Köthen Köthen: Den Menschen zugewandt
köthen/MZ. - An einen Disput, wie ihn nur Kinder führen können, erinnert sich Armin Kensbock noch recht gut. "Ich werde später einmal heiraten", sagte er als Steppke seinem gleichaltrigen Cousin. Und der konterte: "Ich werde einmal Priester." Gekommen ist es genau umgekehrt: Der Cousin ist verheiratet, Armin Kensbock wurde ein Mann der Kirche.
Es ist nunmehr 30 Jahre her, dass Armin Kensbock seine Weihe als Priester erhielt. Das war am 19. Juni 1982 in Magdeburg. Der gebürtige Hasselfelder hat es nicht bereut, sich für eine Laufbahn in der katholischen Kirche entschieden zu haben, auch wenn das anfangs überhaupt nicht sein Ziel war. In den "Flegeljahren", das war so in der 8. und 9. Klasse, ließ Kensbock, der aus einer katholischen Familie stammt, sogar Kirche Kirche sein. "Da war ich mal weg vom Glauben, ging nicht mehr zum Gottesdienst und zur Jugendstunde ", erinnert er sich.
In Blankenburg lernte er den Beruf eines Zerspaners und fand hier wieder Freunde, für die Gott etwas bedeutete. Zudem sprach er oft mit einem Vikar, was mit dazu beitrug, den eigenen Lebensweg neu zu definieren. "Ich wollte ganzheitlich Christ sein", erzählt der heute 58-Jährige. Beinahe wäre er in einen Orden gegangen, hatte sich bereits intensiv mit den Benediktinern und den Dominikanern beschäftigt. Seine Eltern hielten ihn aber davon ab, ins Kloster könne er doch immer noch gehen, sagten sie ihm damals.
So holte Armin Kensbock zunächst das Abitur nach und studierte von 1975 bis 1980 in Erfurt Theologie. Dem schloss sich das Pastoralseminar an. Im Februar 1982 wurde Kensbock zum Diakon geweiht, vier Monate später zum Priester. Neun Jahre arbeitete er als Vikar in Quedlinburg, Halle und Staßfurt. Als im Jahr 1991 in Delitzsch eine Pfarrstelle frei wurde, bewarb er sich erfolgreich darum. 15 Jahre arbeitete Armin Kensbock in Delitzsch und wurde 2006 im Zuge von Strukturveränderungen innerhalb des Bistums Magdeburg nach Köthen versetzt. "Leicht ist mir der Wechsel nicht gefallen. Ich hatte die Pfarrei lieb gewonnen und viele Kontakte geknüpft." Gänzlich unbekannt war ihm Köthen aber auch nicht. 1978 hatte er hier ein dreiwöchiges Praktikum absolviert. "Von daher wusste ich ja, dass Köthen so eine ausgefallene Pfarrkirche hat und dass hier mit dem Herzogspaar was war. Das hat mich schon interessiert", blickt er zurück.
Armin Kensbock ist ein sehr humorvoller Mensch. Das hat ihm wohl auch ein wenig geholfen, den Wechsel von Delitzsch nach Köthen etwas leichter zu nehmen. Seine damalige Gemeinde informierte er bei der Faschings-Büttenrede mit einem Vers: "Die schöne Zeit in Delitzsch geht nun flöten, demnächst werd' ich Pfarrer in Köthen."
In St. Maria stürzte sich Kensbock in die Arbeit. Langeweile kam gar nicht erst auf. Das Pfarrhaus wurde modernisiert, der Pfarrgarten strukturiert, das Kircheninnere saniert, Glocken angeschafft und die Orgel rekonstruiert, zählt Kensbock wichtige Ereignisse seiner Köthener Amtszeit auf. Mit Frühschoppen und Kolping-Familie seien dem Gemeindeleben neue Impulse gegeben worden. "Ein bisschen Sorgen macht mir die Kinder- und Jugendarbeit. Wir haben zwar viel Potential und viele Angebote, aber wir erreichen derzeit zu wenig Kinder und Jugendliche", nannte Kensbock ein Problem, an dessen Lösung er weiter intensiv arbeiten will.
Pfarrer sein - das heißt für Armin Kensbock, sich den Menschen zuzuwenden, ihnen Mut machen, sie aufbauen, wenn sie Sorgen haben, sie vielleicht auch mal kritisieren. Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Brautgespräche, Trauergespräche, Religionsunterricht, Haus- und Krankenbesuche, Sitzungen mit Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, Begegnungen mit den ökumenischen Partnern und natürlich die Gottesdienste bestimmen den Arbeitsalltag des Pfarrers, der dadurch viele Möglichkeiten hat, mit den Menschen in Kontakt zu sein. "Meine Leidenschaft ist der Gottesdienst. Und mein Ehrgeiz ist es, eine würdige, eine ansprechende Liturgie zu feiern", nennt Armin Kensbock, was ihm besonders am Herzen liegt.
In der Freizeit liest er manches Buch und manchen Artikel, um auch Anregungen für die Predigt zu finden. Im Urlaub reist er gern durch Deutschland, hin und wieder auch ins Ausland. Und er ist begeisterter "Tatort"-Zuschauer. "Da darf mich möglichst keiner anrufen. Das wissen aber die meisten", sagt Kensbock. Der sehr bedauert, seinem früheren Hobby, der Malerei, nicht mehr nachgehen zu können, weil dafür die Zeit fehle.
Auch wenn er nicht verheiratet ist, so fühlt sich Armin Kensbock keineswegs einsam. "Meine Familie ist meine Pfarrei, von der fühle ich mich auch getragen", sagt er. Und sinniert: "Vielleicht haben es die anderen schwerer. Denn die müssen ja tagtäglich in der Gemeinschaft leben, mit allen Stärken und mit allen Schwächen. Ich als Pfarrer kann mich da leichter einmal zurückziehen."