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„Was ist denn da oben los, der will mich wohl nicht?“ Köthens älteste Bürgerin - Ursula Fischer hat gut gelaunt ihren 104. Geburtstag gefeiert

Von Jessica Vogts Aktualisiert: 02.11.2021, 09:29
Landrat Andy Grabner gratuliert Heimbewohnerin Ursula Fischer zu ihrem 104. Geburtstag.
Landrat Andy Grabner gratuliert Heimbewohnerin Ursula Fischer zu ihrem 104. Geburtstag. foto: JESSICA VOGTS

Köthen/MZ - Oberbürgermeister Bernd Hauschild teilte ihr am Sonntag, ihrem 104. Geburtstag, mit, dass sie die älteste Bürgerin in ganz Köthen sei. Da war Ursula Fischer selbst ein wenig überrascht, aber wohl auch ein wenig stolz. Geistig ist sie noch fit, nur hören kann sie nicht mehr so gut. „Die Kräfte lassen ein wenig nach“, sagt Fischer schon fast entschuldigend.

Bis Mitte 80 Sport getrieben

Ihr Zimmer im Pflegeheim „St. Elisabeth“ in Köthen ist voller Blumen. Viele Besucher waren gekommen, um ihr zu gratulieren. „Die Bude war voll“, erzählt sie. „Da wollte ich gerade einmal die Augen zumachen, da kam schon der nächste“, so Fischer weiter. Am Montag folgten noch persönliche Glückwünsche von Landrat Andy Grabner. Er überreichte ihr etwas Süßes, eine gute Flasche und auch noch eine Urkunde von Ministerpräsident Reiner Haseloff. „Ich komme aus den ganzen Ehrungen gar nicht mehr raus“, über die Jahre haben sich so einige bei ihr angesammelt.

Auf die Nachfrage, was ihr Geheimrezept für ein langes Leben sei, hatte sie selbst keine genaue Antwort. „Jeden Tag erst warm und dann kalt duschen. Das fördert den Kreislauf und glättet die Haut“, so habe es ihr ihre Ärztin vor Jahren mal empfohlen, so macht sie es auch heute noch. Und sie habe im Leben einfach viel Sport getrieben. „So bis ich Mitte 80 war. Da profitiere ich heute noch von“, sagt sie und lacht. Erst seit etwa vier Jahren lebt sie nun im Heim und ist auf fremde Hilfe angewiesen. Ein Oberschenkelhalsbruch sei schuld gewesen, sagt sie. Aber sie fühle sich sehr wohl hier.

Ursprünglich kommt die Jubilarin aus Hamburg. Sie stammt aus einer gutbürgerlichen Familie. Sie ist das jüngste Kind von neun. Später zog es sie nach Berlin, dort arbeitet sie lange Jahre als Sekretärin und lernt ihren ersten Mann kennen. Das war 1939. Sie heiraten kurz darauf in Zerbst, ziehen nach Köthen und bekommen ein Kind. Sie waren glücklich, bis das Schicksal es anders meinte. 1943 erhielt sie die Nachricht, dass ihr Mann im Krieg in Russland gefallen war. „Ich war plötzlich alleine mit einem anderthalbjährigen Kind. Es war eine schreckliche Zeit“, erinnert sie sich mit Tränen in den Augen an damals zurück. Halt fand sie in der schweren Zeit in der Kirche. 1946 heiratete sie schließlich noch einmal, bekommt ein weiteres Kind. Inzwischen hat Ursula Fischer zwei Kinder, aber auch Enkel und Urenkel. Ihr ältester Sohn Bernd-Rüdiger Backhaus wird demnächst bereits 80. Aber alt fühlt auch er sich noch lange nicht. „Ich habe das Gefühl, ich habe die guten Gene geerbt“, erklärt Backhaus.

Lebensaufgabe erfüllt

Sie ist dankbar, bescheiden. „So gut ging es uns früher nicht“, sagt sie. Dass sie mal ihren 104. Geburtstag noch erlebe, hätte sie nicht gedacht. Einmal, erzählt ihr Sohn, habe sie ihn gefragt „Kann ich jetzt noch Demenz kriegen?“ Er musste schmunzeln, erwiderte, dass sie aus dem Alter raus sei.

Ihre Lebensaufgabe sei erfüllt. Zwar hat sie nicht direkt mit dem Leben abgeschlossen, doch fragt man sie nach ihrem Wunsch für die kommenden Jahre, so lautet dieser ganz salopp: „Einschlafen und nicht mehr aufwachen“. Ursula Fischer nimmt das Thema mit Humor, macht Witze darüber. „Ich habe zu dem Pfarrer gesagt: Was ist denn da oben los, der will mich wohl nicht“, sagt die Katholikin und lacht. „Na, ich werde wohl mal eine Mail schreiben“, erwidert ihr Sohn. Der Humor liegt in der Familie.