Köthen Köthen: Von Beruf Perfektionist
KÖTHEN/MZ. - Im Alter von 14 Jahren meldete er sich im Köthener Schützenverein an der "Baggerkiete" an. Fasziniert vom Hobby Schießen, betrat er bald auch beruflich das Feld der Sport- und Jagdwaffen. Er absolvierte in Suhl (Thüringen) eine Lehre zum Büchsenmacher und wollte damit zukünftig in der Lage sein, seine Wettkampfgewehre selbst herstellen zu können.
Weg war anders geplant
Nun ist der gebürtige Köthener bereits im Alter von 24 Jahren Meister eines heutzutage eher seltenen Handwerks. Am 8. Januar wurden ihm sein Zeugnis und der Meisterbrief offiziell übergeben. Dieser schnelle berufliche Aufstieg war jedoch alles andere als geplant, wie ein Blick in die Vergangenheit des Sportschützen zeigt. "Ich wollte eigentlich erst einmal vier bis fünf Jahre lang Berufserfahrungen sammeln, bevor ich die Meisterprüfung in Angriff nehme", erklärt er.
Diese Berufserfahrung wollte er beim Luxus Sport- und Jagdwaffenunternehmen Heym erhalten. Die Firma, ebenfalls mit Sitz in Suhl, bot Manuel Dannat direkt nach seiner Lehre eine Stelle in der Produktion an. Es lief jedoch ganz anders, als Manuel Dannat es sich vorgestellt hatte. Nach nur neun Monaten wurde er schon wieder entlassen.
"Es mussten Stellen abgebaut werden, und da ich noch nicht lange dort gearbeitet hatte, musste ich natürlich als Erster gehen", sagt der Sportschütze.
Das war ein herber Rückschlag in seiner beruflichen Laufbahn. Diese Enttäuschung konnte ihn aber nicht davon abbringen, in seinem Traumberuf voran zu kommen. Nur kurze Zeit später beschloss Manuel Dannat auf Anfrage der Berufsschule, in der er bereits seine Lehre absolviert hatte, auch gleich seinen Meister zu machen. Diesen Plan konnte er mit Hilfe des Aufstiegsfortbildungsförderungsgesetzes, auch Meister-Bafög, finanzieren.
Inzwischen erinnert sich Manuel Dannat mit einem Lächeln an die Zeit der Fortbildung zurück. "Es war sehr stressig", aber rückblickend sei es die richtige Entscheidung zu diesem Zeitpunkt gewesen. Seine Augen leuchten auch noch immer, wenn er sein Meisterstück aus dem Keller holt und darüber spricht, wie schwer die Montage gewesen wäre. "Und wir hatten nur 20 Arbeitstage Zeit dafür", bemerkt er. Für diese Prüfung hatte sich Manuel Dannat etwas ganz besonderes ausgedacht. Er baute einen überaus seltenen Flintendrilling. Dieser zeichnet sich durch drei gleichkalibrige Läufe aus und ist laut Manuel Dannat ein Einzelstück. "Die Einzelteile mussten allesamt aus eigener Tasche bezahlt werden und beliefen sich auf ungefähr 2 700 Euro", ergänzt er. Der Wert nach der Fertigung wird auf 7 000 Euro geschätzt, jedoch ist das Gewehr für den Schützen unbezahlbar, weil "viel Schweiß und Herzblut in der Waffe steckt", wie er erläutert.
Seine Leistungen wurden durchgängig mit "gut" und "sehr gut" belohnt. Neben der Verarbeitung muss auch die Funktionalität durch Präzision bestechen. Der Büchsenbauermeister probiert sein Meisterstück gern selbst auf der Köthener Schießanlage aus. "Es wurde ja nicht nur zum Anschauen gebaut, sondern auch, damit es benutzt wird", berichtet er.
Seit seiner Entlassung hatte Manuel Dannat keine neue Stelle gefunden und der Köthener hofft, dass sich dies nun - mit dem Meisterbrief in der Tasche - ändern wird. Er stellte sich z. B. schon bei der Deutschen Versuchs- und Prüfanstalt für Jagd- und Sportwaffen (DEVA) vor, wo einer seiner ehemaligen Lehrer derzeit arbeitet. "Kontakte sind gerade in diesem Beruf immens wichtig", stellt Manuel Dannat fest. Wer glaubt, die einzige Aufgabe eines Büchsenmachers sei es, Sport- und Jagdwaffen zu bauen, täuscht sich. Manuel Dannat hat sehr wohl eine Vielzahl von Möglichkeiten in seinem Beruf. Neben der Produktion kann er auch in Aufgabenbereichen wie Reparatur, Verkauf oder sogar als Lehrkraft an der Berufsschule arbeiten. Die Möglichkeiten sind ihm als jungem Handwerksmeister jedenfalls gegeben.
Mitglied der Schützengilde
Nebenbei ist Manuel Dannat noch immer Mitglied der Schützengilde in Köthen und ist dort u. a. als staatlich anerkannter Schießleiter ehrenamtlich aktiv. Die Verbundenheit zum heimischen Verein habe ihn in der Zeit der Ausbildung in Suhl immer wieder nach Köthen zurück gezogen. Nach vielen regionalen Erfolgen in seiner sportlichen Karriere ist sein Wettbewerbshunger noch nicht gestillt. Regelmäßig treibt es den Schützen auf den Schießplatz, um weiter zu üben.
Unter den wenigen jüngeren Mitgliedern des Vereins genießt er trotz seiner erst 24 Jahre durchaus Vorbildfunktion, jedoch fehle es an Nachwuchs, sowohl im Verein, als auch im Beruf des Büchsenmachers, stellt er fest. Da ist es doch beinahe ein Glücksfall, dass der Sportschütze mit Benjamin Voges aus Raguhn potentiellen Nachwuchs gefunden hat. Voges befindet sich momentan im dritten Lehrjahr an der gleichen Schule in Suhl.
Nachdem Manuel Dannat kurz im Kopf durchzählt, kommt er auf nicht mehr als eine Hand voll Büchsenmacher in Sachsen-Anhalt. Dieser Beruf, der bereits im Mittelalter ausgeführt wurde, finde immer weniger Interessenten, obwohl Fachleute benötigt werden.
Mit Manuel Dannat hat Sachsen-Anhalt jedenfalls wieder einen jungen Büchsenmachermeister, der darauf brennt, seine Fähigkeiten mit der Hilfe von Erfahrungen weiter zu perfektionieren.