Jäger befürchtet eine neue Unfallquelle bei Löbnitz
GRÖBZIG/MZ. - Allerdings enthält der Beschluss einen Wunsch an die Stadt Köthen: Diese möge prüfen, ob die bei diesem Vorhaben fälligen Ausgleichspflanzungen tatsächlich auf jener Fläche vorgenommen werden, die in der Planung ausgewiesen ist. Es handelt sich um einen Acker an der Kreuzung der Landesstraße L 148 mit der Kreisstraße K 2086, die Löbnitz und Wörbzig verbindet.
Eine Stellungnahme der Stadt Gröbzig zur Erweiterung des Löbnitzer Betonwerkes ist erforderlich, da die Fuhnestadt eine Nachbargemeinde der Stadt Köthen ist, zu der Löbnitz als Ortsteil gehört. Die Fläche, auf der die Ersatzpflanzungen vorgesehen sind, liegt in der Gemarkung Wörbzig, einer Ortschaft von Gröbzig.
Die Passage zu den Ausgleichspflanzungen geht auf eine Intervention des Stadtrates Karl-Heinz Ecke zurück. "Es ist keine gute Idee, nahe einer stark befahrenen Landesstraße zu pflanzen", meinte Ecke. Der Stadtrat, der auch Vorsitzender der Köthener Jägerschaft ist, befürchtet nämlich, dass eine Erweiterung der Pflanzung - an dieser Stelle wurden schon in der Vergangenheit Ersatzpflanzungen vorgenommen - zu einer wachsenden Zahl der Verkehrsunfälle mit Wild führen wird. "Tiere nutzen solche Flächen gern als Schutz", so Ecke. "Von hier aus überqueren sie dann die Fahrbahn, was zu Kollisionen mit Fahrzeugen führen kann."
Als Beispiel nannte der Jäger die bepflanzte Fläche bei Radegast, die beim Bau der Umgehungsstraße entstand. Diese Fläche liegt dicht an der Bundesstraße 183. "Das Wild sucht das Areal nun als Deckung auf, bevor es über die Bundesstraße in Richtung Cösitz oder in Gegenrichtung zieht", so der erfahrene Jäger. "Seitdem kommt es hier öfter zu Verkehrsunfällen mit Personen- und Sachschäden."
Der Gröbziger kennt sich nicht nur beim Verhalten des Wildes aus. Während seines gesamten Berufslebens und im Rahmen seines Jagd-Hobbys beschäftigt sich der Diplom-Landwirt mit Pflanzen, Landschaftsgestaltung und Landeskultur sowie Biotopverbesserung. Zu DDR-Zeiten und auch nach der Wende engagierte sich der ehemalige Hallenser bei zahlreichen Bepflanzungen unter anderem an Deponien und auch an Feldwegen . Von ihm und seinen Jagdgenossen gepflanzte Bäume und Büsche wachsen nicht nur im Alt-Kreis Köthen, sondern auch im Saalkreis oder im Mansfelder Land.
Eckes Argumente stießen bei seinen Stadtratskollegen nicht auf taube Ohren. Zumal er auch der Meinung ist, es gebe genug andere Flächen, die für Ausgleichspflanzungen besser geeignet seien. Als Beispiel nannte er das Areal in der Nähe von Löbnitz, auf dem ehemalige Stallanlagen stehen. Aber auch der so genannte Tauchgraben zwischen Löbnitz und Cörmigk biete sich an. "In Köthen lassen sich sicherlich auch andere geeignete Areale finden", so der Gröbziger. Es gibt genug Feldwege, wo das immer noch möglich ist", meint der Vorsitzende der Jägerschaft.
Pflanzungen an der genannten Straßenkreuzung bei Löbnitz hält der studierte Landwirt Ecke übrigens auch aus einem anderen Grund für falsch: Es ist nämlich eine Ackerfläche. "Schade um den guten Boden", so der Gröbziger. "Schade darum, zumal die landwirtschaftlich genutzten Flächen auch insgesamt zurückgehen."
Werner Georges, Leiter der Köthener Stadtplanungsabteilung, teilt die Argumente von Karl-Heinz Ecke nicht. Georges beruft sich bei dieser vorhabenbezogenen Planung auf gesetzliche Richtlinien, die in diesem Fall keineswegs verletzt würden.
So sollen solche Pflanzungen möglichst am Ort des Eingriffs vorgenommen werden. Die Ackerfläche, auf der gepflanzt wird, sei in Privateigentum, und der Besitzer entscheide selbst, ob dort eine bewaldete Fläche entstehen soll. Die Stadt Köthen selbst habe kaum noch Flächen in ihrem Eigentum, auf denen Ersatzpflanzungen erfolgen könnten. Was Wild betreffe, so wissen die Kraftfahrer, dass sie auf den entsprechenden Strecken vorsichtiger fahren sollten. Außerdem zeige der Alltag, dass es Wildunfälle oft auch auf Strecken ohne Wald oder Büsche gibt.
Allerdings zeigte sich Georges in Bezug auf ein eventuelles Gespräch mit Karl-Heinz Ecke über das Problem sehr aufgeschlossen. "Herr Ecke kann jederzeit zu uns kommen", beteuerte der Stadtplaner.