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Köthen Köthen: Kreissparkasse schließt drei Filialen

Von HELMUT DAWAL 08.07.2010, 16:45

RADEGAST/KÖTHEN/MZ. - Die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld wird zum 1. September im Altlandkreis Köthen drei ihrer Filialen schließen. Konkret betrifft es die Geschäftsstellen in Radegast, Edderitz und Kleinpaschleben. Das teilte Andreas Czaja, Bereichsleiter Vorstandsstab Personal der Kreissparkasse, in einem MZ-Gespräch mit.

Zwei Gründe führte Czaja für diese Entscheidung an. Zum einen werde das Online-Banking immer stärker genutzt. "Viele erledigen ihre Bankgeschäfte bereits von zu Hause aus, so dass Besuche in der Sparkassenfiliale seltener werden", informierte Czaja. Zum anderen trage der Bevölkerungsrückgang zum Sinken der Kundenfrequenz und der Anzahl der zu betreuenden Kunden bei. Allein im Landkreis Anhalt-Bitterfeld sei im Zeitraum 2000 bis 2009 die Bevölkerung um 12,1 Prozent zurückgegangen. Das habe bereits Dienstleistungsunternehmen und öffentliche Einrichtungen wie Kindergärten oder Schulen gezwungen, Standorte zusammenzulegen. Aufgrund dieser Entwicklungen bleibe auch der Sparkasse nichts anderes, als ihr Filialnetz anzupassen.

Laut Czaja wird in den von den Schließungen betroffenen Orten künftig eine fahrbare Geschäftsstelle die Bargeldversorgung sichern. Dabei handele es sich um einen Bus, der bereits im Zerbster Raum unterwegs ist und für den ein Fahrplan erstellt wird, über den die Sparkasse noch informiere. "Alle weiteren Bankdienstleistungen können in den jeweils nächstgelegenen Filialen mit den gewohnten Beratern in Anspruch genommen werden", sagte Czaja. Einen Personalabbau werde es durch die Schließungen nicht geben, die betroffenen Mitarbeiter wechseln laut Czaja in benachbarte Filialen. Mit der Schließung dieser drei Filiale werde auch das Ziel verfolgt, die verbleibenden Standorte nachhaltig zu stärken. Andreas Czaja weiß, dass die Schließung bei den davon betroffenen Kunden nicht unbedingt Freude auslösen wird. "Mit den dann noch vorhandenen 24 Filialen und zwölf Selbstbedienungsstellen sowie einer fahrbaren Geschäftsstelle bleibt die Kreissparkasse Anhalt-Bitterfeld im Vergleich zu anderen Banken weiterhin das Geldinstitut mit dem dichtesten Filialnetz und sichert weiterhin eine flächendeckende Geldversorgung und den kompletten Bankservice", betonte Czaja.

"Wir haben viele alte Leute hier. Die müssen dann womöglich mit dem Taxi zur nächsten Sparkasse nach Gölzau fahren. Das kostet doch wieder Geld." Barbara Welke schimpfte, als sie am Donnerstag von der MZ um ihre Meinung zur Schließung der Radegaster Sparkassenfiliale gebeten wurde und überlegte: "Vielleicht sollte man eine Unterschriftensammlung starten und dagegen protestieren?" Ähnlich sah es Vera Krone. Sie wohnt in Zehmitz. "Ich muss dann nach Görzig oder nach Zörbig fahren. Das ist nicht schön", äußerte sie.

Auch Werner Hellmich kritisierte die vorgesehene Schließung der Sparkasse. "Wo bleibt da die Bürgernähe, wenn man bis nach Zörbig, Gölzau oder Görzig fahren muss?", fragte er. Betroffen seien nicht nur die Radegaster. "Ich kenne auch viele Leute aus Göttnitz, Cösitz und Löbersdorf, die seit Jahren hierher zur Sparkasse kommen. Denen wird das auch nicht gefallen", fügte Hellmich hinzu.

Alle drei waren sich einig, dass mit dem Wegfall der Sparkassenfiliale dem Städtchen Radegast wieder ein Stück Lebensqualität genommen wird. "Das Gestüt wurde uns genommen, die Verwaltung ebenso. Auch die Polizeistation, sagt man, soll wegkommen. Was bleibt uns dann überhaupt noch?", äußerte Barbara Welke.

Werner Hellmich bedauerte, dass es vor Jahren nicht gelungen war, einen Supermarkt in Radegast anzusiedeln. Einen Investor habe es gegeben, doch sei der Supermarkt vom Bürgermeister abgelehnt worden, um die Händler in der Stadt zu schützen. Dabei hätte, zeigte sich Hellmich überzeugt, ein Supermarkt auch Leute nach Radegast gezogen. Auch an der Kreisgebietsreform mit der Konzentration auf die Stadt Südliches Anhalt ließ Hellmich kein gutes Haar. "Ich ziehe vor den Gröbzigern den Hut. Die wehren sich wenigstens. Aber in Radegast nimmt man alles so hin."