Kreisverwaltung Kreisverwaltung : Mitarbeiter sind im Schnitt über vier Wochen krank

Köthen - „Die Verwaltung ist im Prinzip einen Monat lang komplett nicht da? Und durch Urlaub ist der nächste Monat auch noch weg.“ Kreistagsmitglied Ronald Mormann versuchte auf den Punkt zu bringen, was Heike Wähnelt im Kreis- und Finanzausschuss bei der Vorstellung des „Gesundheitsprojektes des Landkreises Anhalt-Bitterfeld“ vorgetragen hatte: Jeder der circa 700 Mitarbeiter der Kreisverwaltung sei im Durchschnitt 22,5 Tage pro Jahr im Krankenstand gewesen, so die Personalamtsleiterin. Das gelte für 2016, sei aber zuvor auch nicht anders registriert worden, fügte sie hinzu und gab Mormann recht, dass dies keineswegs normal ist.
Der Landkreis plant seinen Personalbedarf mittels einer Empfehlung der Kommunalen Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement (KGSt), einem von Städten, Gemeinden und Kreisen getragenem Entwicklungszentrum des kommunalen Managements. Und deren Empfehlung besagt, dass im Durchschnitt pro Jahr und Mitarbeiter von 14,7 Krankheitstagen auszugehen sei. Diesen Wert überschreitet Anhalt-Bitterfeld weit, deshalb sollen die Ursachen nun ermittelt und abgestellt werden, deshalb das Gesundheitsprojekt.
Bislang kein Erfolg
Seit Jahren habe man Projekte mit verschiedenen Krankenkassen durchgeführt, insbesondere zur Verhaltensprävention. Die seien gut angenommen worden, aber letztlich „konnten keine positiven Auswirkungen auf den hohen Krankenstand festgestellt werden“, sagte Heike Wähnelt.
Nun also soll gemeinsam mit der AOK Sachsen-Anhalt und dem Institut für Unternehmensenergie und Gesundheitsmanagement aus Halle (IUG) ein Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) in der Kreisverwaltung eingeführt werden. Gezielte Maßnahmen seien nötig, „damit der Krankenstand sinkt“, so die Personalamtsleiterin. Zumal eine große Anzahl abwesender Mitarbeiter letztlich eine hohe Arbeitsbelastung für die gesunden nach sich ziehe.
Wettbewerb um Fachkräfte
Die Kreisverwaltung möchte ein attraktiver Arbeitgeber sein. Die Realität, so Heike Wähnelt, sei aber, dass es jetzt schon schwer falle, freie Stellen zu besetzen, kaum Bewerber auf Ausschreibungen vorstellig würden.
Nicht zu vergessen, fügt sie hinzu, sei der Umstand, dass ein hoher Krankenstand bei den im Dienst verbliebenen Mitarbeitern zu Unzufriedenheit führe. Das wirke sich negativ auf die Kunden aus. Und so hat nach Angaben von Jörn Wegner von der AOK bereits im Jahr 2016 die Kreisverwaltung Anhalt-Bitterfeld angefragt, ob die Gesundheitskasse sie im Rahmen des Betrieblichen Gesundheitsmanagements begleiten könnte. Seit November 2016 geschieht dies, eine Rahmenvereinbarung über zwei Jahre, also bis November 2018, wurde geschlossen.
Rückengesundheit und Stressabbau
Nachdem eine Strategie und ein Plan zum Vorgehen zusammen mit dem Landrat, der Personalabteilung und der Arbeitnehmervertretung erstellt worden war, gab es im Januar und Februar 2017 die ersten Gesundheitstage, bei denen es um Rückengesundheit und Stressabbau ging. Im Mai und Juni wurde die Arbeitssituation untersucht, um Belastungen zu erkennen. Für November ist ein Workshop zum Thema „Gesunde Führung“ geplant. „Diese Workshops für Führungskräfte sind besonders wichtig, denn das Führungsverhalten spielt bei der Betriebsgesundheit eine herausragende Rolle, vor allem im Zusammenhang mit Stress“, sagte Jörn Wegner gegenüber der MZ. Im Ausschuss indes wollte nicht nur Kreistagsmitglied Ronald Maaß etwas über die Untersuchungsergebnisse wissen.
Kati Dürrenfeld, Geschäftsführerin des IUG, blieb zurückhaltend. Information und Kommunikation seien Themen, alles Weitere werde später konkret benannt, sie wolle den Auswertungsgesprächen nicht vorgreifen, sagte sie. Und auch Jörn Wegner von der AOK ließ gegenüber der MZ wissen: „Genaueres kann ich noch nicht sagen, denn die Ergebnisse werden erst im November mit den Führungskräften ausgewertet.“
Landkreis finanziert mit
„Einen Versuch ist es wert, aber ich habe Zweifel, ob er wirklich zu Ergebnissen führt.“ Er sehe die Ursachen eher in der aus Finanzgründen erzwungenen Personalpolitik der vergangenen 20 Jahre, sagte Maaß. Und Mormann wollte nun doch genau wissen, wann es eine Auswertung für die Ausschussmitglieder gibt. Im November wurde ihm beschieden.
Übrigens beteiligt sich der Landkreis mit 35 700 Euro für 2018 finanziell an dem Projekt, das ansonsten von der AOK bezahlt wird. „Mittlerweile sind die Krankenkassen durch das Präventionsgesetz von 2015 dazu verpflichtet, eine gewisse Summe für die BGM-Arbeit auszugeben“, erklärte Jörn Wegner.
(mz)