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Köthen Köthen: Nur noch ein Obdachlosenheim

Von MATTHIAS BARTL 04.07.2011, 19:48

KÖTHEN/MZ. - Auch wenn es makaber klingt: Manchmal kann aus einem Dachstuhlbrand Gutes entstehen. In der Köthener Augustenstraße brannte es am 13. Juli 2010 in einem Haus, in dem die Stadt Köthen Obdachlose untergebracht hatte. In der Folge war die Einrichtung nicht mehr nutzbar.

Von den fünf Leuten, die bis zum Brand in der Augustenstraße 63 wohnten, wurden drei in Wohnungen "privater Dritter", wie die Stadt sagt, umgesetzt, zwei weitere versorgten sich selbst mit eigenem Wohnraum. Wodurch letztlich in der Verwaltung die Frage auftauchte, ob nicht die Situation in Köthen so weit gediehen war, nur mit einem Obdachlosenheim auszukommen, zumal auch im zweiten Objekt, der Angerstraße 51 / 52 in Geuz, die Zahl der dort Wohnenden rückläufig war.

Was in der Endkonsequenz daran liegt, dass zwischenzeitlich angesetzte Zwangsräumungen häufig nicht mehr durchgeführt würden, wie die Stadt festgestellt hat, da die Betroffenen vorher ausgezogen sind und selbst anderen Wohnraum beschafft haben. Oder weil sie nach Klärung der Mietzahlungen mit der Komba einen Mietvertrag erhalten.

Derzeit sind in der Angerstraße nur zwölf Obdachlose untergebracht. Eine Zahl, die einer Auslastung von etwa 30 Prozent entspricht. "Wir kommen mit einer Unterkunft hin", zeigte sich denn auch OB Kurt-Jürgen Zander zur jüngsten Sitzung des Hauptausschusses des Stadtrates überzeugt und plädierte dafür, die Angerstraße als Obdachlosenunterkunft aufzugeben.

Dass dies überhaupt möglich wird, liegt an dem Brand in der Augustenstraße 63 und dem Umstand, dass die Versicherung für die Beseitigung des entstandenen Schadens bei entsprechenden Rechnungsnachweisen fast 153 000 Euro tragen wird. Mit diesem Geld soll nun die Augustenstraße 63 so weit ertüchtigt werden, dass dort alle Obdachlosen untergebracht werden können. Wobei man davon ausgeht, dass die ursprüngliche Kapazität des Hauses von 15 bis 20 Personen völlig ausreichend ist. Daher soll die Augustenstraße 63 in drei Bauabschnitten saniert werden, womit man auch die erforderliche Sanierung des Objektes Angerstraße umgeht. Im ersten Bauabschnitt wird u. a. das Dach erneuert und werden die durch das Feuer und das Löschwasser geschädigten Räume wieder instand gesetzt, außerdem die Toiletten. Danach können in dem Haus schon 20 Personen in allen drei Etagen untergebracht werden. Im zweiten Bauabschnitt - von dem aber noch völlig offen ist, wann er begonnen werden kann - geht es um Umbauarbeiten in den Wohnetagen, wodurch weitere Unterbringungsplätze entstehen. Letztlich soll danach das Haus 23 Frauen und Männern Platz bieten.

Im dritten Bauabschnitt sollen der Dachausbau und der Einbau einer Gasheizung erfolgen. Der Dachausbau wird freilich nur realisiert, wenn tatsächlich Bedarf für noch mehr Platz in der Obdachlosenunterkunft besteht. Der Einbau der zentralen Gasheizung soll dem immer währenden Ärgernis mit den Automatiköfen entgegenwirken. Deren Haltbarkeit belaufe sich "aufgrund unsachgemäßer Handhabung und ungeeigneter Heizmaterialien" auf kaum zwei Jahre pro Ofen. Jeder Ofen inklusive Blech und Ofenrohr kostet aber 900 Euro, wodurch bei insgesamt 16 Öfen ganz schnell eine erkleckliche Summe zusammenkommen kann.

Die Kosten für den ersten Bauabschnitt sind auf rund 160 000 Euro veranschlagt, wobei der dickste Brocken aus dem Topf der Versicherung kommt. Die Abschnitte zwei und drei stehen derzeit mit geplanten 37 100 bzw. 99 000 Euro zu Buche.

Die allerspannendste Frage bleibt aber vorläufig noch unbeantwortet: Was wohl wird die Stadt mit dem Haus in der Angerstraße anfangen, wenn es einmal nicht mehr benötigt wird?