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Köthen Köthen: Schwerer Pfusch am Vorzeigebau

Von MATTHIAS BARTL 24.07.2009, 15:17

KÖTHEN/MZ. - Man werde innerhalb des Hauses möglicherweise Umverlegungen vornehmen müssen, "aber ausfallen wird nichts, egal, wie schwierig die Umstände sind". Was direkt auf die schlechte Nachricht hinführt: Das Veranstaltungszentrum am Schloss, erst vor anderthalb Jahren feierlich der Öffentlichkeit übergeben, weist schon sichtbare bauliche Mängel auf.

Detektivisch nachgespürt

Der Pfusch, dem Schuster und Weiß monatelang detektivisch nachgespürt und den sie in einem Mängelprotokoll akribisch festgehalten haben, zeigt sich gleich an mehreren Stellen des Hauses: schwarzer Schimmel, Pilze, Ausblühungen - hier hat Wasser über längere Zeit hinweg für Schäden gesorgt. Ursache Nr. 1 liegt in einem undichten Rohr in dem Heizungsstrang, über den große Bereiche des Erdgeschosses mit Wärme versorgt werden. Ursache Nr. 2 liegt in einem defekten Abflussrohr im Café des Veranstaltungszentrums. Und wenn es ganz dick kommt, dann gibt es noch eine Ursache Nr. 3: am Giebel der Remise, dort wo sich das Gedenkschild für den Erbauer Bandhauer befindet, sieht die Wand im Sockelbereich ausgesprochen durchfeuchtet aus - möglicherweise ist hier die Sperrschicht im Fundament undicht und sorgt für aufsteigende Nässe. "Das ist aber bislang nur eine Vermutung", stellt Rüdiger Weiß fest. Allerdings eine nicht ganz unbegründete, wenn man sich die Wand ansieht.

Und wenn man sich die anderen Fehlleistungen ansieht. Besonders betroffen sind die Damentoilette im Erdgeschoss und die Garderobe. Beide Räume sind nur durch eine Trockenbauwand getrennt, die der Schimmel nach Lage der Dinge schon durchdrungen hat. Informiert von der Lage ist auch der Hausherr, die Stiftung Schlösser und Dome des Landes. "Die Stiftung hat die Toilette jetzt gesperrt", sagt Rüdiger Weiß. Eine Maßnahme mit organisatorischen Folgen: Wenn zum Beispiel am Montag beim MDR-Musiksommer das Haus voll ist, muss die Pause verlängert werden, denn es stehen dann den weiblichen Besuchern nur noch zwei Toiletten statt sieben zur Verfügung - da sind Wartezeiten abzusehen. Weiß weiß, was ihm an diesem Abend blühen wird: "Das wird ein mächtiges Geschimpfe geben."

Das mächtige Geschimpfe wird wohl auch danach noch anhalten. Denn mit der Sperrung der betroffenen Toilette ist es nicht getan im Veranstaltungszentrum. Die gesamte Damentoilette müsse raus, meint Michael Schuster. Er sei zwar kein Baufachmann, könne sich aber nicht vorstellen, dass man das Problem damit löst, indem man den Raum nur lange genug trocknen lässt, nachdem man das defekte Rohr ausgetauscht hat.

Und wenn die Damentoilette raus muss, dann heißt das, dass auch die Garderobe verschwindet - das ganze Ensemble steckt in einem lang gestreckten Trockenbauwürfel im Erdgeschoss. "Da das Haus auf alle Fälle auch während der fälligen Bauarbeiten genutzt wird, werden wir eine Interimsgarderobe schaffen müssen", sagt KKM-Chef Schuster. Wo, ist noch nicht entschieden. Vorläufig umziehen muss auch das Ticketsystem für die Abendkasse. Es hatte seinen Platz im Bereich der Garderobe finden sollen, dies freilich ist nun erst einmal nicht möglich - "wir finden dafür eine andere Möglichkeit", so Schuster.

Sechs Wochen Bauzeit

Die Stiftung rechne mit einer Bauzeit von etwa sechs Wochen, sagt Schuster. Dies sei das Ergebnis einer Besichtigung der betroffenen Stellen durch Eigentümer und Planungsbüro. Geschlossen werden, und zwar für geschätzte vier bis sechs Wochen, muss auch das Café, damit die Reparaturen in diesem Bereich erledigt werden können. "Aber wir werden weiter gastronomische Leistungen durchführen, das hat auf die Arbeit des Hauses letzten Endes keinen Einfluss in dem Sinne, dass wir unseren Service reduzieren. Wir werden auch keine Veranstaltung ausfallen lassen. Am Wochenende haben wir zum Beispiel eine Hochzeit im Anna-Magdalena-Bach-Saal, die findet natürlich auf alle Fälle statt und auch alle anderen, die noch geplant sind - und ohne den Veranstalter mit zusätzlichen Kosten zu belasten", unterstreicht Michael Schuster.

Und Rüdiger Weiß ergänzt: "Selbst wenn wir damit operativ und organisatorisch einen Riesenaufwand haben." Die kulturellen Veranstaltungen in den Sälen seien ohnehin nicht betroffen - dort gibt es keine Wasserschäden. Was man vom Fahrstuhl nicht sagen kann: Im Schacht steht das Wasser 20, 30 Zentimeter hoch.

Die Frage nach den Ursachen der Misere zieht automatisch auch die Frage nach der Klärung der Schuld nach sich. Hier greife die Gewährleistung, betont Ralf Lindemann, Bauexperte der Stiftung. Wenn man wisse, wer den Schaden verursacht hat, werde man ihn zur Beseitigung auffordern - und auch zur Beseitigung der Folgeschäden. "Es gibt immerhin eine vierjährige Gewährleistungsfrist."