Köthen Köthen: Wiese ist von Bohrflüssigkeit befreit
Köthen/MZ. - Bei der lehmfarbenen Substanz, die von Unbekannten im Elsdorfer Weg entsorgt worden war, handelt es sich um Bentonit. Das teilte die Landkreisverwaltung auf MZ-Anfrage mit. Bentonit ist eine Emulsion, die bei Erdbohrungen verwendet wird.
Bei Analysen seien "keine relevanten Schadstoffgehalte" festgestellt worden, so Udo Pawelczyk, Sprecher der Kreisverwaltung.
Wie die MZ berichtete, war die Substanz auf einer etwas versteckt gelegenen Wiese nahe der Bahnlinie abgeladen worden. Rüdiger Hoppe, dessen Grundstück in unmittelbarer Nachbarschaft liegt, hatte den Frevel entdeckt und Alarm geschlagen. Vielleicht sei das Zeug schädlich für Mensch und Umwelt, meinte er.
Diese Befürchtung hat sich nun nicht bestätigt. Doch dürfen trotzdem selbst harmlose Substanzen einfach so in der Gegend wild entsorgt werden? Diese Frage richtete die MZ an die Landkreisverwaltung. Nach Angaben von Pressesprecherin Marina Jank sei das Bentonit auf dem besagten Grundstück, welches in Privatbesitz ist, nur "zwischengelagert" worden. Und zwar mit Einverständnis des Grundstückseigentümers. Die Kreisverwaltung habe gefordert, dass das Bentonit entfernt wird, und dies sei inzwischen erfolgt, so Marina Jank. Die MZ sah sich vor Ort um: Die Substanz ist weg.
Trotzdem bleiben einige Fragen. Zum Beispiel: Wenn der Stoff tatsächlich mit Einverständnis des Grundstückseigentümers abgeladen wurde - warum wurde dann die Schranke, die die Zufahrt zum Grundstück versperrt, nicht mit einem Schlüssel geöffnet, sondern abgeschraubt, wie Hoppe feststellte? Und warum musste das Bentonit auf der Wiese "zwischenlagern", statt gleich ordentlich entsorgt zu werden? Die Kreisverwaltung wollte den den Namen des Unternehmens nicht nennen, das hinter der Geschichte steckt.
Lothar Lange, Inhaber der Köthener Firma "Lange Rohr- und Kanaldienste", kennt sich in der Branche aus. Das Gemisch Bentonit-Abraum, das auch bei Kanalbauarbeiten anfällt, müsse entsorgt werden, weiß er. Die entsprechenden Entsorgungsfirmen übernehmen dies nicht zum Null-Tarif.
"Die Entsorgungspreise sind stark gestiegen und erreichen bis zu 50 Euro pro Tonne", so Lange. Hinzu kommen noch die Fahrtkosten. So gebe es Firmen, die diese Ausgaben vermeiden wollen und ihr verbrauchtes Bentonit einfach irgendwo in der Gegend verkippen. So verschaffen sie sich einen Wettbewerbsvorteil gegenüber der Konkurrenz, die die Flüssigkeit ordnungsgemäß entsorgen lässt. Anwohner vermuten, dass das Bentonit von einer Firma stammt, die in der Region Bohrarbeiten durchführt. Rüdiger Hoppe hat bei der Polizei eine Anzeige erstattet.