Köthen Köthen: Bach-Gedenkstätte soll moderner und international werden
köthen/MZ. - "Das Schloss ist schön in so manchem Teile, es könnte aber noch schöner sein." Diesen Wunsch äußerte am Donnerstag Johann Sebastian Bach höchstpersönlich, der mitten in eine neuzeitliche Präsentation mit Laptop und Beamer hineinplatzte. Und er meinte im Speziellen die Räumlichkeiten, in denen Michael Schuster, Geschäftsführer der Köthen Kultur und Marketing GmbH, gerade dabei war, Gedanken für deren künftige Nutzung vorzutragen.
Hier in diesem Raum, dem Musiksaal des Johann-Georg-Baus, habe er, der Hofkapellmeister, für den Fürsten Leopold gespielt. Gleich daneben befinde sich das Schlaf- und spätere Sterbezimmer des Fürsten. Hier sei er auch vom Fürsten mit Wein und Worten getröstet worden, als er 1720 von einer Reise zurückkehrte und erfahren musste, dass seine geliebte Frau Maria Barbara zwischenzeitlich gestorben war.
Musik gehört in diesen Raum - und so freute sich Bach, dass Nick Gerngroß auf einem historischen Clavichord einige seiner Stücke spielte. "Er spielt barfuß, das ist nicht usus", wunderte sich der Meister ein wenig, fand das Barfuss-Spielen zumindest für die Orgel ganz gut geeignet.
Bach - alias KKM-MitarbeiterChristian Ratzel - verschwand, wie er gekommen war. Michael Schuster setzte seinen Vortrag darüber fort, was aus dem seit zwei Jahren leerstehenden Flügel des Schlosses werden könnte. Jan Hofmann, Staatssekretär im Landes-Kultusministerium, der vom Landtagsabgeordneten Ronald Mormann (SPD) begleitet wurde, hörte aufmerksam zu.
"Wir sind hier auf dem Territorium von Weltkulturerbe", beschrieb Schuster die Einzigartigkeit und Authentizität der Räume im Johann-Georgs-Bau, die zuletzt von der Kreismusikschule genutzt wurden. Hier habe Bach unter anderem die sechs Suiten für Violoncello geschrieben. "Diese Suiten gelten überall als oberster Prüfstein für jeden Cellisten", sagte Schuster. Es sollte daher unbedingt eine Integration dieses Gebäudes in die Bach-Ausstellung erfolgen. "Die Bach-Gedenkstätte hat in den letzten Jahren etwas an Attraktivität verloren. Wir müssen sie wieder aufwerten", befand der KKM-Chef. Eine Konzeption sehe vor, die Bach-Gedenkstätte zu modernisieren und zu internationalisieren. "Die Hälfte unserer Gäste spricht nicht deutsch. Viele kommen auch aus Japan und China", informierte Schuster. Darauf müsse reagiert werden. Zugleich sollte eine Umgestaltung so erfolgen, dass sie Kinder gut anspricht, beispielsweise in Gestalt eines begehbaren Tasteninstruments. "Wir möchten alles durchgehend erschließen, die jetzige Bach-Gedenkstätte und den Johann-Georgs-Bau", sagte Schuster. Im Vergleich zu anderen Städten, in denen Bach gewirkt habe, verfüge Köthen "über die meisten original erhaltenen Erinnerungsstätten an Bach", nannte Schuster ein Argument dafür, sich der Aufwertung der Gedenkstätte an den großen Meister intensiv zu widmen.
Jan Hofmann, der erstmals das Köthener Schloss besuchte, nahm all das mit großem Interesse auf. "Ich bin hochsensibilisiert für dieses Thema und werde darüber mit den Verantwortlichen reden", sagte er der Mitteldeutschen Zeitung nach seinem Besuch.