikollegen, frühzeitig abschließen. Diese hat er beim Autohaus Koch & Herrmann in Köthen gemacht. „Ich bleibe da, denn ich wurde übernommen“, sagt der 22-Jährige zufrieden.
Unter den Gesellen ist diesmal auch eine junge Frau.
Die 29-jährige Kathleen Leuchte hat ihre Ausbildung im Köthener Autohaus Gute Fahrt absolviert. Obwohl sie nicht in diesem Autohaus bleibt, hat sie für Veränderung gesorgt. „Ich war die allererste Frau, die dort ihre Ausbildung gemacht hat“, sagt sie. Es habe beispielsweise vorher keine Umkleiden für Frauen gegeben, da wurde nachgerüstet.
Nun folgen ihr andere nach, so bildet das Autohaus derzeit eine weitere Kfz-Mechatronikerin aus. „Ein klassischer Frauenberuf ist es nicht“, stimmt Herbert Ritter zu - es sei aber ein Trend, der sich seit ein paar Jahren beobachten lasse. „Früher waren es Ausnahmen, zum Beispiel Kinder von Autohausbesitzern. Seit circa zehn Jahren kommen die jungen Frauen auch von sich aus zu uns“, beschreibt er die Entwicklung.
Computertechnik und Informatik spielen bei den hochmodernen Autos von heute eine immer größere Rolle
Außerdem spreche sich rum, dass es inzwischen um viel mehr gehe als nur ums Schrauben - Computertechnik und Informatik spielen bei den hochmodernen Autos von heute eine immer größere Rolle.
Die Fachbetriebe müssen seit ein paar Jahren aktiv auf Bewerbersuche gehen. Das sei früher anders gewesen, so Ritter weiter. „Ja, für manche ist das noch ein Traumberuf. Einige brennen einfach dafür.“ Zufrieden ist der Innungsbeauftragte vielleicht nicht unbedingt mit den Noten aller Azubis. Dafür freue er sich, dass die Zahl der Auszubildenden inzwischen wieder kontinuierlich zunehme. (mz)