Köthen Köthen: Haarige Herausforderungen
KÖTHEN/MZ. - Männer dürfen wieder wie Männer aussehen. Fragwürdige - fast feminine - Frisuren und übertriebenes Styling gehören der Vergangenheit an. "Das Metrosexuelle ist endgültig passé", erklärt Thomas Seifert. Der 40-jährige Zwickauer muss es wissen. Immerhin ist er Deutscher Vizemeister im Herrenschnitt.
Am Samstag war der Profi-Friseur zu Gast im Salon "Monique" in der Köthener Franzstraße. Seine Mission war klar: die aktuellen Trends in die Bachstadt bringen. Köthen hat das auch bitter nötig. "Männer tragen Frisuren, die schon sehr lange out sind", kritisierte Katrin Arnhold die Haarpracht besonders auffälliger Exemplare. Irokesenhaarschnitte schlagen der Friseurin akut auf den Magen. "Man muss sich als Friseur das Ziel setzen, ein bisschen mehr Mode nach Köthen zu bringen", machte Thomas Seifert deutlich. Gesagt, getan.
Sechs Männermodelle wurden einer Rundumerneuerung unterzogen. Neuer Schnitt, neue Farbe. Unter den neugierigen Blicken der Mitarbeiterinnen der Salonkette "Modefrisur" ging Thomas Seifert ans Werk. "Es ist wichtig, darauf zu achten, dass euer Kunde den Kopf gerade hält", riet der Profi. Die Männermodelle machten es ihm nicht gerade leicht. "Rein bewegungsmäßig bist du eine Herausforderung für mich", wandte er sich an einen jungen Mann und versuchte, dessen Kopf in die richtige Position zu bringen.
Mit einer Schere machte sich Thomas Seifert ans Grobe. Für den letzten Schliff benutzte der Friseur ein Messer. "Das ist eine ganz alte Technik", erklärte er. Die Vorteile sprechen für sich. "Wenn ich das Haar mit dem Messer effiliere, entspannt sich die Naturwelle", erklärte Thomas Seifert. Die Frisur werde deutlich lockerer. Ein scharfes Messer sei für diese Technik wichtig.
Der Vizemeister riet, die Haare anschließend so zu fönen, dass sie gut stehen. Bei der Frisur von Pierre Deutschbein mündete dies im 50er-Jahre-Stil. Ein bisschen Schaumfestiger, ein wenig Herumgewurschtel und schon war der zerzauste Männer-Look perfekt. "Gewöhnungsbedürftig", fand Pierre Deutschbein. Dass er einige Haare für seine Trendfrisur lassen musste, machte dem Köthener nichts aus.
Mehr Mut gefordert
Diese Einstellung hat längst nicht jeder Mann, wie Katrin Neuendorf weiß. "Die Köthener könnten mutiger sein", bemerkte die Friseurmeisterin. Maschinenhaarschnitte kann sie allmählich nicht mehr sehen. "Bei Männern muss es praktisch sein", ist Katrin Neuendorf bewusst. Das müsse aber nicht bedeuten, sich jeglicher Trends zu verwehren. Kurze Nackenpartien und voluminöse Oberköpfe sind vorteilhaft, um maskuline Kopfformen zu betonen.
"Frauen sind mutiger", stellt Friseurin Katrin Arnhold immer wieder fest. In Sachen Damentrendfrisuren gibt es aber auch in Köthen Nachholbedarf. Was derzeit angesagt ist, hatte Thomas Seifert am vorhergehenden Wochenende erläutert. Das absolute Nonplusultra sind 3-D-Haarfarben. Helle und dunkle Nuancen werden dabei miteinander kombiniert, um dem Haar eine Höhen- und Tiefenwirkung zu verleihen. Eines der vier Frauenmodelle war Katrin Arnhold. Dass sie den Salon mit roten Haaren verließ, war bei der Friseurin nichts Neues. Seit mehr als zehn Jahren trägt sie rote Haare. Von der Kompetenz des Profi-Friseurs war die Friseurin beeindruckt. "Er arbeitet salonnah", lobte auch Katrin Neuendorf. Die Friseurmeisterin hatte die Seminare für die Mitarbeiter der Salonkette "Modefrisur" organisiert.
Regelmäßige Schulungen
"Die Kunden sind anspruchsvoller geworden", erzählte Katrin Neuendorf. Schulungen stünden deshalb regelmäßig auf dem Programm. "Jeder Mitarbeiter besucht mindestens vier Seminare", erklärte sie. Jährlich. Dazu gehören Frisuren, Farben und Make up. Schulungen mit Profi-Friseuren sind immer etwas Besonderes, aber natürlich nicht ganz billig. "Das ist es wert", räumte die Friseurmeisterin ein. Immerhin seien die Mitarbeiter der Salonkette "Modefrisur" bestrebt, die Bedürfnisse der Kunden auf einem hohen Niveau zu erfüllen.
Thomas Seifert, der als freier Mitarbeiter der Wella AG für Schulungen gebucht werden kann, war bereits zum vierten Mal bei den Köthenern zu Gast. Im September kommt der Profi-Friseur erneut. Dann bringt er die aktuellen Herbsttrends mit. Beim "Modefrisur"-Team fühlt sich der Zwickauer wohl. Er schätzt die angenehme Atmosphäre und das gute Grundwissen der Mitarbeiterinnen.
Das Friseurhandwerk wurde Thomas Seifert in die Wiege gelegt. Der Zwickauer stammt aus einer Friseur-Familie. Mittlerweile ist er Deutscher Vizemeister, mehrfacher Deutscher CAT-Meister und Vizeweltmeister im Team. Er besitzt mehrere Salons und gibt rund 30 Seminare jährlich - und das weltweit.