1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Köthen
  6. >
  7. Köthen Kultur und Marketing GmbH: Köthen Kultur und Marketing GmbH: Aufsichtsrat trennt sich von Michael Schuster

Köthen Kultur und Marketing GmbH Köthen Kultur und Marketing GmbH: Aufsichtsrat trennt sich von Michael Schuster

Von Matthias Bartl 15.12.2017, 05:00
Michael Schuster hat vielseitig gewirkt: Mit seinen Texten hauchte er Dobo Leben ein. Die Figur ist ein Köthener Maskottchen geworden.
Michael Schuster hat vielseitig gewirkt: Mit seinen Texten hauchte er Dobo Leben ein. Die Figur ist ein Köthener Maskottchen geworden. Heiko Rebsch

Köthen - Die offizielle Information ist nur dürr zu nennen. Danach werden sich die Gesellschafter der Köthen Kultur und Marketing GmbH und Geschäftsführer Michael Schuster, der die KKM seit ihrer Gründung leitet, in gegenseitigem Einvernehmen voneinander trennen.

Geschäftsführer Michael Schuster geht am 30. Juni 2018

Auf Wunsch Schusters, der sich neuen beruflichen Perspektiven widmen wolle. So in etwa ist es in einem Aufhebungsvertrag formuliert, den Schuster nur noch unterschreiben muss, damit er zum 30. Juni 2018 gehen kann.

Oder muss. Denn Aufhebungsverträge mit ihren üblichen Nebenabmachungen über Stillschweigen gegenüber Dritten und mit anderen Deckelungsversuchen erzählen in der Regel nie die komplette Geschichte.

In Köthen jedenfalls haben es seit Wochen die Spatzen von den Dächern gepfiffen, dass gerade Oberbürgermeister Bernd Hauschild unzufrieden mit Schuster war - vor allem mit dem Engagement, mit dem der KKM-Chef das Projekt Schlosssanierung inklusive der notwendigen Konzepte vorangetrieben hat.

Im Juni gab es vom Oberbürgermeister noch eine Zwischenzeugnis der Extraklasse

Was aber schon erstaunen darf: Denn noch im Juni hatte Hauschild, der als OB auch Aufsichtsratsvorsitzender der KKM ist, dem KKM-Geschäftsführer ein Zwischenzeugnis der Extraklasse ausgestellt. Das vierseitige Schreiben endet mit dem Satz: „Aufsichtsrat und Gesellschafter der Köthen Kultur und Marketing GmbH sind mit der bisher von Herrn Schuster geleisteten Arbeit in jeder Hinsicht außerordentlich zufrieden.“

Vertrauensverhältnis sei nachhaltig gestört

Ein halbes Jahr später hinwieder soll der Aufsichtsrat die Abberufung Schusters mit sofortiger Wirkung beschließen, weil „das mit dem Geschäftsführeramt untrennbar verbundene Vertrauensverhältnis nachhaltig gestört“ sei. In der Begründung werden mehrere Aufgaben angeführt, die Schuster in der Zeit von August bis November hätte erledigen sollen, aber - so ist es nachzulesen - nicht erledigt hat. Daraus resultiere das nachhaltig gestörte Vertrauensverhältnis.

Der Beschluss über die Abberufung wurde ebenso mehrheitlich gefasst wie der folgende Beschluss über die Kündigung von Schusters Anstellungsvertrag. Die Kündigung erfolgt fristgemäß zum 30. Juni 2018.

Schuster hat versucht die Vorwürfe zu entkräften

Michael Schuster hat noch während der Aufsichtsratssitzung 14 Anlagen verteilt, in denen er auf die Vorwürfe eingangen ist und sie zu entkräften versucht hat. Was ihm gelungen sei, wie nicht nur ein Aufsichtsrat meint. Umso mehr ist Schuster, der der Gesellschaft seit dem Jahr 2008 vorsteht, tief enttäuscht davon, wie man im Aufsichtsrat mit ihm umgegangen ist.

Hinsichtlich des von der Stadt angebotenen Aufhebungsvertrages und dem gegenseitigen Einvernehmen spricht der Mann aus Baalberge von „völligem Quatsch“. „Es gibt kein Einvernehmen. Man hat mich vom Acker gejagt wie einen räudigen Hund, das können Sie genau so zitieren.“ Den angebotenen Aufhebungsvertrag werde er nicht unterschreiben, „die sollen mich kündigen“.

Michael Schuster hat kein gestörtes Vertrauensverhältnis erkennen können

Das gestörte Vertrauensverhältnis habe er nicht erkennen können, sagt Schuster, der einen Punkt der Vorwürfe als Ente bezeichnet. Ihm sei unterstellt worden, dass er die Gefahr hervorgerufen habe, dass die Stadt 15 Millionen Euro so genannte PMO-Mittel für das Schloss dadurch verlieren würde, weil er zum Jahresende noch kein Museumskonzept vorgelegt habe.

„Dazu muss man einfach feststellen, dass es diese 15 Millionen für das Schloss gar nicht gibt“, sagt Schuster - wo und wie also hätte er sie dann in Gefahr bringen können?

Für Ronald Mormann ist Schuster ein „Bauernopfer“

Für Ronald Mormann, Mitglied des KKM-Aufsichtsrates und Landtagsabgeordneter, ist Schuster ein Bauernopfer. Er sieht vielmehr Leute am Werk, die kein ernsthaftes Interesse daran haben, die Anhalt-Info zu bauen und das Köthener Schloss vollständig zu sanieren. „Ich war strikt dagegen, Schuster abzuberufen und zu kündigen. Ich weiß schließlich, mit wem ich mich in den letzten zehn Jahren über das Schloss und seine Sanierung unterhalten habe - nämlich mit Michael Schuster.“

Es sei aber - so der Vorwurf, der sich nur an die Stadt richten kann - immer wieder versucht worden, „Schuster von den Aufgaben fernzuhalten, für deren Nichterfüllung er jetzt bestraft wurde“. Mit Schuster sei der Motor der Schlossentwicklung gefeuert worden, sagt Mormann - „und da kann man sich mal Gedanken machen, worum es wirklich geht - also nicht um Herrn Schuster“.

Interims-Geschäftsführung soll installiert werden

Mormann, zugleich Vorsitzender des Kulturausschusses des Kreistages, sieht mit der Aktion gegen Schuster und die KKM auch den Kreistag hintergangen, der eben erst einen neuen Vertrag zur KKM beschlossen hat, der der Gesellschaft in den nächsten zehn Jahren zehn Millionen Euro zusichert. Ein Vertrag, der notariell aber noch nicht beglaubigt ist: „Normalerweise“, findet Mormann, dürfte der Landkreis am Freitag die notarielle Beglaubigung des Vertrages aufgrund der aktuellen Entwicklungen nicht absegnen.

„Aber da es dem Landkreis in weit stärkerem Maße als etlichen Köthener Aufsichtsratsmitgliedern um das Schloss, die Kultur in Köthen und nicht zuletzt um die Mitarbeiter der KKM geht, wird man trotz des Vertrauensbruchs vermutlich sein Wort halten.“

Mormann kann letzten Endes der Entwicklung sogar noch Positives abgewinnen, „obschon man hier die berufliche Laufbahn eines ehrlichen Mannes zerstört hat“: Wer noch gezweifelt habe, „weiß seit Mittwoch, wie dringend notwendig es ist, dass ab Januar der Landkreis das Sagen hat in der KKM“.

Um eine Führungslosigkeit der Gesellschaft zu vermeiden, sollen mit sofortiger Wirkung Vize-Landrat Bernhard Böddeker und Frank Amey aus der Stadtverwaltung die KKM interimsweise als Geschäftsführer leiten. (mz)