Jobcenter hatte Leistungen gestrichen Jobcenter Köthen hatte Leistungen gestrichen: Geht es jetzt für junge Mutter wieder bergauf?

Köthen - Zehn Stufen muss man überwinden, um vom Warteraum mit dem grauen Teppich, den 50 Stühlen und drei Tischen empor zu den Büros der Sachbearbeiter im Jobcenter Köthen in der Neustädter Straße zu gelangen. Silvana Hartmann ist diesen Weg zu oft gegangen in den vergangenen Jahren. Die 33-Jährige hofft, dass sie sehr lange nicht mehr dort hinauf muss, denn sie hat endlich Arbeit gefunden.
Eine schwere, unheilbare Krankheit, die schwierigen Umstände ihres Lebens als alleinerziehende Mutter von zwei Kindern waren die Hindernisse auf dem Weg. Und dann hat das Jobcenter noch die Zahlungen für Miete und die restlichen Kosten des Lebens eingestellt. Seit Freitag sind die ersten Hürden ausgeräumt.
Silvana Hartmann hat Arbeit gefunden, die Arbeitsagentur zahlt nach, was bisher angehalten wurde, denn das war die größte Sorge der jungen Mutter: „Wie geht es weiter, wenn der Vermieter mich und meine Kinder auf die Straße setzt?“ Eine Mahnung über die ausstehende Miete für den Oktober hatte sie da bereits bekommen, die Arbeitsagentur hatte die Zahlung eingefroren.
Silvana Hartmann arbeitet künftig 25 Stunden die Woche, 100 Stunden im Monat
Man sei davon ausgegangen, dass Silvana Hartmann bereits vom 22. Oktober an wieder in Arbeit sei, aber das war ein Irrtum, die junge Frau hat einen Arbeitsvertrag, der erst am 5. November begonnen hat. 25 Stunden die Woche, 100 Stunden im Monat. Sie verdient knapp zehn Euro die Stunde. Keine Reichtümer. „Es ist ein Anfang, die Arbeit macht mir Spaß, ich will endlich weg vom Leistungsbezug. Das ist mein Ziel“, sagt sie.
Mit dem Aufhebungsbescheid für die Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II, im Volksmund Hartz IV genannt, den Silvana Hartmann Ende Oktober im Briefkasten fand, hatte sie düstere Aussichten. So dicht liegen Leid und Freude beieinander. „Ich hatte viel Lauferei, ich musste viel telefonieren. Leider kommen die Informationen nicht immer schnell genug zu den zuständigen Sachbearbeitern“, weiß sie.
Auch wenn es vom Jobcenter heißt, die Aufhebung der Leistungen, die Silvana Hartmann, ihrem neunjährigen Sohn und ihrer elfjährigen Tochter widerfahren ist, sei keine Sanktion, wie sie das Bundesverfassungsgericht jetzt streng begrenzt hat. Für die Köthenerin hat es sich dennoch so angefühlt. „Wenn die Miete nicht mehr kommt, wenn man einen Aufhebungsbescheid für die monatlichen Zahlungen für die Kinder und mich selbst bekommt, dann steht man erst einmal vor dem Nichts.“
In diesen Tagen haben sich die Probleme offensichtlich aufgelöst
In diesen Tagen haben sich die Probleme offensichtlich aufgelöst. Silvana Hartmann ist auf hilfsbereite und zugewandte Mitarbeiter in der Behörde getroffen. Sie hat die Anzeige dabei, die sie bei der Polizei gegen den, wie sie sagt, dubiosen Betreiber einer Model-Seite im Internet gestellt hat.
Das Jobcenter vermutete, Hartmann habe dort Geld verdient, das Einkommen aber nicht angegeben. Sie hat den Arbeitsvertrag für den Job im Callcenter dabei, die Mahnung ihres Vermieters. „Ich habe immer mitgearbeitet, alle Bedingungen erfüllt, damit alles in Ordnung ist.“
Das Jobcenter wird die Miete sofort überweisen, die Leistungen für sie und ihre Kinder werden nachgezahlt
Deshalb ist dieser Tag auch so etwas wie ein Glückstag für die junge Mutter. Das Jobcenter wird die Miete sofort überweisen, die Leistungen für sie und ihre Kinder werden nachgezahlt. „Ich habe zum Glück einen großen Freundeskreis, die helfen sehr.“
Ihr Partner betreut die Kinder während sie nachmittags arbeitet. Es scheint, als füge sich alles zum Guten und zum Besseren. „Es gibt Perspektiven“, lächelt Silvana Hartmann, die zierliche Frau. Das Leben erscheint wieder leicht an diesem Montag. Entschlossen geht sie weiter. (mz)