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Köthen Köthen: Kissen wecken Erinnerungen bei Demenzkranken

Von Katrin Noack 19.12.2012, 17:33

KÖthen/MZ. - Das Haupt lässt sich auf diesen Kissen vielleicht nicht ganz so gut betten. Denn obwohl weich und gefüllt wie andere Polster ihrer Art, sind die so genannten Fühlkissen von Monika Wengler, Brigitte Langenberg und den anderen Frauen des Köthener Vereins "Künstlerische Textilgestaltung" für das Auge und die Hände gedacht. Mit denen kann der Betrachter das kunterbunte Kunstwerk aus Stoff und Accessoires am Besten entdecken. Die Kissen sind aus verschiedensten Vierecken zu einem Patchwork zusammengesetzt. Edle seidige Stoffe finden sich neben Frottee, Jeans oder gar alten Material für Waschlappen. Druckknöpfe, ein Reißverschluss, Schlaufen oder Schnallen verzieren jeweils die Vierecke.

Drei Fühlkissen und mehrere kleine Decken in dieser Form haben die Frauen des Vereins für die Demenzerkrankten der Wohngruppen der Volkssolidarität in der Köthener Brunnenstraße gefertigt. Für die Bewohner sind die Kissen eine gute Beschäftigungsmöglichkeit, denn sie finden an dem bunten Polster vieles, das sie an Alltägliches erinnert, etwa die Frotteestoffe, die an Bettwäsche erinnern. "Diese Stoffe kommen unheimlich gut an", berichtet Ines Trettin, die Demenzkranke in der Tagespflege betreut.

Wie auch die Fühlkissen. "Davon sind wir sehr begeistert, sie sind handlicher als die Decken", begründet die Pflegeschwester. Manch ein Bewohner der Wohngruppen beschäftige sich eine Stunde oder länger mit dem Kissen, "bis er alles entdeckt hat", schildert Ines Trettin.

Die Idee für die Fühlkissen hat Brigitte Langenberg beim Surfen im Internet entdeckt. Solche Kissen, besonders für Demenzerkrankte gedacht, können auf Tauschbörsen oder bei Privatanbietern bestellt werden. Allerdings, betonen die beiden Frauen vom Verein und die Mitarbeiterinnen der Volkssolidarität, kosteten diese oft mehr als hundert Euro und seien nicht so schön. "Es ist nichts anderes, als das, was wir machen", stellte Brigitte Langenberg bei der Recherche mit. Schnell begeisterte sie ihre Mitstreiterinnen für das Fühlkissen. Patchwork, Sticken, Klöppeln - diese und andere Handarbeiten beherrschen die fingerfertigen Köthenerinnen und die konnten sie bei den Kissen anwenden. "Alle Vereinsmitglieder waren beteiligt, haben zum Beispiel Stoffe dazugegeben", berichtet die Initiatorin.

Damit die Kissen bei der Zielgruppe auch gut ankommen, haben sie ihre Polster quasi gemeinsam mit den Demenzerkrankten in der Brunnenstraße entwickelt. "Das ist unsere Testreihe", sagt Monika Wengler und weist auf die Decken und das Kissen mit dem orangefarbenen Rand. In den Wohngruppen wurden sie genau in Augenschein genommen, die Oberflächen der Stoffe ertastet und die Griffigkeit erprobt. "Unsere Bewohner haben schon Vorstellungen geäußert, etwa die kleinen Kissen, die mit Druckknöpfen befestigt sind", demonstriert Anja Affeldt, Bereichsleiterin der Tagespflege, an zwei neue Kissen, die Monika Wengler mitgebracht hat.

Geschenke sind die nützlichen wie hübschen Kissen jedoch nicht. Die Frauen vom Verein wollen die Stücke, die sie jeweils individuell anfertigen, verkaufen. Bei der Volkssolidarität haben die Mitarbeiter bereits Interesse signalisiert. Monika Wengler und Brigitte Langenberg hoffen, auch andere für ihre Polster zu begeistern. Mit dem Geld könne der Verein beispielsweise die oft sehr teuren Stoffe für die Handarbeit finanzieren.

Wer sich für die Kissen interessiert kann sich bei Monika Wengler unter Tel: 03496 / 21 11 33 oder per E-Mail bei Brigitte Langenberg: [email protected] melden. Die Vereinsmitglieder treffen sich dienstags 16.30 Uhr im Awo-Seniorenclub, Mühlenbreite 49.