Kommentar zum Schweinehochhaus Kommentar zum Schweinehochhaus: Hilfe für arme Schweine

Das Schweinehochhaus Maasdorf zählt beileibe nicht zu den riesigen Zuchtanlagen in Deutschland. Bis zum Jahresbeginn wurden dort 500 Sauen gehalten; in Vorpommern gibt es einen Betrieb mit 10 000 Muttersauen, die jährlich eine Viertelmillion Ferkel zur Welt bringen. Was Tierschützer an Maasdorf provoziert, ist die radikale Effizienz, die hier auch architektonisch auf die Spitze getrieben ist.
Die Erbauer haben auf jeden Anklang an die bäuerliche Landwirtschaft verzichtet. Die Schweine leben in einem Plattenbau, sechs Etagen übereinander. Kein grünes Blatt zu sehen, kein Matsch zum Wühlen. In anderen modernen Großställen ist das genauso - aber in Maasdorf tut man gar nicht erst so, als biete man ein artgerechtes Umfeld.
Das Schweinehochhaus bietet Tierschützern daher ein einfaches Ziel. Wer aber glaubt, ein Abriss dieses Symbols verbessere die Lage der armen Schweine in diesem Land, macht sich etwas vor. Die eigentliche Ursache ist der gewaltige Appetit der Deutschen auf Fleisch. Er führt dazu, dass die Ställe immer größer werden und Haustiere immer mehr als seelenloser Produktionsfaktor behandelt werden. Wer dem etwas entgegensetzen will, kann dafür etwas im Supermarkt tun: bei der bedachten Auswahl der Zutaten für seine Mahlzeiten.
Neben dieser Frage der Moral gibt es eine weitere: Tut der Staat genug, um seine Tierwohl-Gesetze durchzusetzen? Dass ein Betrieb in Sachsen-Anhalt statistisch alle 24,4 Jahre kontrolliert wird, lässt daran zweifeln. Je nach Bundesland und Landkreis schauen die Behörden unterschiedlich genau hin. Das darf nicht sein. Wenn der Staat den Produzenten auf Augenhöhe gegenübertreten will, muss er massiv aufrüsten - sonst sind Gesetze nichts wert.
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